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Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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eine blasse, gedrungene junge Frau auf dem Sofa saß.
    »Elsa«, sagte Helen, »das ist Ray Bronson, ein Freund von der Highschool. Julie James kennst du, glaube ich, schon. Ray, meine Schwester Elsa.«
    »Freut mich, dich kennenzulernen, Elsa«, begrüßte Ray sie höflich, auch wenn das glatt gelogen war. Er war selten jemandem vorgestellt worden, der ihm auf Anhieb so unsympathisch war. Es schien ihm völlig absurd, dass diese plumpe, mürrisch dreinschauende Frau mit einer Schönheit wie Helen verwandt sein sollte.
    »Hi.« Elsa nickte ihm zu und wandte sich dann an Julie: »Hey, Julie. Bist du krank gewesen oder so was? Siehst irgendwie anders aus als früher.«
    »Ich habe ein bisschen abgenommen«, antwortete Julie.
    »Setzt euch doch«, bat Helen. »Darf ich euch etwas zu trinken anbieten? Ein Bier oder eine Cola?«
    »Danke, aber wir wollen gar nicht lange bleiben.« Julie machte keine Anstalten, Platz zu nehmen. »Wir dachten nur, wir schauen kurz vorbei, um nachzufragen, ob du schon etwas Neues über Barry gehört hast. Hätten wir gewusst, dass du Besuch …«
    »Oh, kümmert euch nicht um mich«, unterbrach Elsa sie. »Ich wollte sowieso gerade gehen.« Sie hievte sich schwerfällig aus dem Sofa. »Ich bin aus dem gleichen Grund vorbeigekommen. Als ich heute Morgen in der Zeitung davon gelesen habe, war ich fassungslos. ›Mom!‹, hab ich gerufen. ›Jemand hat auf Barry Cox geschossen! Auf Helens Freund!‹ Tja, und nach der Arbeit bin ich dann sofort zu ihr gefahren, um zu sehen, wie es ihr geht. Aber sie scheint es ja ganz gut zu verkraften. Dachte eigentlich, sie wäre völlig fertig.«
    »Als Collie mich gestern Abend ins Krankenhaus gefahren hat, war ich das auch«, entgegnete Helen.
    »Collie?« Elsas kleine kalte Augen weiteten sich neugierig. »Wer ist das?«
    »Ein netter Nachbar, der zwei Türen weiter wohnt. Er hat im Fernsehen gesehen, was passiert war, und ist sofort ins Studio gefahren, um mir seine Hilfe anzubieten und mich ins Krankenhaus zu bringen. Barry wurde gerade operiert und seine Eltern waren schon dort. Niemand wusste, ob er es schaffen würde oder nicht. Es war einfach schrecklich. Aber Gott sei Dank hat er die OP gut überstanden, und die Ärzte meinen, dass er über den Berg ist.«
    »Das haben sie mir auch gesagt, als ich heute Morgen in der Klinik angerufen habe.« Ray nickte. »Mehr Auskünfte wollten sie mir aber leider nicht geben.«
    »Nur die engsten Angehörigen werden informiert.«
    »Wie kommt es eigentlich, dass du nicht bei ihm im Krankenhaus bist?«, wollte Elsa mit hochgezogenen Brauen wissen. »Nach allem, was du erzählt hast, bist du mit ihm doch praktisch verlobt.«
    »Barry braucht jetzt vor allem Ruhe. Ich besuche ihn später.« Helens Stimme klang angespannt. »Danke, dass du vorbeigekommen bist, Elsa. Das war wirklich nett von dir.«
    »Na hör mal! Dem Freund meiner Schwester wurde in den Bauch geschossen! Dabei denkt man immer, so etwas passiert nur in New York oder Los Angeles, und nicht in so friedlichen kleinen Städtchen, in denen ganz normale Menschen leben.« Widerstrebend machte Elsa sich Richtung Tür auf.
    Helen beeilte sich, sie ihr zu öffnen.
    »Ach übrigens.« Elsa drehte sich noch einmal um. »Mom lässt fragen, ob du vielleicht ein paar Tage nach Hause kommen möchtest. Du weißt schon, um dich ein bisschen von ihr aufpäppeln zu lassen. Sie hat Angst, dass du nicht ordentlich isst, wenn du allein hierbleibst.«
    »Lieb von ihr, aber sag ihr bitte, dass es mir gut geht und sie sich keine Sorgen machen soll.« Helen öffnete die Tür noch ein Stückchen weiter. »Bestell den anderen auch ganz liebe Grüße von mir, und noch mal vielen Dank, dass du gekommen bist.«
    »Das ist doch selbstverständlich. Wie gesagt, die Sache ist einfach schrecklich. Mom wird sich später bestimmt noch bei dir melden, um sich selbst davon zu überzeugen, dass es dir auch wirklicht gut geht. Du weißt ja, wie sie ist. Mach’s gut, Julie. War nett, dich kennengelernt zu haben, Ray.«
    Sie plapperte weiter irgendetwas vor sich, als sie durch die Tür auf den Gang trat. Helen machte schnell die Tür hinter ihr zu und lehnte sich mit einem Ausdruck übertriebener Erschöpfung dagegen.
    »Gott sei Dank!«, seufzte sie erleichtert. »Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass ihr vorbeigekommen seid. Ich hatte schon Angst, dass ich den ganzen Abend mit ihr hier rumhocken muss.«
    »Sie hat nicht besonders viel Ähnlichkeit mit dir«, stellte Ray

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