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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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Leine, zeigt. Sehr schön. Eigentlich sind alle schön, das Kind, der Hund, sie. Die Frau streckt Funi ihre schlanke Hand entgegen, an der sie drei einfache goldene Ringe trägt, und begrüßt ihn mit einem festen Händedruck.
    »Guten Tag, ich heiße Celeste. Der Kaffee kommt sofort. Wollen Sie sich nicht setzen?« Sie macht eine Handbewegung in Richtung des Stuhls, den ihr Mann vom Tisch wegrückt. Alles hat einen Bezug zu einer Epoche, ist ein Stück Geschichte. Ein Stück Kunst oder Weisheit. Nichts ist einfach nur ein bloßer Haushaltsgegenstand.
    Funi setzt sich, und aus jener Gewohnheit, die er von Ma ria Dolores übernommen hat, mustert er jedes Detail im Raum. Wäre sie jetzt hier, hätte sie schon längst ihre Schlüsse gezogen.
    Natürlich würde Maria Dolores Vergani es verstehen, aufgrund des Stiles auf eine bestimmte Denkweise zu schließen, die Formen zu einer psychologischen Synthese zu fügen. Funi weiß, dass er dazu nicht in der Lage ist, aber er erinnert sich auch, dass die Kommissarin ihn immer auf seine zwei größten Talente hingewiesen hatte: seinen Instinkt und seine bohrenden Fragen. Und so schiebt er die ästhetisch-rationalen Überlegungen beiseite und setzt von Neuem zu einer Frage an. »Ist das Ihr Sohn?«, will er wissen und zeigt auf das Foto.
    »Ja«, antwortet der Mann. »Giacomo. Er ist in London, aber er kommt am Sonntag wieder zurück.«
    Das Kaffeeservice steht auf dem Tisch, und die uniformierte Hausangestellte lächelt Funi zu. Er lächelt zurück. Hübsch, jung, zart. Die Hausherrin beginnt bedächtig, jedes einzelne Stück vom Silbertablett zu nehmen und auf dem Tisch anzuordnen. Sie gießt den Kaffee in die Tassen, fragt ihn nach Zucker, deutet auf das Milchkännchen. Der Polizist folgt wie hypnotisiert ihren Bewegungen. Eleganz lässt ihn nicht gleichgültig. Er bedankt sich und, nachdem er den Kaffee getrunken hat, stellt er eine letzte Frage.
    »Haben Sie irgendeine Vermutung, wer die Kreuze in Ihrem Garten aufgestellt haben könnte und warum?«
    Die beiden blicken sich an und schütteln dann den Kopf.
    Funi schließt: »Sie müssten noch auf das Präsidium kommen, damit wir Ihre Anzeige aufnehmen können. Dann werden wir sehen, wie wir weiter vorgehen. Wir schicken jemanden, der Fotos macht. Machen Sie sich darauf gefasst, dass die Presse Ihnen bald die Tür einrennen wird. Das Ganze ist zugegebenermaßen wirklich sehr sonderbar.«

14
    Der Anfang liegt weit zurück. Das, was ich nicht weiß, kann ich auch nicht erzählen. Aber ich muss sprechen, etwas sagen, die Fakten der Reihe nach anordnen. Meine Listen. Richtig, wie eine meiner Listen. Fakten in zeitlicher Abfolge, ohne Kommentare, ohne Erläuterungen.
    »Gehen wir alles Punkt für Punkt durch:
    Ich stieg im Wald bergauf.
    Ich sah einen Jäger mit einem Gewehr bewaffnet.
    Er legte das Gewehr an und zielte auf mich.
    Ich hörte einen Schuss und spürte im gleichen Augenblick eine Gestalt hinter mir.
    Instinktiv drehte ich mich um und bohrte mein Messer in etwas hinein.«
    »Wieso hatten Sie ein Messer in der Hand?«, fragt mich Nagel.
    »Ich hatte es nicht in der Hand, sondern in meiner Hosentasche. Zur Sicherheit. Ich war in dem Wald schon einmal angegriffen worden und fürchtete mich nun. Das darf man doch, oder? Angst haben. Das ist ein Naturrecht. Ich bin Polizeibeamtin, ich habe meine Dienstpistole in einem Tresor eingeschlossen und ein Taschenmesser im Handschuhfach meines Autos. Sie meinen, ich hätte es besser nicht herausnehmen sollen? Natürlich. Ich hätte es nicht mitnehmen sollen.«
    »Kannten Sie den Jäger, der mit dem Gewehr auf Sie zielte?«
    »Ich bilde mir ein, ihn sofort erkannt zu haben, aber es war zu weit weg, um mit genauer Sicherheit sagen zu können, dass er es war. Ich meine, es war der Vater eines der misshandelten Kinder. Aber das darf ich nicht sagen, richtig? Sonst werden wir miteinander in Verbindung gebracht, der Komplizenschaft beschuldigt. Ich und er, gemeinsam im Wald, auf der Jagd nach der Haushälterin von Don Paolo. Bewaffnet wie eine Kampfeinheit, ein Rachekommando.
    Ich war im Wald unterwegs, auf der Suche nach Antworten. Einen Moment lang hielt ich ihn für denjenigen, der die Kinder entführte. Dieser Jäger hielt also seine Waffe auf mich gerichtet, und ich konnte nichts tun, um mich vor ihm zu schützen. Hätte ich wie ein Tier davonrennen sollen? Mich hinter einem Baumstamm verstecken oder wie eine erschrockene Natter im Brombeergestrüpp verkriechen? Ich reagiere auf

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