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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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für Bild.
    »Ja, Dolores. Genau so war es damals, nur bei dem Kleid irrst du dich. Es war nicht rot, es war gelb. Hast du das Foto nicht gesehen? Ein hübsches gelbes Kleidchen, das ich dir genäht hatte.«
    Ich war wahnsinnig aufgeregt gewesen, mein zehnter Geburtstag. Das Fest, viele Gäste. Einige habe ich lange nicht mehr gesehen, von anderen weiß ich nicht, was aus ihnen geworden ist. Mit meinen Cousins allerdings habe ich noch immer Kontakt. Und auch zu der Tochter unseres Hausmeisters. Da waren die Großeltern, die Eltern. Das Kleid. Ja, ich erinnere mich daran. Aber es war rot. Feuerrot.

16
    Eine merkwürdige Geschichte.
    »Irgendjemand stellt drei Kreuze in einem Garten in San Siro auf, und niemand bekommt etwas davon mit. Weder wer sie aufgestellt hat, noch wer die Löcher dafür gegraben hat, noch wie sie hintransportiert wurden. Was weiß ich, mit einem Lastwagen womöglich oder etwas Ähnlichem. Sie sind drei Meter hoch. Was meinen Sie, Funi, wie viele Personen braucht man wohl für so eine Aktion?«
    Corsari schaut sich die Fotos am Bildschirm des Computers an, auf denen die Kreuze aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln abgebildet sind. Sogar von der Straße aus, die am Hippodrom entlangführt.
    »Ich weiß nicht. Keine Ahnung. Drei, vielleicht vier sehr kräftige Personen.« Er überlegt einen Moment. »Wie war das noch gleich? Erinnern Sie sich, wie man das Kreuz von Jesus aufstellte?«
    »Natürlich erinnere ich mich, aber fahren Sie nur fort.«
    »Mit Seilen. Ein Seil pro Seite, also ein Mann links und ein Mann rechts … vielleicht noch ein dritter in der Mitte. Drei Personen braucht man mindestens.«
    Pietro Corsaris Blick schweift erneut zu den Fotos. Er rückt mit dem Gesicht etwas näher an den Bildschirm. Sein Interesse gilt den Details, nicht dem Ganzen. »Da liegen Kerzenstummel, und so wie der Rasen drumherum zertrampelt ist, waren es mehr als drei Personen. Ein Bonbonpapier.«
    »Eine ganze Gruppe?«
    »Vielleicht.«
    Achille Funi ist es nicht gewohnt, in erster Linie auf das Beweismaterial zu achten. Mit Maria Dolores ging man eher assoziativ vor, vertraute dem eigenen Instinkt. Folgte nicht immer stur einer Logik. Stellte Hypothesen auf. Erst danach überprüfte man, ob alles zusammen einen Sinn ergab.
    »Was für eine Bedeutung haben eigentlich drei Kreuze?«
    »Bleiben wir doch erstmal bei den Fakten, Funi. Hausfriedensbruch und Beschädigung privaten Eigentums. Davon gehen wir erst einmal aus. Da muss man nicht so lange rummachen.« Zwischen den Zeilen gelesen hieß das so viel wie: Wir sind hier schließlich nicht bei der Vergani . Und Corsari ließ keine Gelegenheit aus, das zu unterstreichen. Selbst noch nach Monaten. Er musste erst noch seinen Platz finden, sich auf beruflicher und menschlicher Ebene Achtung verschaffen. Aber Funi gibt sich damit nicht zufrieden, so machte ihm das alles keinen Spaß. Drei Kreuze, jeweils drei Meter hoch. Alle in einer Nacht aufgestellt. In einem Garten mit Wachhunden, die womöglich angeschlagen hatten, aber am nächsten Morgen friedlich mit dem Schwanz wedelten, als ob nichts gewesen wäre.
    »Herr Kommissar, sollen wir noch mal mit den Eigentümern sprechen?«
    »Wieso, Funi?«
    »Ich möchte zusätzliche Informationen. Ich hätte da noch ein paar Fragen. Wenn Sie einverstanden sind, lade ich sie vor.«
    Corsari überlegt einen Moment. Im Präsidium gibt es derzeit nicht allzu viel Arbeit. Und so legt er einmal sein männliches Konkurrenzdenken beiseite und beschließt, sein Einverständnis zu geben. »In Ordnung, Funi. Danach befassen wir uns aber wieder mit anderen Dingen, habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Und was ist mit dem Zahnarzt?« Er weiß genau, welches Risiko er mit dieser Frage eingeht.
    »Da hat sich noch nichts weiter getan. Als Erstes müssen wir der Frage nachgehen, woher die Prothesen stammen, mit denen er ganz Mailand beglückt.«
    »Ich würde ja erst mal versuchen herauszufinden, was mit den ganzen Zähnen passiert ist«, schlägt Funi vor.
    »Ich habe schon verstanden, Funi. Aber glauben Sie im Ernst, es ist so ein Riesengeschäft, kaputten Zähnen einen Neuanstrich zu verpassen?« Corsari fühlt sich offensichtlich auf den Schlips getreten.
    »Ich weiß nicht, aber überprüfen würde ich das schon mal.«
    »Also gut, ich werde eine Genehmigung besorgen. Damit Sie endlich Ruhe geben.«

17
    Die Striemen waren nicht zu übersehen. Sie waren auf den Fotos des Erkennungsdienstes. Festgehalten im Protokoll der

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