Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition)
voreingenommenen Beurteilung des Gegenübers führen können. Wenn man sich noch nicht näher kennt und oft nur ein einziges Gespräch bis zur Einstellung führt, können Fehlurteile entstehen, die zu Fehlbesetzungen von Positionen führen. Um Fehlurteile zu vermeiden und den Gesprächspartner richtig einzuschätzen, ist es sinnvoll, auch äußere Merkmale miteinzubeziehen.
Einer der typischen Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler, dem auch die beiden «Helden» unserer Geschichte unterlagen, ist der Halo-Effekt: Ein bestimmtes Merkmal, das am anderen richtig wahrgenommen wurde, überstrahlt alles Übrige und führt zu einem undifferenzierten Pauschalurteil. Heinrich Hagen, der Blaudominante, hat an Tanja Fleischauer, der Gründominanten, richtig wahrgenommen, dass ihr viel an Kommunikation liegt, während sachliche Fakten offenbar eher im Hintergrund stehen. Daraus schließt er, dass nicht nur Frau Fleischauer, sondern der ganze Betrieb so tickt, also alle Mitarbeiter gründominant sind. Das ist natürlich falsch! Denn in jedem Betrieb sind meistens alle Typen vertreten.
Umgekehrt hat Frau Fleischauer richtig wahrgenommen, dass Herr Hagen eher schweigsam ist. Dass sie ihm allerdings auch wenig Gelegenheit gab, sich und sein Können zu präsentieren, sieht sie nicht. Was sie auch nicht sieht ist, dass die zu besetzende Stelle in der EDV – im Gegensatz zu ihrer Personalabteilung – keine Gründominanz erfordert, sondern eher eine Blaudominanz. Von daher könnte Herr Hagen durchaus der richtige Bewerber gewesen sein, was im Gespräch allerdings nicht geklärt werden konnte. Frau Fleischauer unterlag ebenfalls dem Halo-Effekt: Sie glaubt, dass das, was für ihre Personalabteilung gut ist – nämlich Menschen mit Gründominanz –, auch für den gesamten Betrieb gut sein muss. Und das ist nicht der Fall (mehr zum Halo-Effekt und zu weiteren Beurteilungsfehlern im folgenden Kapitel).
Generell ist es in großen Unternehmen keine günstige Entwicklung, dass die Entscheidung, wer eingestellt wird, bei Personalabteilungen liegt, die das Team oder die Abteilung, in der die Person arbeiten soll, gar nicht kennen und nur über die fachlichen Anforderungen, nicht jedoch über die menschlichen Anforderungen Bescheid wissen. Besser ist es, aus der Personalabteilung eine Personaladministration zu machen und die Auswahl der Mitarbeiter von einem heterogen besetzten Team von Führungskräften entscheiden zu lassen. Mit dabei sein sollten vor allem auch zukünftige Kollegen und Chefs, die mit dem Betreffenden zusammenarbeiten werden.
Stellenanzeigen richtig formulieren
Mit den richtigen Worten in der Stellenausschreibung schenken Sie sich nicht nur viel überflüssige Arbeit, weil Sie nicht mit unpassenden Bewerbungen überhäuft werden, sondern Sie sprechen auch genau jene Menschen an, die Sie für die Stelle suchen. Zudem ersparen Sie sich hohe Kosten. Für jedes Unternehmen, egal ob klein oder groß, sind falsch besetzte Positionen teuer: Ein Fehler bei der Einstellung eines Angestellten kann bis zum Eineinhalbfachen des Jahresgehalts kosten. Wenn Sie also jemanden für 60 000 CHF Jahresgehalt einstellen, dann kostet Sie das Auswechseln dieser Person letztlich 90 000 CHF, wobei die emotionalen Kosten noch gar nicht eingerechnet sind.
Bei der Ausformulierung des Anzeigentextes für eine Stelle gilt es, die richtigen Schlüsselwörter und -formulierungen in den Anzeigentext hineinzusetzen, um die richtigen Kandidaten anzuziehen. Gerne schmücken sich Anzeigentexte für diverse Stellen mit scheinbar attraktiven Wörtern wie «Leistungslohn», «Karrieremöglichkeiten», «neue Herausforderungen» usw. Schauen wir uns genauer an, wie Menschen Karriere machen: Der Rotdominante «kämpft» sich hoch, und ihn motivieren daher auch die genannten Anreize – aber eben auch nur ihn. Wenn er vom Sekundärtyp her einen Rot-Anteil mitbringt, dann motivieren ihn die Anreize ein wenig, aber nicht vollständig. Der Blaudominante plant seine Karriere und wird befördert, weil er kompetent ist. Er fühlt sich daher von den Begriffen nicht angesprochen und steht ihnen eher gleichgültig gegenüber. Der Gründominante plant seinen beruflichen Weg nicht, und ihn schrecken die genannten Wörter eher ab, weil er dahinter eine «Ellenbogenmentalität» wittert, die ihm fremd ist. Wenn er befördert wird, dann wird er eher «geschoben», weil er beliebt ist.
Wie die richtigen Schlüsselformulierungen lauten könnten, mögen Sie aufgrund der
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