Ich will dich
„Und Mommy hat auch ein verbotenes Wort gesagt”, flüsterte sie und kicherte.
Clayton hätte sie zu gern gefragt, warum ihre Mutter Nonnie angeschrien habe, aber das wäre nicht fair gewesen und hätte gewirkt, als würde er seine Tochter aushorchen. Stattdessen sah er sich nach Rena um. „Wo ist denn deine Mutter?” fragte er.
Brittany hob die Hand und wies nach vorn. „Dort drüben.”
In diesem Moment sah Clayton seine Frau. Sie ging an einer großen, in einen dekorativen Kübel gepflanzten Palme vorbei und lächelte über etwas, das ein Mann gesagt hatte, der ihr folgte. Sobald sie ihn, Clayton, bemerkte, erstarrte sie, und er hätte geschworen, in ihrem Blick einen Anflug von schlechtem Gewissen zu entdecken, bevor sie wegsah.
Heftige Eifersucht regte sich in ihm.
„Daddy”, beschwerte sich Brittany und wand sich in seinen Armen. „Du tust mir weh!”
Sofort lockerte Clayton seinen Griff. Er war sich gar nicht bewusst gewesen, wie fest er sie in seiner Wut gehalten hatte.
„Tut mir Leid, Kleines”, entschuldigte er sich leise, ohne den Blick von seiner Frau zu lösen. „Wer ist der Mann bei Mommy?”
fragte er dann und deutete mit dem Kinn auf die beiden.
„Das ist Onkel Bill. Er ist nett”, erklärte seine Tochter. „Er arbeitet in Pawpaws Bank.”
Ein Mann aus der Bank seines Schwiegervaters. Das ist also der Plan, dachte Clayton erbost. Ganz offensichtlich waren Renas Eltern bereits eifrig dabei, ihrer Tochter einen Ersatz für ihn anzubieten.
„Habe ich richtig gehört?” fragte Bill von der anderen Seite des Tisches her und lächelte ihn über einem Glas Bordeauxwein an. Oder ist das eher ein höhnisches Grinsen? fragte sich Clayton. „Sie verdienen Ihren Lebensunterhalt, indem Sie Kälber mit dem Lasso einfangen?”
Clayton schaffte es, in höflichem Ton zu antworten. „Ja, Sie haben richtig gehört.”
„Und Sie werden dafür bezahlt?”
„Wenn ich gewinne. Aber Rodeos sind nicht meine einzige Einnahmequelle.”
„Tatsächlich?” Bill stützte die Ellbogen auf den Tisch und schwenkte sanft den Rotwein in dem Kristallglas. Seine Hände sahen so weich und gepflegt wie die einer Frau aus. „Und was betreiben Sie noch für Geschäfte?”
„Ich mache Werbung für eine Ladenkette für Westernkleidung und Bedarfsartikel für Cowboys. Außerdem halten wir auf unserer Ranch eine Herde mit ungefähr zweihundert Rindern.”
Er wandte sich an Rena und setzte ein Lächeln auf. „Nicht wahr, Liebling?” sagte er und betonte das Wort „Liebling”, damit Bill klar wurde, dass sie immer noch seine Frau war.
„Ja”, erwiderte Rena und lächelte spröde zurück. „Gewiss doch.”
„Rinder halten”, wiederholte Bill nachdenklich und nippte an seinem Wein. „Und was genau tut ein Mann, der Rinder hält?”
Beinahe hätte Clayton laut gelacht. Dieser Bankangestellte hatte ja noch weniger Ahnung, als er angenommen hatte. „Man zieht sie groß”, antwortete er trocken. „Wir halten eine Herde mit Muttertieren und ihren Kälbern auf der Weide und ein paar Bullen für die Zucht. Im Herbst kastrieren wir die meisten Bullenkälber, die im Frühjahr geboren wurden, dann …”
Eine silberne Gabel fie l auf edles Porzellan, und Clayton sah in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Gloria starrte ihn an und wirkte sichtlich entrüstet.
„Wirklich, Clayton”, sagte sie tadelnd. „Ich glaube kaum, dass das ein passendes Gesprächsthema beim Abendessen ist.”
Clayton deutete mit seiner Gabel über den Tisch auf Bill. „Er hat gefragt.”
Ihre missbilligend gerunzelte Stirn glättete sich, und Gloria schenkte Bill ein bewunderndes Lächeln. „Ich bin überzeugt, Bill wollte einfach nur höflich sein, indem er sich nach deinen Geschäften erkundigte. Du mußt wissen, Bill ist selbst ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er hat nicht nur hervorragende Arbeit als Leiter der Kreditabteilung in Martins Bank geleistet, er hat ebenfalls beträchtliches Geschick bei seinen eigenen Investitionen bewiesen.”
Bill hob sein Glas und prostete Renas Vater zu. „Ich hatte einen ausgezeichneten Lehrer.”
„Und er hat eine elegante Villa am Grand Lake gebaut”, fuhr Gloria fort, „mit einer überwältigenden Aussicht. Stellt euch vor, er hat das Haus selbst entworfen. Er ist auch darin sehr talentiert. Du mußt dir die Villa unbedingt ansehen, Rena”, wandte sie sich an ihre Tochter. „Vielleicht kannst du Bill ja zu einer kleinen Führung überreden.”
Abrupt schob
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