Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition)
die motiviert zur Arbeit gehen, gering ist. Der Anteil motiviert Arbeitender liegt gerade noch bei 10 bis 20 Prozent! Wie schon zu Anfang des Kapitels ausgeführt, lässt sich Motivation eben nicht «automatisieren», indem man einfach auf bestimmte Knöpfe drückt.
Die zuverlässigste Strategie, um Mitarbeiter zu motivieren, besteht darin, sie ihren Neigungen und Fähigkeiten entsprechend einzusetzen. Wenn Menschen Tätigkeiten erledigen, für die sie sich kompetent fühlen und die ihnen Spaß machen, arbeiten sie auch effektiv.
Selbst wenn die Arbeit nicht immer reine Freude ist, wird zumindest die allgemeine Zufriedenheit und Motivation deutlich höher liegen. Ein Mitarbeiter, der sich an seinem Arbeitsplatz selbst verwirklichen kann und weder über- noch unterfordert ist, ist primär motiviert , engagiert sich also um der Arbeit selbst willen, nicht weil er «Geld verdienen» will oder Ähnliches. Eine hohe Primärmotivation macht auch sekundäre Motivationsfaktoren wie Prämien oder dergleichen zumindest teilweise überflüssig.
Wenn’s mit dem Chef nicht klappt
Maria Klingenberg ist Leiterin der Buchhaltung eines mittelständischen Unternehmens. Als kompetente, loyale und gewissenhafte Mitarbeiterin genießt sie das Vertrauen ihrer Vorgesetzten. Sie stellt hohe Ansprüche an sich selbst und ist bemüht, immer alles richtig zu machen. In ihrem Team herrscht eine kollegiale und zugleich sachliche Atmosphäre. Ihre Mitarbeiter schätzen sie fachlich aufgrund ihrer hohen Ansprüche, fürchten sie aber auch wegen ihrer Strenge. «Die Chefin erkennt jeden Fehler auf den ersten Blick», sagt Sabine Ney, «sie hat einen eingebauten TÜV-Blick. Es ist schwer, ihre Anforderungen zu erfüllen.» Frau Klingenberg neigt dazu, ihre Mitarbeiter ständig zu kontrollieren, ob sie ihre Aufgaben planmäßig erledigen, worunter auch Frau Ney leidet. «Die Chefin ist ein echter Kontrolletti! Dauernd schaut sie mir und den anderen Kollegen über die Schulter. Man kann überhaupt nicht in Ruhe arbeiten», denkt Frau Ney und fragt sich, wie sich ihre Situation ändern lässt .
Wie lässt sich das Problem von Frau Ney lösen? Wir haben erfahren, dass man andere nicht verändern kann, dass auch Appelle, Vorwürfe und sonstige «Maßnahmen» nichts bringen. Wie kann sich nun ein Mitarbeiter in einer solchen Situation verhalten? Wenn Sie erkennen, welcher Typ Ihr Chef ist, haben Sie schon halb gewonnen. Natürlich haben Sie schon herausgefunden, dass Maria Klingenberg eine Blaudominanz hat. Folglich geht es ihr um die Sache, nicht um die Person von Sabine Ney. Anstatt sich zu ärgern oder aufzuregen oder frustriert zu reagieren, kann Sabine Ney den Zusammenhang nun richtig interpretieren:
«Frau Klingenberg hat einen hohen Qualitätsanspruch. Sie ist nicht misstrauisch, sondern will, dass alles in Ordnung ist und die Aufgaben exzellent erledigt werden.» Damit ist Sabine Ney aus der Falle aufreibender Konflikte heraus. Die Lösung ihres Problems: Jedes Mal, wenn Frau Klingenberg den Kopf zur Tür des Arbeitszimmers hereinsteckt, gibt sie ihr schon von sich aus detailgenaues Feedback, was sie gemacht hat und wie es mit den Aufgaben steht. Nach einer Weile hört Frau Klingenberg von selbst auf, ständig nachzufragen, und reduziert die Anzahl ihrer Kontrollen deutlich. Und Frau Ney kann wieder in Ruhe arbeiten .
Wichtig ist es auch im Berufsleben, immer wieder aus der Falle herauszukommen, Dinge «persönlich» zu nehmen, die gar nicht so gemeint sind. Wir haben alle die Neigung, das, was andere tun, auf uns zu beziehen, obwohl es unserem Gegenüber oft gar nicht um die Person geht, sondern um anderes. Im Grunde haben Sie nur wenige Alternativen: Sie können warten, bis sich Ihr Chef ändert, oder Sie können sich über ihn beklagen. Oder Sie können ihn dank Ihrer Menschenkenntnis richtig einschätzen und ihn so behandeln, wie er behandelt werden möchte.
So «verkauft» z. B. ein rotdominanter Ingenieur seinem gründominanten Abteilungsleiter eine «Neuentwicklung» als «Weiterentwicklung des bisherigen Gerätes». Und ein blaudominanter Mitarbeiter verkauft seinem rotdominanten Chef nicht die «erstklassig ausgearbeitete Strategie» auf dem Papier, sondern dass das Team mit dieser Strategie im Unternehmen «Vorsprünge vor anderen Teams gewinnen» kann.
Sie können innerhalb kürzester Zeit einen nervenden Chef (auch einen nervenden Mitarbeiter) «abstellen», indem Sie sich seinen Typ und seine Motive vergegenwärtigen und ihm
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