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Ich werde schweigen Kommissar Morry

Ich werde schweigen Kommissar Morry

Titel: Ich werde schweigen Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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doch recht?“
    Daisy Hoorn kuschelte sich behaglich in einen weichen Polstersessel am Kamin.
    „Hier ist es wunderbar, Mr. Vereston“, schwärmte sie. „Wenn Sie einmal heiraten sollten, so denken Sie an mich. Ich würde mit hellem Vergnügen in dieses Haus ziehen.“
    Sie schlüpfte aus den Schuhen und zog die schlanken Beine an den Körper. Die Schätze, die sie so brennend gern hatte sehen wollen, hatte sie anscheinend wieder vergessen. Sie schnurrte und räkelte sich wie eine Katze.
    „Warum sind Sie denn so weit weg, Mr. Vereston?“, schmollte sie. „Ich sehe Sie ja kaum. Kommen Sie doch näher!“
    Aber auch jetzt sah Mark Vereston nichts von ihren verlockenden Formen. Er griff in die Tasche und zog den zerknitterten Brief hervor. Und obwohl er doch längst jede Silbe kannte, vertiefte er sich von neuem in den kurzen Text. Sein Gesicht wurde grau und düster; tiefe Falten kerbten sich in seine Stirn. Seine Augen wurden dunkel vor Sorge.
    „Was haben Sie denn da?“, fragte Daisy Hoorn ärgerlich. „Wollen Sie jetzt eine Lesestunde halten? Ich denke, es gäbe Besseres zu tun.“
    Mark Vereston gönnte ihr keine Antwort. Er nahm den Brief in beide Hände, zerriß ihn und warf die Schnitzel in das Feuer. Geistesabwesend sah er zu, wie sie verkohlten. Dann erhob er sich.
    „Ich muß rasch mal anrufen“, sagte er. „Entschuldigen Sie mich einen Augenblick! Rauchen Sie einstweilen eine Zigarette!“
    Er ging an den Apparat, der neben der Kleiderablage in der Halle stand. Seine Hände zitterten, als er den Hörer abnahm. In seinen Augenwinkeln versteckten sich Furcht und Mißtrauen. Er hielt den Hörer ans Ohr und lauschte. Nichts! Er vermißte das eintönige Rauschen des Schwachstroms. Er hörte weder das vertraute Knacken noch das Signal der Zentrale. Die Leitung war tot. Sie war überhaupt nicht mehr mit dem Amt verbunden. Mark Vereston wurde aschfahl im Gesicht, als ihm das zur Erkenntnis kam. Man hat den Draht durchgeschnitten, schoß es ihm durch den Kopf. Irgendjemand war während meiner Abwesenheit im Haus. Vielleicht ist dieser Mann auch jetzt noch im Haus. Sicher wartet er nur darauf, bis ich allein bin. Er will es sich einfach machen. Ich soll keine Möglichkeit mehr haben, die Polizei zu alarmieren.
    Alle diese Gedanken schwirrten im Bruchteil von Sekunden durch sein Hirn. Mit kraftlosen Fingern legte er den Hörer auf. Seine Blicke wanderten zu Daisy Hoorn hinüber, die ahnungslos vor dem Kamin saß.
    „Hallo!“, rief er heiser. „Ich habe keine Verbindung bekommen. Gedulden Sie sich doch bitte noch ein paar Minuten. Ich bin gleich zurück.“
    „Sie sind ein seltsamer Mensch“, rief Daisy Hoorn kopfschüttelnd. „Hätte ich gewußt, wie Sie sich hier anstellen, so wäre ich nicht mitgekommen. Da ist es ja in einem Trauerhaus noch lustiger. Na, so gehen Sie schon. Ich werde es mir einstweilen auf der Couch gemütlich machen.“
    Das tat sie denn auch. Sie kuschelte sich in die weichen Kissen und malte dann kunstgerecht die etwas verblaßten Farben ihres Gesichtes nach. Sie drückte ein paar Locken in die Stirn, und da ihr die Bluse zu eng wurde, zog sie den Reißverschluß ein wenig tiefer. In dieser verführerischen Pose wartete sie auf die Rückkehr Mark Verestons. Sie war sicher, daß sein Eis jetzt endlich schmelzen würde. Und leider war niemand da, der ihr gesagt hätte, daß sie völlig vergeblich wartete. Sonst wäre sie wahrscheinlich noch in dieser Sekunde mit panischem Entsetzen aus dem Haus gestürzt.
    Auch Mark Vereston ahnte nichts von dem, was ihm bevorstand. Er war wohl bedrückt und niedergeschlagen, aber in dieser Gemütsverfassung befand er sich ja schon seit einigen Tagen. Die wirkliche Gefahr, in der er schwebte, war ihm nicht bewußt.
    Er zog seinen Mantel an, setzte den Hut auf und ging leise aus der Halle. Ich werde zum nächsten Polizeirevier laufen, überlegte er. Es hat keinen Sinn, das Geheimnis noch länger hüten zu wollen. Ich müßte es vielleicht mit dem Leben bezahlen. Dann noch lieber endlose Verhöre und Untersuchungshaft und . . .
    Er drückte die Krempe seines Hutes weit herunter. Stürmisch, trieb ihm der Regen ins Gesicht. Die nadelscharfen Tropfen quälten seine Augen. Er senkte die Lider bis auf einen winzigen Spalt.
    Da das Polizeirevier keine drei Minuten entfernt war, entschloß sich Mark Vereston, die kurze Strecke zu Fuß zu gehen. Er hielt sich dicht an den eisernen Gartenzäunen der benachbarten Grundstücke. Es war ganz einsam auf der

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