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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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hinaus, in den Fall um das verschwundene Mädchen im Ayas-Tal eingemischt hatten. Aber anders als erwartet, hat er alles heruntergespielt und Ihnen so das Leben einfacher gemacht. Sie in die Geschichte eingebunden, ohne Sie damit in Schwierigkeiten zu bringen, und Ihnen dadurch einen wertvollen Dienst erwiesen.«
    »Darüber bin ich mir durchaus im Klaren. Irgendeinen Gewinn wird er allerdings daraus schon geschlagen haben. Aber was ist eigentlich mit der Vernachlässigung seiner Amtspflichten, seiner Inkompetenz, die dem Schuldigen erst ermöglicht haben, weiter sein Unwesen zu treiben? Das Leben des Dorfpriesters in Verzweiflung gestürzt haben? Ich war in diesem Wald unterwegs gewesen, weil sich niemand darum geschert hat, die Wahrheit herauszufinden. Ich habe auf den verzweifelten Hilferuf eines Mannes reagiert. Aber ich konnte nichts tun: Ich habe getötet. Und nichts hat sich dadurch geändert. Dieses Mal steht mein Gewissen auf dem Spiel.«
    Max Nagel: »Vergani, Sie sehen das alles aus dem falschen Blickwinkel. Sie verwechseln die moralische mit der rechtlichen Ebene. Das sind zwei komplett unterschiedliche Dinge.«
    Nagel ist kein Philosoph, aber er versucht, mir das Leben schwer zu machen. Er weiß, dass ich mir bei den Einzelheiten in der Sache nicht ganz sicher bin. Er weiß, dass ich mich in einer privilegierten Lage fühle, weil ich Polizistin bin, aber gleichzeitig auch unterlegen. Ich habe nicht über alles, was in meinem Leben passiert ist, frei entschieden. Immer noch fehlten mir einige Puzzleteile, um endgültig sagen zu können, wie es wirklich passiert war.
    »Die Wahrheit ist keine Frage der Moral, sondern eine Frage der Ethik. Könnten wir von dieser Grundvoraussetzung ausgehen, würde das allen viel Leid ersparen.«
    Max Nagel: »Einer angemessenen Verteidigungsstrategie nachzugehen ist hingegen eine Rechtsfrage. Immerhin geht es hier nicht ausschließlich um Sie. Andere sind auch noch involviert und versuchen, den Wahrheitsgehalt dessen, was angeblich passiert ist, einzuschätzen – ausgehend von Ihren Behauptungen und durch die Überprüfung der gesamten Umstände. Das ist die juristische Ebene. Und bisher scheint mir Ihre Wahrheit, Maria Dolores Vergani, nicht die einzig mögliche zu sein. Darüber sind wir uns doch hoffentlich einig.«

32
    »Gratuliere, Funi. Ich muss gestehen, dass ich mit einem so bravourösen Ergebnis nicht gerechnet hätte! Und dann auch noch gleich beim ersten Anlauf.« Was so viel heißt wie: Ich hätte Ihnen nicht zugetraut, dass Sie die Beförderung zum Kommissar mit einer solchen Kaltschnäuzigkeit schaffen würden. Die Wahrheit ist allerdings, dass Achille Funi, obwohl er sowohl an Lebens- als auch an Dienstjahren gemessen der Älteste im Präsidium ist, bisher wenig von Karriereplänen wissen wollte. Doch im Leben kann es vorkommen, dass der Vergleich mit anderen in einem das Bewusstsein stärkt, dass der Durchschnitt manchmal ziemlich niedrig liegen kann. Und so hatte Funi nach einer neuen Herausforderung gesucht, etwas, das ihm in Wahrheit längst zustand: eine neue Funktion.
    Ungeachtet des Karrieresprungs seines Untergebenen scheint Pietro Corsari ausgezeichneter Laune zu sein. Was vermutlich mit dem neuen Foto auf seinem Schreibtisch zu tun hat. Eine lächelnde dunkelhaarige Frau, die sich mit der Hand durch ihre langen weichen Haare fährt. Achille Maria Funi ist es sofort aufgefallen, und Corsari möchte, dass alle es sehen und kommentieren. Und daran ist auch nichts auszusetzen. Aber wie man eine Frau innerhalb von wenigen Monaten durch eine andere ersetzen kann, im Herzen und im Bilderrahmen, bleibt das Geheimnis der Männer. Vor allem der Männer. Fast ausschließlich der Männer.
    »Danke für die Glückwünsche. Ich werde mich jetzt mal nach den Details erkundigen.«
    »Die kann ich Ihnen auch sagen: Man hat Sie hierher zugewiesen. Ich vermute, dass Sie froh darüber sind. Lassen Sie nur, Sie brauchen sich nicht zu bedanken.« Ein aufgesetztes Grinsen. »Sie wissen wohl schon, dass Sie das Büro von Kollegin Vergani bekommen?«
    »Ich kann genauso gut in meinem bleiben. Das macht keinen großen Unterschied.« Er spürt nicht gerade das Verlangen danach, sich ein zweites Mal bei Corsari zu bedanken.
    »Ihr Büro ist bereits für einen anderen Kollegen vorgesehen. Also: Packen Sie Ihre Sachen und bringen Sie sie schon rüber. Eigentlich ist es nicht meine Aufgabe, Sie einzuweisen. Jetzt mal zack, zack, und keine weiteren Diskussionen,

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