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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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Maria Dolores erkennt am Tonfall eine bestimmte Macht. Und sie erinnert sich an den Klang der Stimme, selbst wenn die Person nicht mehr da ist. Es gibt Menschen, die erinnern sich an Gerüche oder bestimmte Düfte. Andere verlassen sich eher auf ihr visuelles Gedächtnis. Sie nicht. Sie ist davon überzeugt, dass jeder Mensch die Stimme des anderen auf unterschiedliche Weise wahrnimmt. Mit seinen eigenen, ganz persönlichen Schwingungen, die von der Hörmuschel abhängen, aber auch von den Emotionen, die sich über diese Klangwellen übertragen. Aber vor allem auch davon, wie affektiv schwingungsfähig, wie man das in der Psychologie nannte, jeder Einzelne war. Ihr ist es schon öfters passiert, dass sie sich zuerst in eine Stimme, dann erst in die Person verliebt hatte.
    Michele Conti: »Ich habe Funi aus dem Haus kommen sehen. Er ist wirklich ein Freund, der einzige, der dich nicht im Stich gelassen hat. Abgesehen von mir.«
    Maria Dolores Vergani: »Ich hatte dich nicht erwartet.«
    Sie steht auf, um Kaffee aufzusetzen. Es ist halb elf am Abend.
    Michele Conti: »Der Helikopter ist in Linate gelandet. Und bevor ich nach Hause gehe, wollte ich noch bei dir vorbeischauen.«
    Sie schweigt. Ihr ist kalt, und ihre Hände zittern leicht. Das passiert ihr immer dann, wenn sie nervös ist.
    Michele Conti: »Wie geht es dir?«
    Maria Dolores Vergani: »Wie üblich, mit ein paar Problemen mehr.«
    Michele Conti: »Ich wollte dich unbedingt sehen und ein wenig bei dir sein.«
    Schweigen. Sie steht noch immer mit dem Rücken zu ihm. Vom Wohnzimmer aus kann er sie sehen. Ohne näherzukommen spricht er weiter. Er weiß, dass sie es mag, ihm zuzuhören, ohne ihn ansehen zu müssen. So wie jetzt, mit dem Rücken zu ihm gedreht. Das erste Mal, als sie miteinander ausgingen, redete er, und sie blickte ihn nicht einmal an. Das war im Jamaica gewesen. Einer Bar im angesagten Viertel Brero. Es brauchte einige Minuten, bis sie sich schließlich in die Augen sahen.
    Michele Conti: »Du bist sauer auf mich, hab ich recht?«
    Sie denkt einen Moment nach. Sie sucht noch nach einer passenden Antwort, die nur sie beide betrifft, als sie plötzlich ihre Meinung ändert.
    Maria Dolores Vergani: »Du hast mit Luca Righi über mich und ihn gesprochen. Erinnerst du dich noch, wann das war?«
    Sie dreht sich um und wartet auf die Antwort. Immer noch auf Sicherheitsabstand.
    Michele Conti: »Ich habe schon eine ganze Weile von euch beiden gewusst. Ein Freund, der mit ihm zusammenarbeitet, hat es mir erzählt. Er meinte, er würde bei der Arbeit ständig von dir sprechen.«
    Maria Dolores Vergani: »Und weiter?«
    Michele Conti: »Er meinte, er wäre hinter dir her, aber du würdest dich zieren. Er verstand nicht, was du eigentlich wolltest, und überhaupt würde er niemals seine Familie verlassen. Solche Sachen eben.«
    Maria Dolores Vergani: »Dann hat er dir wahrscheinlich auch erzählt, dass zwischen uns beiden nie etwas passiert ist.«
    Michele Conti: »Nein, das habe ich nicht von meinem Freund erfahren, sondern durch deine Mails. Vielleicht hätte ich das Recht darauf gehabt, es von dir persönlich zu erfahren. Aus deinem Mund. Denkst du nicht?«
    Maria Dolores Vergani: »Doch.«
    Sie gießt den Kaffee in die Tassen, besinnt sich dann jedoch eines besseren und leert ihren ins Spülbecken.
    Maria Dolores Vergani: »Und dann habt ihr miteinander telefoniert.«
    Michele Conti: »Telefoniert und persönlich gesprochen. Ich habe ihm gesagt, er soll die Finger von dir lassen. Wir wollten etwas Gemeinsames aufbauen und hätten jeder für sich schmerzhafte Erfahrungen zu verarbeiten. Ich habe ihm gesagt, wir würden uns lieben, und er würde nur stören. Alles was wir jetzt bräuchten, wäre Ruhe.«
    Maria Dolores Vergani: »Glaubst du nicht, dass mir die Ruhe langsam zum Hals raushängt?«
    Michele Conti: »Jetzt vielleicht, aber damals?«
    Maria Dolores Vergani: »Sag mir die Wahrheit …«
    Er geht auf sie zu.
    Michele Conti: »Deswegen bin ich ja hier.«
    Er lässt sie nicht ausreden.
    Sie legt ihm ihre Hand auf seinen Mund, denn sie weiß bereits, was er ihr sagen will.
    Maria Dolores Vergani: »Hast du mich an jenem Abend tätlich angegriffen? Hast du meinen Laptop mitgenommen und meine E-Mails überprüft? Du hast selbst gesagt, dass du meine und die von Luca Righi gelesen hast!«
    Michele Conti: »Wage es nie wieder, diesen Namen auszusprechen. Ist das klar?«
    Maria Dolores Vergani: »Du hast mir diese Wundmale am Hals zugefügt, mit denen

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