Ich werde schweigen Kommissar Morry
Zähnen herum. „Verflucht, was ist das für ein Hundeleben“, 'knurrte er. „Seit zwei Tagen ein Teller Suppe, das war alles, was ich meinem Magen zu bieten hatte.“ „Ernest hat recht“, mischte sich Rex Chapel mit grollender Stimme ein. „Mir geht es genauso. Wenn ich nicht bald etwas zu essen bekomme, beiße ich in die Tischkante.“ Er brach ab und sog seufzend die verführerischen Düfte ein, die aus der Küche hereinwehten. Es roch nach gebratenen Würsten und saftigem Zwiebelfleisch. Unablässig trugen die Kellner vollbeladene Platten vorbei.
„Das alles könnten wir auch haben, wenn du nicht S0‘ stur wärst“, brummte Ernest Cropp mit einem giftigen Seitenblick auf Ben Hopkins. „Warum willst du nicht endlich die Sore versetzen, die wir vorgestern nacht aus dem Woolworth Laden fischten?“
„Verdammt, wie oft soll ich es euch noch sagen, daß das nicht geht“, stieß Ben Hopkins heiser hervor. „Wir müssen noch ein paar Tage warten. Die Bullen haben uns scharf im Verdacht. Sie warten nur darauf, daß wir die Ware verhökern. Bei allen Hehlern schnüffeln die Spitzel herum.“
„Das nächste Mal klauen wir Bargeld“, murrte Rex Chapel, „dann haben wir wenigstens ein paar Silberlinge in der Tasche. Ich möchte endlich Moos sehen, versteht ihr?“
Ben Hopkins zuckte mitleidig mit den Achseln. „Wer hat heute schon noch Bargeld im Hause? Die Leute schleppen jeden Penny zur Bank. Die Geschäfte machen es ebenso. Und wenn du dann nachts in ihren Laden kommst, mußt du dich mit ein paar Silberlöffeln zufriedengeben. So ist das heute, Boys! Damit müssen wir uns abfinden.“
Es war zweifellos richtig, was er sagte. Aber für seine drei Gesellen war das ein billiger Trost. Sie hatten Hunger und sehnten sich nach einem kühlen Schluck. Vergebens durchsuchten sie ihre Taschen nach einer letzten Kippe.
„Hey, Ben“, sagte Rex Chapel plötzlich. „Geh hinaus zur Witwe Pattison. Vielleicht schreibt sie noch einmal an. Sag ihr, sie soll sich nicht so mausig machen, sonst stellen wir ihr die ganze Bude auf den Kopf.“
Ben Hopkins winkte ab. „Ich war schon bei ihr“, sagte er deprimiert. „Wollte sie um zehn Schilling anschnorren. Die Alte zierte sich wie eine Jungfer, die ein Kind erwartet. No, mit ihr ist nichts zu machen, Boys!“
„Was dann?“, fragte Lacy Acklam kleinlaut. „Sollen wir auch heute wieder hungrig in die Falle kriechen?“
Wieder hob Ben Hopkins die Schultern. „Wir müssen noch ein paar Tage warten“, sagte er zum zweiten Mal. „Lieber ein paar Tage Kohldampf schieben als in den Käfig klettern. Ist mein voller Ernst, Leute. Schlage vor, daß wir für heute Schluß machen. Vielleicht haben wir morgen einen besseren Tag.“
Er stand auf und stülpte sich den Hut ins Genick. Lacy Acklam machte es ihm nach. Auch Ernest Cropp wollte sich erheben. Aber da hielt ihn Rex Chapel heimlich zurück.
„Du bleibst“, zischte er. „Habe noch was mit dir zu reden.“
Sie warteten ab, bis die beiden anderen den Saloon verlassen hatten. Dann kniff Ernest Cropp blinzelnd die Augen zusammen.
„Was soll's?“, fragte er halblaut. „Was willst du mir sagen?“
Rex Chapel winkte dem Kellner und bestellte zwei Bier und Zigaretten. „Mach dir keine falschen Hoffnungen“, raunte er Ernest Cropp zu. „Es war mein letztes Kleingeld. Mehr kann ich dir nicht bieten.“
Ernest Cropp fand im Augenblick keine Antwort. Er jagte einen mächtigen Schluck durch die Gurgel und zündete sich dann gierig eine Zigarette an. „Was hast du mir sonst noch zu sagen?“, fragte er nach einer Weile.
Rex Chapel runzelte die Brauen. In seine Augen trat ein tückischer, stechender Glanz.
„Ich traue Ben Hopkins nicht mehr“, brummte er zwischen den Zähnen. „Habe das Gefühl, als wollte der Kerl den ganzen Mammon für sich allein behalten. Schon seit Wochen rückt er keinen Penny mehr heraus. Eh, was meinst du dazu, Ernest?“
„Bin genau derselben Ansicht“, sagte Ernest Cropp mundfaul. „Der Bursche haut uns über die Ohren. Wenn er so weitermacht, werden wir ihm einen Denkzettel verpassen.“
„Blödsinn!“, knurrte Rex Chapel. „Ich habe einen viel besseren Plan. Wir werden in Zukunft allein arbeiten. Wir beide allein, verstehst du. Dann brauchen wir nicht durch vier zu teilen.“
Ernest Cropp riß respektvoll die Augen auf. „All right!“, brummte er schwerfällig. „Ich bin dabei. Hast du schon irgendein Geschäft in Aussicht?“
Rex Chapel rückte ein Stück näher. Er
Weitere Kostenlose Bücher