Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition)
bisherigen Ausführungen bereits erahnen:
• Textbausteine für Anzeigen, die Rotdominante ansprechen: «Herausforderung, Anerkennung, Leistungsorientierung, Karrieremöglichkeit, spannende und abwechslungsreiche Aufgabe, Macher gesucht, Powerfrau gesucht. Können Sie schnell entscheiden? Können Sie anpacken? Sind Sie spontan und direkt? Behalten Sie auch in hektischen Situationen den Überblick? Lieben Sie Herausforderungen? Lieben Sie Abwechslung? Rufen Sie an!»
• Textbausteine für Anzeigen, die Gründominante ansprechen: «Teamarbeit, familiäre Atmosphäre, sozial geprägte Organisation, gesicherter Arbeitsplatz, Mitsprachemöglichkeit, gerechte Entlohnung, kontaktfreudig, Austauschmöglichkeiten, kollegial, einfühlsam, Kundenkontakt. Können Sie vermitteln? Mögen Sie Menschen?»
• Textbausteine für Anzeigen, die Blaudominante ansprechen: «Eigenes Büro, Sicherheit, ruhiger Arbeitsplatz, strategisches Vorgehen, modernste Infrastruktur, genaue Arbeitsweise, vorsichtig, Planer, klare Strukturen. Mögen Sie Zahlen? Können Sie in hektischen Situationen Ruhe bewahren? Arbeiten Sie gründlich und genau? Lieben Sie Fakten? Kontakt via E-Mail.»
Natürlich kann es auch sein, dass Sie für eine auszuschreibende Position einen «Mischtyp» benötigen. Dann können Sie selbstverständlich Schlüsselbegriffe für die beiden Typen in Ihrer Anzeige verwenden. Achten Sie aber darauf, dass der Text mehr Signalwörter enthält, die den Primärtyp ansprechen, als solche, die den Sekundärtyp ansprechen. Beispielsweise wird ein «ruhiger Arbeitsplatz», «strategisches Vorgehen» und «langfristige Planung» (= drei Schlüsselbegriffe) in einer «sozial geprägten Organisation» (= ein Schlüsselbegriff) einen Blau-Grün-Typ ansprechen, wobei der Primäranteil blau ist. – Nach Eingang der Bewerbungen ist es mit Menschenkenntnis dann möglich, schon anhand der Bewerberfotos eine erste Auswahl geeigneter Kandidaten zu treffen, wenn Sie die Typen erkennen.
Übrigens lassen sich ähnliche Schlüsselwörter nicht nur in Stellenanzeigen, sondern auch in Werbeanzeigen gezielt einsetzen. Viel zu oft werden Kunden im Marketing nach Einkommen, Familiengröße, Alter und anderen Zielgruppen-Kriterien unterschieden, aber nicht nach den drei Typen. Ein Slogan wie «Vorsprung durch Technik» (Audi) beispielsweise spricht Rot-Blau-Dominante an; auf einen Slogan wie «Machen Sie Ihre Nachbarn neidisch!» reagieren Rotdominante positiv. Gründominante hingegen sprechen auf Schlüsselwörter wie «bequem», «leicht zu bedienen» und «Familie» an; Blaudominante begrüßen die «Wirtschaftlichkeit» oder «Sparsamkeit» eines Produkts. Es lohnt sich für Unternehmen, ihre Werbeanzeigen einmal auf solche Begriffe abzuklopfen, insbesondere wenn sie den Eindruck haben, bestimmte Zielgruppen mit ihrer Werbung nicht zu erreichen. Auch hier gilt: Verwenden Sie die typischen Signalwörter und vermeiden Sie Reizwörter, mit denen Sie die Falschen ansprechen.
Motivation lässt sich nicht automatisieren
Es scheint, dass unsere Arbeitswelt stark von Rotdominanten geprägt ist, weil diese häufig im Mittelpunkt stehen und auffallen. Einerseits ist das verständlich, weil es eben bevorzugt die Roten sind, die Führungspositionen bekleiden und sich dafür engagieren, die «Nummer 1» zu werden und zu bleiben. Andererseits merkt man jedoch auch in vielen Bereichen, dass gerade darum «falsch motiviert» – das heißt «demotiviert» – wird. Immer wieder versuchen die rotdominanten Führungskräfte, alle Mitarbeiter auf die gleichen Weise zu motivieren, wie sie selbst motiviert würden, nämlich durch Leistungsanreize und Herausforderungen.
Zu spüren ist dies neben Stellenanzeigen z. B. auch im Bereich von Wettbewerbsanreizen: Da werden, besonders im Verkauf, Ranglisten der Besten aufgestellt und Sonderprämien vergeben, manchmal unterstrichen von den verrücktesten Incentives wie Formel-1-Fahren in Südfrankreich und Luxuskreuzfahrten in der Karibik. Blau- und Gründominante werden durch solche Maßnahmen eher demotiviert, weil sie das Konkurrenzdenken fördern. So kommt es dann, dass sich an entsprechenden Wettbewerben wieder nur die Rotdominanten beteiligen, die dann auch die Prämien gewinnen – und dementsprechend wieder als Erste in höhere Positionen aufrücken. Auf der Strecke bleiben alle, die anders ticken, und das kann unter Umständen die Mehrheit der Mitarbeiter im Unternehmen sein. Kein Wunder, dass die Anzahl der Menschen,
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