Ich werde schweigen Kommissar Morry
es verdient“, sagte Richard Donally herb. „Im Leben ist er zu kurz gekommen. Nun soll er wenigstens im Tode nicht hinter den anderen zurückstehen müssen.“
„Ja, wir haben ihm bitter unrecht getan“, sagte Kommissar Morry bedrückt. „Irving Bacon hat weiter nichts getan, als daß er diese Tungasblüten mit nach London brachte, die ihm später von Hilfsinspektor Puck gestohlen wurden. Das Schicksal wollte es so, daß ausgerechnet er damals in Brasilien den Mörder bei seiner Tat beobachtete. Dieses Wissen nahm er mit hierher. Er erkannte den Mörder auch sofort wieder, obwohl Puck sich die Haare blond gefärbt hatte und nun einen Zwicker trug.“
„Warum meldete er diesen Schurken nicht gleich der Polizei?“, fragte Sonja Garden bestürzt. „Dann wäre es doch nie zu diesen schrecklichen Morden gekommen.“
„Sie vergessen“, sagte Morry, „daß ja bei dieser Polizeihilfsinspektor Puck war. Irving Bacon mußte also befürchten, daß er mit seiner Meldung nie durchdringen würde. Hilfsinspektor Puck hätte ihn sicher abgefangen oder schon vorher getötet. Das wußte Irving Bacon ganz genau. Deshalb verkroch er sich in dieses Kellergewölbe. Leider war seine Flucht vergebens. Der Mörder hat ihn auch in diesem Versteck gefunden.“
Der Kommissar machte eine kurze Pause und nahm dankend den Schnaps an, den ihm Richard Donally servierte. „Es ging mir nicht viel besser wie Irving Bacon“, fuhr er nach einer Weile fort. „Dieser Fall war der schwierigste meines Lebens. Denn Hilfsinspektor Puck, der ja ständig in meiner Nähe arbeitete, lähmte und sabotierte alle meine Nachforschungen. Er wußte immer, was ich plante. Er konnte sich unverfänglich seinen Opfern nahen. Er erfuhr von mir immer den Stand der Dinge.
Erst als er den Spitzel Mack Towarin ums Leben brachte, kam ich ihm auf die Schliche. Denn außer Ihnen, Mr. Donally und Ihrem Bruder hatte niemand etwas von dem Vorhaben des Spitzels gewußt. Also war ich in Zukunft etwas vorsichtiger zu meinem Mitarbeiter. Ich studierte seine Personalakten. Ich konnte daraus ersehen, daß er bei der Interpol im Flugüberwachungsdienst eingesetzt gewesen war. Er hatte die Flugroute von Nord- nach Südamerika zu kontrollieren. Bei einer Zwischenlandung am Amazonas hat er dann Ihre Mutter kennengelernt, Miß Garden. Er war ihr vom ersten Anfang an verfallen. Es war eine Liebe, die Puck geradewegs in die Hölle führte. Er scheute weder Tod noch Verbrechen, um sich die Liebe dieser angebeteten Frau zu erhalten.“
„Und sie?“, fragte Sonja Garden atemlos. „Liebte sie ihn ebenfalls? Oder war es nur kalte Berechnung?“
„Das ist schwer zu sagen, Miß Garden. Ihre Mutter wußte jedenfalls, daß Puck in einiger Zeit nach London zurückkehren würde. Sein Dienst bei der Interpol währte nur zwei Jahre. So schloß sie sich ihm an, in der Hoffnung, daß er sie aus dem verhaßten Land am Amazonas wegholen würde. Sie wußte aber auch, daß Mr. Garden sie freiwillig niemals aufgeben würde. Da faßte sie den Gedanken, ihren Gatten gewaltsam zu beseitigen.“
„Wie entsetzlich“, murmelte Sonja Garden mit blassen Lippen.
„Und wie furchtbar, daß sie in diesem Hilfsinspektor einen so willigen Helfer fand. Er hätte sie damals verlassen müssen. Dann wäre sie vielleicht noch zur Besinnung gekommen.“
„Hilfsinspektor Puck zögerte ja auch lange“, sagte Morry grübelnd. „Er hätte es vielleicht nie getan, wenn diese Abgeordneten nicht gekommen wären. Hinter ihnen konnte er sich verstecken. Ihnen konnte er allen Verdacht in die Schuhe schieben. Er richtete es so ein, daß sie sich alle mißtrauten. Sie verfolgten sich gegenseitig mit Eifersucht und Haß und übersahen den wirklichen Mörder dabei völlig. Nur Irving Bacon beobachtete ihn.“
„Hat damals der Mörder meinen Bruder erkannt?“, fragte Richard Donally verbittert. „Wußte er, daß es Irving war, der ihn bei seinem schändlichen Tun gesehen hatte?“
„Nein, natürlich nicht“, sagte Morry rasch. „Sonst hätte er es ja nicht nötig gehabt, hier in London fünf Abgeordnete vom Leben zum Tod zu befördern. In jedem von ihnen sah er einen Zeugen seiner schurkischen Tat. Sie alle mußten beseitigt werden.“
„Wollen wir nicht länger davon reden“, sagte Sonja Garden gepeinigt. „Ich möchte diese entsetzliche Vergangenheit vergessen, Sir. Deshalb ziehe ich ja auch mit Richard weg. Ich möchte nicht mehr an diese düsteren Ereignisse erinnert werden.“
„Ich wünsche
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