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Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition)

Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition)

Titel: Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Betschart
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anzusehen. Optimal ist es, wenn zuvor ermittelt wird, welche «Farben» die Kollegen haben. Wie schon im 2. Kapitel ausgeführt, sind heterogene Teams, in denen alle Typen vertreten sind, erfolgreicher als homogene. Primär sollte geschaut werden, welcher Anteil noch im Team fehlt, um für die Position eine geeignete Person zu finden, die genau diesen «fehlenden» Part ausfüllen kann.
    Generell ist es vorteilhaft, jemanden einzustellen, der komplementäre, ergänzende Persönlichkeitsanteile mitbringt. Doch dazu fehlt leider häufig vielen Chefs der Mut: Sie neigen dazu, eher eine «Kopie» von sich selbst einzustellen als jemanden, der sie ergänzt. Denn auf den ersten Blick scheint man sich mit jemandem, der genauso tickt wie man selbst, besser zu verstehen. So ist z. B. ein Chef, der selbst rotdominant ist, häufig geneigt, eine Sekretärin oder Assistentin einzustellen, die ebenfalls rot ist. Langfristig kann es jedoch hinderlich sein, weil dann gewisse Fähigkeiten fehlen, um die Arbeit «rund» zu machen. Besser wäre für ihn möglicherweise eine Kraft, die blaudominant ist: Sie würde «ihn strukturieren», würde also das tun, was ihm nicht liegt, nämlich eine geordnete Ablage herstellen, Vorgänge ordnen und nachverfolgen – Eigenschaften, die dem sprunghaften Roten fehlen.
Wenn Sie einen Feuerwehr-Kommandanten einstellen wollen, dann sollte er genügend Rot-Anteile haben. Ist er gründominant, dann ist es zum Löschen des Feuers zu spät, bis er die Sache mit seinen Leuten besprochen hat. Ist er blaudominant, dann ist das Haus abgebrannt, bevor er seinen Plan zur Rettung fertig ausgearbeitet hat.
    Bewerber im Vorstellungsgespräch beurteilen
    Heinrich Hagen wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen; er hat sich auf eine Führungsposition in der EDV eines mittelständischen Familienbetriebs beworben. Ihm gegenüber sitzt die Personalchefin Tanja Fleischauer. Nach der Begrüßung durch Frau Fleischauer und einem kurzen Smalltalk erzählt die Personalchefin ihrem Gegenüber ausführlich, wie sich der Betrieb seit der Gründung durch den legendären Heinz Fischer entwickelt hat. Zwischendurch wird sie immer wieder unterbrochen von Mitarbeitern, die unangemeldet zur Tür hereinschneien und kurz mit ihr sprechen. Frau Fleischauer versäumt es dabei nicht, Herrn Hagen die Mitarbeiter jeweils vorzustellen und ein paar positive Worte über ihre Arbeit im Unternehmen zu verlieren. Zwischendurch klingelt das Telefon, und Frau Fleischauer führt Gespräche mit den Anrufern .
    Inzwischen sind 30 Minuten vergangen, und Herr Hagen fragt sich, wann denn nun das Vorstellungsgespräch endlich beginnt. «Diese Frau Fleischauer ist ja eine rechte Labertasche», denkt er sich. «Ich frage mich nur, wann wir hier endlich zur Sache kommen.» Er hat etliche Unterlagen über Projekte mitgebracht, die er während seiner Berufslaufbahn erfolgreich abgewickelt hat und die er gerne als Referenzen im Vorstellungsgespäch einbringen möchte. «Aber ich komme hier überhaupt nicht zu Wort», denkt er sich, weil er nicht weiß, wo und wie er in dem Redeschwall seines Gegenübers einhaken kann, um das einzubringen, was ihm wichtig ist. Während die Personalchefin wieder weitläufig über die Firma spricht, merkt sie, dass ihr Gegenüber fast die ganze Zeit schweigt. «Welch ein Stockfisch!», denkt sie sich. «Mit dem wird man ja überhaupt nicht warm. Und das, obwohl ich mir solche Mühe gebe, dass er sich hier wohlfühlt in der ungewohnten Umgebung und seine zukünftigen Kollegen schon einmal kennenlernt.»
    So geht es noch mindestens 30 weitere Minuten. Herr Hagen hat kaum einmal etwas über seine bisherigen Projekte sagen können, und Frau Fleischauer hat ihn auch wenig nach seiner bisherigen Position oder seinen Vorstellungen, die er mit einer Anstellung im Betrieb verbindet, befragt. Trotzdem hat sie sich ihrer Meinung nach ein zutreffendes Bild des Bewerbers gemacht: «Er ist verschlossen und kann nicht auf Menschen zugehen. Für unseren Betrieb ist er nicht kommunikativ genug», denkt sie. Herr Hagen hingegen kommt zu der Ansicht: «Na, wenn der ganze Laden hier so tickt wie diese Frau Fleischauer, dann weiß ich nicht, ob ich hier richtig bin. Hier wird ja nur gequasselt anstatt gearbeitet.» Beide verabschieden sich höflich voneinander, natürlich ohne ihre Gedanken übereinander offen auszusprechen. Die Stelle wird schließlich anderweitig besetzt .
    Achtung! In Vorstellungsgesprächen lauern Fallen, die zu einer

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