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Ich werde schweigen Kommissar Morry

Ich werde schweigen Kommissar Morry

Titel: Ich werde schweigen Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Flaschen und Gläsern herum.
    „Trinken Sie nicht soviel“, raunte Kommissar Morry seinem neuen Hilfsinspektor zu. „Die Spesenkasse bewilligt im allgemeinen nur zwei oder drei Schnäpse. Und in diesem Laden ist alles verdammt teuer.“
    „Kommen Sie dienstlich?“, fragte Daisy Hoorn mit belegter Stimme. „Oder darf ich Sie als Gäste bedienen?“
    Kommissar Morry machte sein freundlichstes Gesicht. „Geben Sie uns einen kräftigen Gin, Miß Hoorn! Dabei können wir uns dann ein wenig unterhalten. Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich ein paar Fragen an Sie richte?“
    Daisy Hoorn duckte sich, als müßte sie eine unsichtbare Gefahr abwehren. Die polizeilichen Ver höre der letzten Tage hatten sie stark mitgenommen.
    „Was wollen Sie denn noch wissen?“, fragte sie beklommen. „Ich habe doch schon alles gesagt. Und glauben Sie mir, Sir: Ich werde nie wieder mit einem Mann nach Hause gehen. Diese eine schreckliche Nacht hat mich gründlich kuriert.“
    Die Katze läßt das Mausen nicht, wollte Kommissar Morry sagen. Aber er unterdrückte die Worte noch rechtzeitig.
    „Mich interessiert hauptsächlich diese Blume, die man bei dem Toten fand“, raunte Morry gedämpft.
    .„Ich meine diese rote Tungasblüte, die in allen Zeitungen abgebildet war. Sie hören und sehen hier doch mehr als andere, Miß Hoorn! Haben Sie eine solche Blume schon einmal gesehen? Oder hat einer von den Abgeordneten darüber gesprochen?“
    „Nein“, sagte Daisy Hoorn herb. „Ich weiß nichts davon.“
    Kommissar Morry spülte genießerisch seinen Gin hinunter. Dann faßte er die hübsche Bardame wieder ins Auge.
    „Glauben Sie, daß Mark Vereston irgendeine Todesahnung hatte, als Sie ihn nach Hause begleiteten? Hatte er Angst? War er anders als sonst?“
    „Ja, er hatte Angst“, sagte Daisy Hoorn nachdenklich. „Ich erinnere mich jetzt wieder ganz deutlich, daß er zerfahren, wortkarg und nervös war. Und noch etwas, Sir: Jetzt erst erinnere ich mich wieder an den Brief..."
    „An welchen Brief?“
    „Als wir am Kamin saßen“, lispelte Daisy Hoorn scheu, „da zog Mark Vereston ein zerknülltes Schreiben aus der Tasche und las es mehrmals durch. Ich hatte das Gefühl, Sir, daß in diesem Brief nichts Gutes stand. Ich sah es an dem düsteren Gesicht Mark Verestons. Er zerriß den Papierbogen plötzlich in kleine Fetzen und warf die Schnitzel ins Kaminfeuer.“
    „Schade!“, seufzte Morry. „Sehr schade! Dieser Brief hätte mich brennend interessiert.“
    Daisy Hoorn füllte mit zitternden Händen die Gläser nach. Es entging ihr nicht, daß sie der bleichgesichtige Hilfsinspektor in offener Bewunderung anstarrte. Er verschlang sie beinahe mit den Augen. Morry gab ihm einen sanften Stoß in die Seite.
    „He, wachen Sie auf!“, knurrte er. „Wir sind dienstlich hier, verstanden? Notieren Sie sich die Sache mit dem Brief!“
    Er wandte sich wieder an Daisy Hoorn. „Machten Sie sonst noch irgendwelche Beobachtungen? Sie sind jetzt ruhiger als damals in der Mordnacht. Forschen Sie gewissenhaft in Ihrem Gedächtnis nach.“
    „Mark Vereston ging ans Telefon und wollte anrufen“, stotterte Daisy Hoorn verwirrt. „Ich habe das 'Gefühl, als hätte er die Polizei verständigen wollen. Das Telephon funktionierte aber nicht. Da ist er weggegangen . . .“
    „Hm. Der Draht war durchgeschnitten“, murmelte Morry. Er beugte sich tief über sein Glas und sinnierte vor sich hin. Er grübelte und grübelte, bis ihn auf einmal die Stimme Daisy Hoorns aus seinem Brüten aufschreckte.
    „Was haben Sie?“, fragte er wachsam.
    „Dort!“, stotterte Daisy Hoorn. „Die drei Herren, die eben am Parkettisch Platz nehmen, waren Freunde Mark Verestons. Sie sind Abgeordnete wie er und waren auch damals in Brasilien dabei. Ich habe sie seit Wochen nicht mehr gesehen . . .“
    „Interessant!“, brummte Morry.
    Er glitt rasch vom Barhocker und ging in straffer Haltung an den Parkettisch hinüber. „Gestatten Sie?“, fragte er mit höflichem Lächeln.
    Die drei Männer musterten ihn argwöhnisch. Man sah ihnen an, daß sie ihn nicht an ihrem Tisch haben wollten. Ihre Gesichter wirkten verschlossen und feindselig.
    Als sie die Worte „Kommissar Morry“ und „Scotland Yard“ hörten, war es mit ihrer Fassung vollends vorbei. Sie hätten sich am liebsten in den Erdboden verkrochen. Ihre Gesichter waren fahl wie schmutzige Leintücher.
    Kommissar Morry nahm kein Blatt vor den Mund. „Sie sollten endlich den Mut zur Wahrheit finden“,

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