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Ich werde schweigen Kommissar Morry

Ich werde schweigen Kommissar Morry

Titel: Ich werde schweigen Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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besichtigen. Wir würden in unserer Zeitung gern einen kleinen Bericht darüber bringen. Darf ich Sie um ein paar erklärende Worte bitten?“
    Das Gesicht Mark Verestons verschloß sich in Trotz und Abwehr.
    „Fragen Sie die anderen“, stieß er rauh hervor. „Sie können Ihnen so gut Bescheid sagen wie ich.“
    Der Reporter zuckte mit den Achseln. „Das ist ja das Ärgerliche an der Geschichte, Mr. Vereston“, brach es aus ihm heraus. „Ich war schon bei den anderen Abgeordneten. Keiner von ihnen redete ein Sterbenswörtchen. Sie taten, als wären sie stumm zur Welt gekommen. Warum wohl dieses hartnäckige Schweigen, Mr. Vereston? Birgt diese Reise ein Geheimnis, das nicht an die Öffentlichkeit kommen darf?“
    Er unterbrach sich. Erschrocken blickte er auf eine Tür, die in einen Nebenraum führte. Ein heiseres Krächzen drang durch das mattbraune Holz. Dazwischen weinerliche Schreie und gellende Schmerzensrufe.
    „Was ist das?“, fragte der Reporter betroffen.
    Jetzt, zum ersten Mal, lächelte Mark Vereston. Sein ernstes Gesicht erhellte sich.
    „Es sind zwei Papageien“, erklärte er. „Ich habe die bunten Vögel vom Amazonas mit hierher genommen. Anscheinend haben sie Heimweh.“
    „Brachten Sie sonst noch etwas von Ihrer Reise mit?“, fragte der Reporter lauernd.
    Mark Vereston nickte. „Ich habe“, sagte er, „eine Schwäche für Tiere der heißen Zone. Mein früherer Salon gleicht einem privaten Zoo. Sie können dort ein paar Giftschlangen bewundern, Baumeidechsen und eine Schildkröte. Wollen Sie das Viehzeug sehen?“
    „No“, wehrte der Reporter hastig ab. „Dazu fehlt mir die Zeit. Auch interessiert sich unsere Zeitung nicht für solche Dinge. Darf ich meine Frage von vorhin noch einmal wiederholen? Warum kommen Sie seit Tagen nicht mehr ins Unterhaus? Warum erfährt man kein Wort über Ihre Inspektionsreise nach Brasilien? Wollen Sie mir das Geheimnis nicht enthüllen, Sir?“
    „Bitte gehen Sie“, sagte Mark Vereston eisig. Er geleitete den ungebetenen Gast zur Tür und drängte ihn unsanft hinaus. Er hatte nicht einmal einen Gruß für den Zeitungsmann übrig. Mürrisch blickte er ihm nach und warf gleich darauf die Tür ins Schloß.
    Er kehrte langsam in die Halle zurück, stocherte eine Weile in der Glut des Kamins und nahm seine ruhelose Wanderung wieder auf. Aber nun plötzlich fühlte er sich fremd in seinem eigenen Hause. Die kurze Unterredung hatte ihn mehr aufgeregt, als er zugeben wollte. Sie hatte alle Schrecken wieder in ihm aufgewühlt, die er seit Tagen mit sich herumschleppte. In seinem Innern sperrte sich eine gähnende Kluft auf, die alle anderen Regungen verschlang. Er konnte immer nur an diese schreckliche Reise denken, die so dramatisch geendet hatte.
    Als er es endlich gar nicht mehr in dem schweigsamen Haus aushielt, nahm er Hut und Mantel von der Garderobe und ging hinaus in den sinkenden Abend. Es machte ihm nichts aus, daß ihm peitschender Regen ins Gesicht schlug. Er hatte ja auch nur ein paar Schritte zu gehen. Dicht am Rinnstein parkte sein Wagen. Mark Vereston setzte sich hinter das Steuer und löste die Bremsen. Dann fuhr er kreuz und quer durch die Straßen. Wohin, überlegte er sich. Wo könnte ich etwas Aufheiterung und Zerstreuung finden? Wo ist um diese Stunde etwas los?
    Früher war er mit den Kollegen vom Parlament immer in der Navarra Bar am Georges Place zusammengekommen. Aber seit jener unglückseligen Reise hatte er diese Bar gemieden wie die' Pest. Ob er sie nicht doch einmal wieder aufsuchen sollte?
    Warum spiele ich eigentlich den Feigling, sinnierte er weiter. Ich habe nicht mehr zu fürchten und zu verbergen wie die ändern. Wir sehen alle dem gleichen Schicksal entgegen. Warum also sollte ich mich von ihnen absondern? Kurzentschlossen fuhr er nach Holloway und stellte seinen Wagen am Georges Place ab. Die Navarra Bar hatte schon geöffnet. Sie war ein Lokal für Feinschmecker und für Leute, die gern ohne Frauen ausgingen. Es gab gute Weine, verlockende Mixgetränke und gefällige Mädchen. Die Preise waren nur für Männer erschwinglich, die neben ihrem Einkommen noch stattliche Diäten bezogen. Aus diesem Grunde sah man auch meist gut gekleidete Herren, die der Regierung, verschiedenen Ausschüssen und dem Parlament angehörten. Als Mark Vereston die verschwenderisch ausgestattete Bar betrat, stellte er mit unbehaglichem Frösteln fest, daß fast alle Tische noch leer waren. Er ging zur Bartheke und bestellte sich bei Daisy Hoorn

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