Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
sprechen kann. Wie kannst du ihm nur so in den Rücken fallen?«
»Darum geht es doch gar nicht!« Ray fing langsam an, sauer zu werden. »Als wir den Pakt geschlossen haben, hätte keiner von uns gedacht, dass so etwas passieren könnte. Aber falls jemand auf Barry geschossen hat, um sich für das, was wir getan haben, zu rächen, sind wir – du, Julie und ich – auch nicht mehr sicher.«
»Und wenn es ganz anders war? Wenn irgendein zugedröhnter Irrer völlig grundlos auf Barry geschossen hat und du gehst zur Polizei? Dann hättest du ihn umsonst verraten. Er würde sofort nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus ins Gefängnis wandern. Glaubst du nicht, dass er auch so schon genug durchmacht?«
»Gibt es denn gar keine Möglichkeit, mit ihm zu sprechen?«, sagte Julie. »Er muss schließlich erfahren, was passiert ist.«
»Vergiss es.« Helen stieß einen frustrierten Seufzer aus. »Die lassen ja nicht einmal mich zu ihm.«
»Warum rufen wir ihn nicht einfach an?«, schlug Ray vor.
»Weil er kein Telefon auf dem Zimmer hat, danach habe ich auch schon gefragt.«
»Was ist mit seinen Eltern?«, schlug Julie vor. »Ich meine, sie dürfen ihn schließlich besuchen. Denen wird er doch bestimmt erzählt haben, wer ihn an dem Abend angerufen hat, oder?«
»Soweit ich weiß, denken sie, dass ich es war«, sagte Helen.
»Das dachten sie vielleicht gestern Abend noch«, meinte Julie, »aber da hatten sie ja noch keine Gelegenheit gehabt, mit Barry zu sprechen. Mittlerweile müssten sie eigentlich wissen, was wirklich passiert ist.«
»Ich kann sie anrufen und fragen«, bot Ray an.
»Du?«
»Warum nicht? Barry und ich sind alte Freunde. Ich habe es schon gestern Abend bei seinen Eltern versucht, gleich nachdem ich erfahren habe, was passiert ist, aber da waren sie nicht zu erreichen.«
»Von mir aus, ruf an.« Helen zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich erzählen sie dir sogar mehr als mir.«
»In Ordnung.« Ray stand auf und ging zum Telefon. »Hast du die Nummer?«
»Drück mal auf die Wahlwiederholung, da müsste sie drinstehen.«
Ray nahm das Telefon, betätigte die entsprechende Taste und stellte dann auf Mithören. Schon nach dem ersten Klingeln meldete sich eine leise männliche Stimme.
»Mr Cox? Guten Abend, hier ist Raymond Bronson.«
»Ray?« Die Stimme des Mannes klang älter, als er sie in Erinnerung hatte. »Das ist ja eine Überraschung! Ich wusste gar nicht, dass du immer noch in der Stadt bist.«
»Ich bin auch erst vor ein paar Tagen aus Kalifornien zurückgekommen«, erklärte Ray, »und hatte noch keine Gelegenheit, mich bei Barry zu melden, bevor ich erfahren habe, was passiert ist. Ich kann es immer noch nicht fassen. Wie geht es ihm?«
»Er wird durchkommen«, antwortete Barrys Vater. »Das hat uns jedenfalls sein behandelnder Arzt versichert. Und als seine Mutter und ich heute Nachmittag noch einmal im Krankenhaus waren, schien es ihm bereits viel besser zu gehen.«
»Das sind wirklich gute Neuigkeiten, Mr Cox«, sagte Ray erleichtert. »Und wie sind seine Aussichten sonst? Wird er im Herbst schon wieder Football spielen können?«
»Tja, was das angeht …«, Mr Cox zögerte, »… das Projektil ist in seinem Rückgrat stecken geblieben. Eine heikle Stelle, wie du dir sicher denken kannst. Die Ärzte können eine Lähmung noch nicht vollständig ausschließen.«
»Sie meinen, dass … dass Barry vielleicht nie wieder laufen können wird?« Gegen seinen Willen war Ray sein Entsetzen deutlich anzuhören.
»Zumindest besteht ein gewisses Risiko. Natürlich beten wir, dass ihm dieses Schicksal erspart bleibt. Im Moment ist er von der Hüfte abwärts gelähmt, aber es besteht Hoffnung, dass das nur ein vorübergehender Zustand ist. Selbstverständlich weiß er davon nichts. Es besteht kein Grund, ihn unnötig zu beunruhigen, bevor wir etwas Endgültiges wissen. Außerdem muss er erst einmal wieder zu Kräften kommen. Jedenfalls stehen die Chancen gut, dass er keinen größeren Schaden davontragen wird.«
»Das hoffe ich sehr«, sagte Ray.
»Das hoffen wir alle. Es war sehr nett von dir, anzurufen, Ray. Ich werde Barry ausrichten, dass du ihm alles Gute wünschst.«
»Bitte tun Sie das. Ach, und Mr Cox – ich habe mich gefragt, ob es vielleicht möglich wäre, ihn zu besuchen?«, sagte Ray, obwohl er in Anbetracht dessen, was er gerade erfahren hatte, leichte Skrupel hatte, diese Frage zu stellen. »Es ist Monate her, seit wir uns das letzte Mal getroffen haben, und ich
Weitere Kostenlose Bücher