Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition)
unternehmen. – An einem meiner Seminare nahm einmal eine Rotdominante teil, die sich in einen Blaudominanten verliebt hatte und mit ihm nicht klarkam, weil es ihm ihrer Ansicht nach an «Temperament» fehlte. Wütend und frustriert fragte sie mich: «Was soll ich mit dem Typ anstellen? Muss ich mit dem ein Buch lesen gehen?»
Wenn man sich in jemanden verliebt, der zu einem anderen Typ gehört als man selbst, dann fühlt man sich von Eigenschaften angezogen, die man selbst nicht hat. Man glaubt, darin eine Ergänzung zu eigenen Verhaltensweisen zu erkennen. Wenn man sich jedoch in jemanden verliebt, der demselben Typ angehört, eventuell sogar die gleiche Doppeldominanz hat, dann geschieht es nach dem Motto: Gleich und gleich gesellt sich gern. Doch auch das läuft nicht zwangsläufig reibungslos ab und kann genauso viele Probleme hervorrufen. In der Verliebtheitsphase der ersten drei Monate «halluziniert» jeder: Im neuen Partner sieht man nur das Positive, bis dann nach einer Weile die Ernüchterung eintritt. Diese Phase ist gefährlich, denn jetzt kann es sein, dass sich negative Bewertungen über den Partner einschleichen, die vorher nicht vorhanden waren. Schlimmstenfalls sieht man irgendwann nur noch die «Fehler» des anderen. Vor Negativbewertungen und -wahrnehmungen sollten wir uns unbedingt hüten – und sie korrigieren, sobald sie sich einzuschleichen beginnen, auch wenn die Partnerschaft schon längere Zeit dauert! Es sind diese negativen Bewertungen, die die «Enttäuschungen» über nicht erfüllte Erwartungen verursachen. Wir müssen uns klarmachen: Wir haben jederzeit die Chance, unsere Denkgewohnheiten zu verändern, und wir sind immer frei darin, den anderen so oder anders zu sehen. Ebenso ist der andere frei darin, so zu sein, wie er möchte, und braucht sich nicht zu ändern, weil der Partner es so will.
Der Schlüssel zu einer glücklichen Partnerschaft besteht nicht darin, den Partner seinem Typ entsprechend auszusuchen. Der Schlüssel liegt darin, den eigenen Typ und den des Partners zu kennen, sich gegenseitig auf die unterschiedlichen Motive und Bedürfnisse einzustellen und sie zu akzeptieren .
Es ist einer der größten Wünsche jedes Menschen in einer Beziehung, so akzeptiert zu werden, wie er ist. Wer am anderen herummeckert oder -nörgelt, ihn ändern will oder ihm sein Verhalten vorwirft, ignoriert diesen Wunsch. Das sind lediglich Verliererstrategien , die geradewegs in eine Sackgasse führen. Solche Loser-Programme sollten wir unbedingt vermeiden bzw. überwinden (mehr dazu im nächsten Kapitel). Sonst wird die Parterschaft leicht zu einem Schlachtfeld, in dem mangels Menschenkenntnis der «Rosenkrieg» herrscht, bis die Beziehung zerrüttet ist.
Den Partner so zu akzeptieren, wie er ist – auch mit seinen Schwächen oder Schrullen –, hat nichts mit Resignation oder Laissez-faire zu tun. Eher schon damit, die Sache mit einem Schuss Humor zu sehen. Sobald man die Verhaltensmuster des anderen akzeptiert hat – anstatt sich darüber aufzuregen, sich zu ärgern oder ihm Vorwürfe zu machen –, kann man nach einer Lösung suchen, eventuell sogar gemeinsam mit dem Partner.
Erinnern Sie sich an unser Pärchen aus der Einführung, Seite 10? Heike Pfeifer, die Rotdominante, und Rolf Schorn, der Gründominante, kamen nicht miteinander klar, weil sie so unterschiedlich tickten. Früher hat sich Rolf immer darüber geärgert, dass seine Partnerin «auf allen Hochzeiten tanzt». Jetzt hat er beschlossen, das Positive dahinter zu sehen: «Heike möchte, dass in unserer Beziehung etwas los ist. Sie will mich eigentlich bei ihren Unternehmungen dabei haben!» Er macht sich die Vorzüge seiner Partnerin klar: «Ihre lebhafte Art hat mich immer fasziniert. Das war der Grund, warum ich mich in sie verliebt habe.» Er bespricht die Sache mit Heike, und die beiden finden eine Lösung: Zwei Abende pro Woche unternehmen sie nun beide zusammen etwas außer Haus, zwei weitere Abende verbringen sie gemeinsam zu Hause – «kuschelig» vor dem Kaminfeuer, wie Rolf es sich wünscht. Die nächsten zwei Abende ist Heike wie eh und je mit ihren Freundinnen auf Achse, und Rolf bleibt allein zu Hause. Und den siebten Tag lassen sie sich offen und entscheiden jeweils nach Lust und Laune, was sie gemeinsam oder allein unternehmen wollen. Das Wichtigste aber ist: Beide Partner sind nicht mehr «sauer» aufeinander, sondern akzeptieren, dass der andere eben anders tickt und andere Bedürfnisse hat, weil sie
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