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Ich werde schweigen Kommissar Morry

Ich werde schweigen Kommissar Morry

Titel: Ich werde schweigen Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Haus?“
    Melanie Garden antwortete nicht. Ihre Blicke irrten verdüstert zwischen den Fenstern hin und her. Als die Glocke am Portal anschlug, fuhr sie erschreckt zusammen. „Laß niemand ein“, schrie sie hysterisch. „Niemand, hörst du? Ich will keinen Menschen sehen.“ Sonja trat ans Fenster und blickte hinaus zum Gartentor.
    „Es ist Kommissar Morry“, sagte sie.
    „Kommissar Morry?“ Melanie Garden wand sich gefoltert auf ihrem Stuhl. Ihre Augen traten weit aus den Höhlen. Brüchige, abgerissene Worte kamen von ihren Lippen.
    „Ich muß ihn einlassen“, sagte Sonja ruhig. „Würde ich ihn abweisen, so würde sein Verdacht gegen dich nur noch zunehmen.“
    Sie ging hinaus, um dem Kommissar die Tür zu öffnen. Zwei Minuten später trat Morry neben ihr in den Salon ein. Er stutzte betroffen, als er in das verfallene Gesicht der einst so bezaubernden Frau blickte. Weiße Strähnen zogen sich durch ihr dunkles Haar.
    Jetzt, in dieser Stunde, konnte man sich kaum noch vorstellen, daß sie einst reife Männer zu Narren gemacht hatte. Welch ein Zauber mußte früher von ihr ausgegangen sein. Jetzt war sie nur noch ein entnervtes Wrack. Ein armseliges Bündel Mensch, das um Gnade bettelte. Morry ließ sich ihr gegenüber am Tisch nieder und warf einen flüchtigen Blick auf das Zeitungsblatt, das noch immer vor ihr lag. „Ja, lesen Sie das ruhig“, sagte er ernst. „Ihr Heimweh nach London hat bis jetzt sechs Todesopfer gefordert, wenn man Ihren Mann dazu rechnet. Mit ihm fing alles an. Er stand Ihnen im Wege, nicht wahr? Sie suchten sich einen Mörder, der ihn beseitigen sollte. Diesem Mörder schenkten Sie Ihre Gunst und Ihre Liebe. Sie verkehren heute noch mit ihm. Er kommt fast jede Nacht in dieses Haus. Ist es nicht so?“
    Melanie Garden konnte in ihrem Zustand keine klare Antwort geben. Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann hysterisch zu schluchzen. Ihr Körper bäumte sich auf, als würde er von brutalen Schlägen mißhandelt.
    „Hier““, sagte Morry plötzlich und legte eine rote Blume auf den Tisch. „Ich weiß jetzt, wer diese tödlichen Blüten seinen Opfern in die Hände legt. Interessiert Sie der Name, Mrs. Garden?“
    Melanie Garden warf nur einen flüchtigen Blick auf die sichelförmigen Blütenblätter. Dann brach sie endgültig zusammen. Eine jähe Ohnmacht raubte ihr die Besinnung. Ihr Kopf schlug hart auf die Tischplatte auf; ihre Arme sanken schlaff nach unten. Von ihren Lippen kam kein Laut mehr.
    „Rufen Sie einen Arzt“, sagte Morry rasch zu Sonja Garden. „Laufen Sie, so schnell Sie können. Ich warte solange.“
    Sonja Garden machte sich unverzüglich auf den Weg. Sie zog einen Wettermantel mit Kapuze an und lief dann hastig in das Regenwetter hinaus. Als sie durch das Tor schritt, sah sie Richard Donally neben den Hecken stehen. Er war der einzige Lichtblick in diesen dunklen Tagen. Sekundenlang lächelte sie ihn glücklich an. Der schwermütige Glanz in ihren Augen verschwand. Aber dieser Zustand hielt nur kurze Zeit an. Schon nach wenigen Sekunden kamen die alten Sorgen wieder über sie. Sie warf einen scheuen Blick zurück auf das einsam stehende Gebäude.
    „Ich halte es fast nicht mehr aus in diesem Haus", stammelte sie unglücklich. „Können Sie mir eine Bitte erfüllen, Mr. Donally?“
    „Jede“, sagte Richard Donally ehrlich.
    „So bleiben Sie in diesen Tagen immer in meiner Nähe. Ich bin so beruhigt, wenn ich Sie hier weiß. Vielleicht brauche ich Sie bald. Dann werde ich Sie rufen.“
    „Ich werde immer zur Stelle sein“, sagte Richard Donally schlicht und reichte ihr fast feierlich die Hand.
     
    21
     
    „Ich war gestern bei Melanie Garden“, sagte Kommissar Morry am nächsten Tag zu Hilfsinspektor Puck. „Man wird diese Frau in den nächsten Tagen verhaften. Aber Sie dürfte kaum haftfähig sein. Man wird sie in einem Gefängnislazarett unterbringen müssen.“
    „Hat Sie gestanden?“, fragte Hilfsinspektor Puck atemlos.
    Kommissar Morry schüttelte den Kopf. „Bis jetzt noch nicht. Aber ich werde heute Nacht wieder zu ihr gehen. Und ich glaube, ich werde sie dann zum Reden bringen. Sie hat keine Widerstandskraft mehr. Sie wird mir die Gründe nennen, warum ihr Mann sterben mußte. Eigentlich weiß ich es ja schon. Aber ich möchte ihr Geständnis hören.“
    „Darf ich mitkommen?“, fragte Hilfsinspektor Puck rasch.
    „No, mein Lieber. Ich habe einen anderen Auftrag für Sie. Sie gehen in die Navarra Bar und lassen die beiden

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