Ich will dich
ausruhen, ohne dass jeder seiner Schritte beobachtet und jedes seiner Worte auf die Goldwaage gelegt wurde von Leuten, die ihn für unzulänglich hielten.
Als sich erneut Niedergeschlagenheit in ihm ausbreitete, zog Clayton die Jacke aus und ließ sich auf das Bett fallen.
„Ich habe dich doch geheiratet! Ich habe den Kindern meinen Namen gegeben.”
Bei der Erinnerung daran, was er vorhin zu seiner Frau gesagt hatte und was sie natürlich als Vorwurf aufgefasst hatte, schüttelte er hilflos den Kopf. Warum war das nur so? Warum fand er bei Rena nie die richtigen Worte? Warum machte er alles immer nur noch schlimmer, sobald er bei ihr den Mund öffnete?
Er stützte das Kinn in die Hände und starrte auf die Wand gegenüber. Er wusste keine Antwort auf diese Frage. Verflixt!
dachte Clayton, stand auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. Er wusste überhaupt keine Antworten. Mit der Hand massierte er seinen Nacken, der ziemlich verspannt war.
Renas Nachricht auf seinem Anrufbeantworter, dass sie ihn verlassen würde, war ein Schock für ihn gewesen. Doch das war nichts im Vergleich zu dem gewesen, was er empfunden hatte, als er zur Ranch zurückgekehrt war und entdeckt hatte, dass Rena und die Kinder bereits weg waren.
Clayton blieb vor der Zimmertür stehen und schluckte, als er an die unheimliche Stille dachte, die ihn empfangen hatte, sobald er das Haus betreten hatte. Er erinnerte sich an den hohlen Klang seiner Schritte, während er durch die Räume gegangen war, die einst mit Kindermöbeln und Spielzeug und vor allem mit fröhlichem Kinderlachen erfüllt gewesen waren.
Rena hat Recht, gestand er sich unglücklich ein. Er war nicht sehr oft bei ihnen gewesen. Als Rodeoreiter konnte man nicht viel Zeit zu Hause verbringen. Aber auch wenn er oft unterwegs gewesen war, der Gedanke, dass zu Hause Rena und die Kinder auf ihn warteten, war sehr beruhigend für ihn gewesen. Ihm, der nie ein Heim und eine Familie besessen hatte, hatten die Ranch, Rena und die Kinder ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit gegeben, das er unbedingt brauchte.
Diese Sicherheit und Geborgenheit war er nun im Begriff, zu verlieren.
Ich darf sie nicht verlieren, dachte Clayton verzweifelt, und Angst stieg in ihm hoch. Das durfte nicht geschehen. Rena und die Kinder bedeuteten alles für ihn. Sie waren sein Leben. Nur für sie lebte er.
Ohne sie war er nichts.
Er brauchte sie.
2. KAPITEL
Rena lag auf der Seite in ihrem Bett. Sie hatte die Knie angezo gen und presste einen Zipfel der Bettdecke gegen die Lippen. Heiße Tränen machten das Kissen unterhalb ihrer Wange nass.
Ich habe das Richtige gemacht, sagte sie zu sich selbst. Sie hatte Clayton verlassen müssen. So wie die Dinge lagen, konnte sie nicht weiter mit ihm zusammenleben und so tun, als sei alles in Ordnung.
Nicht, wenn er die ganze Zeit weg war und sie mit den Kindern allein auf der Ranch ließ.
Nicht ohne seine Liebe, die ihr half, die langen einsamen Nächte zu ertragen, wenn er unterwegs war.
Sie presste die Bettdecke stärker gegen den Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken.
Clayton liebte sie nicht. Denn wenn er sie lieben würde, wäre er öfter nach Hause gekommen und hätte mehr Zeit mit ihr und den Zwillingen verbracht. Aber im Gegenteil, er war wochenlang weggeblieben, und ihm war nicht einmal in den Sinn gekommen, anzurufen und sich zu erkundigen, wie es ihr oder den Kindern ging. Sogar wenn er zu Hause war, war er nicht richtig anwesend gewesen, zumindest nicht gefühlsmäßig. Nicht für mich, dachte Rena traurig,
Die immer selteneren Male, wenn Clayton auf der Ranch gewesen war, hatte er sich nur um die notwendigsten Angelegenheiten gekümmert und war dann wieder fortgefahren. Wenn er da gewesen war, hatte er sie, Rena, nie angesehen, sich weder mit ihr unterhalten, noch ihr zugehört, wenn sie versucht hatte, ihm etwas zu erzählen.
Außerdem hatte er sie nicht mehr berührt, außer wenn sie zusammen im Bett gelegen hatten.
Rena rollte sich auf den Rücken und betrachtete die Schatten, die über die Zimmerdecke wanderten. War es so falsch, sich Claytons Aufmerksamkeit zu wünschen? Dass sie von ihm beachtet werden wollte? Es sogar forderte? Immerhin war sie seine Frau, und nur er konnte ihr das geben, was sie sich wünschte.
Diese Erkenntnis war der Auslöser gewesen, weshalb sie sich schließlich dazu entschlossen hatte, ihn zu verlassen.
Sie hatte niemanden.
Doch sie hatte immer noch Bedürfnisse.
Rena fühlte sich einsam. Wie
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