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Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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würde wirklich gern mit ihm sprechen.«
    »Ich fürchte, das ist ausgeschlossen«, entgegnete Mr Cox freundlich, aber bestimmt. »Barrys Mutter und ich sind im Moment die Einzigen, die zu ihm dürfen. Besuche von Freunden wären zu anstrengend für ihn. Aber ich werde ihm ganz bestimmt ausrichten, dass du nach ihm gefragt hast.«
    »Konnten Sie eigentlich schon herausfinden, was genau passiert ist?«, setzte Ray hastig hinzu. »Ich meine, hat Barry Ihnen erzählt, wer ihn an dem Abend angerufen hat? Ich frage nur, weil in den Zeitungen so eine große Sache daraus gemacht wurde. Gibt es zwischen dem Anruf und dem, was passiert ist, eine Verbindung?«
    »Das ist ziemlich unwahrscheinlich«, antwortete Barrys Vater. »Soweit Barry uns erzählt hat, war es Helen Rivers, die ihn angerufen hat.«

ZWÖLF
    »Aber Helen hat geschworen, dass sie es nicht war, die angerufen hat.« Julie lehnte den Kopf gegen die Nackenstütze des Autositzes und seufzte so erschöpft, dass Ray ihr einen besorgten Blick zuwarf.
    »Alles okay?«
    »Oh, na klar. Alles bestens.« Der hysterische Unterton in ihrer Stimme jagte ihr selbst Angst ein. »Irgendjemand lügt, Ray – entweder Helen oder Barry oder Mr Cox. Wer ist es? Und warum?«
    Sie fuhren langsam durch die Stadt, während die untergehende Sonne die Berge im Osten wie mit pinkfarbenem Zuckerguss überzog.
    Irgendwo dort oben, dachte Julie, steht Megan gerade in der gelb gestrichenen Küche und überlegt, ob es sich lohnt, für sich allein zu kochen. Und ein paar Kilometer nördlich vom Haus der Greggs wird es auf dem Grillplatz allmählich immer dunkler und kühler, bis sich später vielleicht der Mond in den Zweigen der Kiefer verfängt.
    »Es ist wie in einem Karussell«, sagte sie müde. »Wir drehen uns mit unseren Fragen im Kreis, ohne Antworten zu finden. Warum sollte einer von den dreien lügen?«
    »Möglicherweise sagen sie ja alle die Wahrheit.«
    »Wie soll das gehen, wenn jeder etwas anderes behauptet?«
    »Indem jeder von ihnen glaubt , es sei die Wahrheit«, antwortete Ray. »Mr Cox hat vermutlich genau das wiederholt, was sein Sohn ihm gesagt hat. Wahrscheinlich ist Barry wirklich davon überzeugt, dass die Person am Telefon Helen war, selbst wenn sie es nicht gewesen ist.«
    »Du meinst, es war jemand, der sich für Helen ausgegeben hat?« Julie dachte einen Moment lang nach. »Das könnte natürlich sein, andererseits kennt Barry sie so gut …«
    »Aber er hat mit dem Anruf gerechnet. Sie hatte es an dem Tag schon mal versucht und ihm eine Nachricht hinterlassen mit der Bitte, sie zurückzurufen, was er aber nicht getan hat. Wenn die Person am Telefon ein Mädchen oder eine Frau war, die Helen gut kennt und ihre Stimme nachmachen kann, und wenn Barry erwartet hat, dass es Helen ist, könnte er darauf reingefallen sein.«
    »Aber wer sollte so etwas tun?«, fragte Julie, dann schlug sie sich an die Stirn, als ihr plötzlich ein Gedanke kam. »Elsa!«
    »Helens Schwester?«
    »Ich würde es ihr zutrauen. Sie ist immer schon neidisch auf Helen gewesen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich sie kennengelernt habe …«
    Sie verstummte, als sie an jenen strahlenden Frühlingstag vor über einem Jahr zurückdachte, an dem sie nach der Schule noch mit zu Helen nach Hause gekommen war, um sich deren Kleid für den Abschlussball anzuschauen.
    Sie war vorher noch nie bei Helen gewesen. Obwohl die Jungs, mit denen sie zusammen waren, befreundet waren, hatten die beiden Mädchen nur wenig gemeinsam. Helen war niemand, der leicht Freundschaften schloss, und nahm auch so gut wie nie an außerschulischen Aktivitäten teil, während Julie sich so sehr in den verschiedenen AG s und Schulausschüssen und als Cheerleaderin engagierte, dass ihr kaum Zeit für engere Freundschaften blieb.
    Aber an diesem Tag sprach Helen sie zwischen zwei Schulstunden überraschend im Gang an. »Ich habe endlich ein Kleid für den Abschlussball gefunden!«, erzählte sie ihr aufgeregt. »Hast du Lust, nach der Schule mit zu mir zu kommen und es dir anzusehen?«
    Ihre Augen leuchteten glücklich, und auf ihrem Gesicht lag der erwartungsvolle Ausdruck eines kleinen Mädchens, das einen kostbaren Schatz teilen möchte.
    Es war unmöglich, ihr Lächeln nicht zu erwidern.
    »Klar, warum nicht«, antwortete Julie und beschloss kurzerhand, das Treffen des Abschlussball-Komitees sausen zu lassen, das für den Nachmittag angesetzt war.
    Nach dem Unterricht trafen sie sich am Hinterausgang, schlenderten

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