Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition)
Kampfsportarten (Judo, Karate usw.) sehr gut, bei denen es neben dem intensiven körperlichen Training nicht zuletzt um Respekt vor dem Gegner, die Bewahrung des inneren Gleichgewichts und um Konzentration geht. Damit werden förderliche Eigenschaften geweckt, die sich auch in anderen Lebensbereichen positiv auswirken. Die europäischen Kampfsportarten wie Boxen sind demgegenüber «rücksichtsloser» und kennen weniger den Respekt für den anderen; da geht es mehr ums «Zuschlagen». Ein rotdominantes Kind zum stundenlangen Stillsitzen zu zwingen, damit beispielsweise die Hausaufgaben erledigt werden, bedeutet Stress für das Kind. Daher sollten solche Ruhephasen so kurz wie möglich gehalten werden. Ich schreibe hier aus Erfahrung, weil ich selbst ein rotdominantes Kind war und in der Schule niemals Glanzleistungen erbracht habe. Entweder war ich über- oder unterfordert, aber mit dem Herzen war ich eher selten dabei. Ausgetobt habe ich mich außerhalb der Schule.
Wir können das Schulsystem leider nur langfristig ändern, trotzdem können wir vieles dafür tun, dass sich unsere Kinder entfalten können und sich nicht verbiegen müssen.
Die Frage ist generell: Wollen wir Kinder, die «quadratisch – praktisch – gut» ins System passen und korrekte Staatsbürger sind, oder wollen wir Kinder, die sich selbst verwirklichen und glücklich sind? Auch bei der Kindererziehung gilt: Je mehr wir es verstehen, unsere Kinder entsprechend ihrem jeweiligen Typ anzusprechen, desto leichter wird es für sie und für uns. Und desto glücklicher sind unsere Kinder.
Leider machen auch viele Erwachsene in der Kindererziehung den Fehler zu glauben, ihr Kind müsse genauso ticken wie sie selbst, und versuchen dann vergeblich mit Erziehungsmaßnahmen auf sie einzuwirken, die auf ihren Typ, aber nicht auf den des Kindes abgestimmt sind.
Der gründominante Klaus kommt von der Schule nach Hause und erzählt seinem Vater, dass er von Klassenkameraden verprügelt worden ist. Der Vater, selbst rotdominant, ist entsetzt und sagt wütend: «Du darfst dir nichts gefallen lassen! Du musst zurückschlagen!» Klaus kann seinen Vater nicht verstehen und weint. Er hatte erwartet, dass sein Vater ihn in den Arm nimmt und tröstet. Stattdessen wird er jetzt auch noch ausgeschimpft und bekommt ein zweites Mal Prügel, diesmal verbaler Art. Es liegt Klaus nicht, sich mit den anderen Jungs zu raufen, und er ist auch nicht der Typ, der zurückschlägt. Er weiß sich nicht zu helfen. In der Schule wird er auch weiterhin des Öfteren von den anderen verprügelt, traut sich jetzt aber nicht mehr, etwas darüber zu Hause zu erzählen. Deshalb sagt er lieber gar nichts mehr. Der Junge wird immer stiller, und die Eltern fragen sich, warum .
Kinder müssen unterschiedlich erzogen werden, weil sie unterschiedlich sind – auch wenn eine Schein-Gerechtigkeit sagt, dass alle gleich erzogen werden müssen. Generell brauchen rotdominante Kinder eine «straffere Hand» in der Erziehung (den Begriff «autoritär» möchte ich bewusst vermeiden), damit sie anderen Kindern und Erwachsenen gegenüber nicht zu aufmüpfig und frech werden. Grün- und blaudominante Kinder hingegen müssen gefordert werden.
Die Unterschiedlichkeit der drei Typen lässt sich schon bei den Verhaltensweisen von Kindern sehr gut beobachten. Ein blaudominantes Kind z. B. wird nicht die Stützräder an seinem Fahrrad abschrauben, nur um zu sehen, dass es umfällt. Es wird die Räder so lange am Fahrrad lassen, bis es ganz sicher ist, dass es sie nicht mehr braucht. Erst dann wechselt es die Ordnung. Grün- und blaudominante Kinder sind auch in ihrem Spielverhalten gegenüber anderen Kindern ganz unterschiedlich: Gründominanten Kindern ist es egal, was gespielt wird, Hauptsache, alle Freunde spielen mit. Blaudominanten Kindern hingegen ist es egal, wer mitspielt, Hauptsache, es wird das Lieblingsspiel gespielt. Aufforderungen der Eltern wie «Nun spiel doch endlich mal mit den anderen Kindern!» scheitern darum als Erziehungsmittel, denn sie verurteilen typische Verhaltensweisen des Kindes, und das demotiviert.
Wer mehrere Kinder hat, merkt bald, dass sie womöglich ganz verschieden ticken. Ein guter Freund hat drei Kinder, die alle drei Typen repräsentieren. Wenn ich zu Besuch komme, stürmt als Erstes die rotdominante Tochter Andrea auf mich zu und will mit mir spielerisch kämpfen und rangeln. Der gründominante Sohn Stefan setzt sich auf meinen Schoß, erzählt mir, was er erlebt hat,
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