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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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bleiben.
    »Vielleicht hat er die Zähne ja gezogen, weil sie faulig waren, und danach hat ihn sein Freund erst gefragt, ob er sie für seine Kunstwerke verwenden kann. Wer weiß, deiner Vergani hätten sie wahrscheinlich sogar gefallen. Und die Ermittlungen hätte sie natürlich im Handumdrehen beendet.«
    »Hör mal, ich bezweifle, dass all diese Zähne wirklich aus medizinischen Gründen hätten entfernt werden müssen, diesen Punkt haben wir bereits abgehakt. Niemand hat sein Einverständnis für einen Versuch mit den unerprobten Superprothesen gegeben, folglich hat sich der Zahnarzt strafbar gemacht. Dazu hat er gefährliche medizinische Abfälle mit höchster Infektionsgefahr an Dritte verkauft. Zähne werden normalerweise eingeäschert, hast du das gewusst? Er muss mit einer Freiheitsstrafe und einer Geldbuße rechnen. Als Zweites hätten wir da noch den Künstler, der aus organischem Material Skulpturen schafft. Glaubst du, die Sammler haben irgendeine Ahnung davon? Los, bring die Sache zu Ende, und nimm dir dann ein paar Tage frei. Und damit du Bescheid weißt: Man hat mir aufgetragen, dir auf die Finger zu schauen. Ich will mit so etwas nichts zu tun haben. Also geh mir besser aus dem Weg, verstanden?«
    »Dann bist du ja der Einzige, der noch übrig bleibt. Der große Hauptkommissar Funi. Erst seit ein paar Tagen im Amt und schon so ein toller Hecht. Sie hilft dir bei den Ermittlungen, gib’s zu!«
    »So langsam halte ich dich wirklich nicht mehr aus.« Er ist schon fast aus der Tür.
    »Weiß sie eigentlich, dass du verlobt bist?«, schleudert er ihm zum Abschied hinterher.
    »Ja. Und im Übrigen bin ich nicht verlobt.«

105
    »Chiara, das Mädchen, das von der Brücke auf den Viale Forlanini gestürzt ist, hat Selbstmord begangen.« Funi hat den Ellbogen auf dem Schreibtisch abgestützt und spricht in den Telefonhörer.
    »Weißt du eigentlich, dass ich diese Brücke mindestens schon hundertmal überquert habe? Sie ist gleich hier, nicht weit vom Haus meiner Eltern entfernt.« Maria Dolores trainiert auf dem Laufband, während sie mit Funi telefoniert. Die Stadt ist wirklich klein. Sie schaut aus dem geöffneten Fenster hinaus. Heute ist der Himmel grau. Undurchlässig, als wäre er aus Watte. Sie hat den Eindruck, als ragten auf den Hausdächern vor ihr noch mehr Antennen als gewöhnlich empor. Aber es ist nur eine Frage der Perspektive und des Lichteinfalls. Mailand enthüllt nie alles auf einmal. Die Stadt war wie eine Frau, und als solche zeigt sie nur das von sich, was und wann es ihr genehm war. Das war so ihre Art.
    »Ich frage mich, warum sie das getan hat. Selbst wenn es nicht zu meinen Aufgaben gehört, nach den Gründen für einen Selbstmord zu suchen«, holt Funi aus.
    »Sie war magersüchtig wie die anderen Mädchen. Und sie war in derselben Klinik. Was sagen eigentlich ihre Eltern?«
    »Ihr Vater ist Arzt. Er schämt sich, sie in die Rinascita eingeliefert und diesem Arzt anvertraut zu haben. Er hat mich darum gebeten, seine Tochter nicht in Verbindung mit den anderen Mädchen zu bringen. Und er hat mich angehalten, über die ganze Sache Stillschweigen zu bewahren. Als ob ich die Presse davon abhalten könnte, etwas darüber zu schreiben. Er will gegenüber seinen Kollegen nicht blöd dastehen.«
    »Das sollte dir zu denken geben, in Bezug auf die Werte, die er womöglich seiner Tochter mitgegeben hat«, erwidert sie leicht außer Atem. »Äußerlichkeiten, den Schein wahren, was sagen wohl die anderen … Habt ihr auch über die Kreuze gesprochen?«
    »Er sagt, sie stünden außerhalb seines Gartens. Auf einem Grundstück, das schon seit Jahren niemand geltend macht. Sie beide seien nicht gläubig, und das Kreuz sei ihm völlig einerlei.«
    »Aber uns nicht.«
    »Was machst du da eigentlich, dass du so außer Atem bist?«
    »Ich bewege mich ein wenig.«
    »Um schlank, jung und fit zu bleiben?« Er grinst.
    »Um nicht vor Langeweile zu sterben.« Sie lügt, wenn sie nur den Mund aufmacht.
    »Wie auch immer … Chiara hat sich also von der Brücke gestürzt, und wie mehrere Zeugen übereinstimmend bestätigt haben, war sie allein. Sie hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen und kann daher selbst nichts mehr dazu sagen. Außer durch ihre Abwesenheit.«
    Einen Moment lang schweigen beide, dann schaltet sich Maria Dolores wieder ein. »Ein sehr guter Einwurf, bravo.« Abwesenheit war für sie schon immer etwas von Bedeutung gewesen. Oft sogar mehr als Anwesenheit. Das eigene Leben kann von

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