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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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Inskriptionslisten auf. Ihr Mandant ist ein Betrüger.«
    »Davon gehe ich zunächst einmal nicht aus, aber wir werden natürlich unsere Recherchen anstellen«, kommt die zu erwartende Antwort.
    »Außerdem würde mich noch interessieren, welche Form der Therapie in der Klinik angewendet wurde. Wenn Sie mir bitte so schnell wie möglich genaue Informationen dazu zukommen lassen würden.« Funi kommt schnell zur Sache, alles andere bringt ihn nicht weiter.

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    »Dann gibt es diese zierlichen Typen, die in ihrem dünnen Körper weiter ausharren. Sie versuchen, sich selbst auszulöschen, doch ohne Erfolg. Sie bestehen nur noch aus Umrissen, ohne die geringste Materie, aus der wir für gewöhnlich geschaffen sind.« Maria Dolores unterhält sich mit Inga. Am Telefon.
    »Aber hier geht es doch nicht um dick oder dünn. Sondern darum, dass sie den Wunsch haben, aus der Welt zu verschwinden. Kannst du dich noch erinnern, als es dir so schlecht ging?«
    »Das ist schon so lange her. Außerdem gab es bei mir einen konkreten Auslöser. Das eine ist, mit dem Essen aufzuhören, weil man etwas damit demonstrieren will, das andere, jedem seine Magersucht ungefragt vor den Latz zu knallen, indem du dafür sorgst, dass deine inneren Organe zusammenschrumpfen, bis du endlich stirbst, weil das Herz es nicht mehr schafft, dein Körpergerüst am Leben zu halten.«
    »Das muss doch ein Horror sein für die Familien. Weißt du noch, was deine Eltern damals alles versucht haben?«
    »Erinnere mich bloß nicht daran. Sie haben mich auf die Neurologie eingewiesen, wo man mich an den Tropf hängte. Ich habe einen solchen Schrecken bekommen, dass ich auf der Stelle wieder mit dem Essen angefangen habe.«
    »Richtig. Aber trotzdem isst du bis heute eher unregelmäßig. Deine Mutter sagt, du wärst viel zu dünn. Stimmt das?«
    »Na, so dünn auch wieder nicht. Allerdings lässt sich Magersucht nie endgültig heilen. Eine gewisse Neurose bleibt einem mehr oder weniger für immer erhalten. Wenn die Sucht nicht so grausam war dich umzubringen, dann verfolgt sie dich zumindest ein Leben lang, liegt ständig auf der Lauer. Sobald etwas nicht ganz so gut läuft, ist sie wieder da.« Während sie spricht, tritt sie ans Fenster und sieht auf dem Balkon des gegenüberliegenden Gebäudes wie immer denselben Mann rauchen. Dieses Mal winkt sie ihm jedoch nicht zu, sondern zeigt ihm den gestreckten Mittelfinger, dreht sich um und setzt sich zurück in ihren Sessel.
    »Du bist richtig philosophisch heute. Ich habe offensichtlich einen guten Tag erwischt. Hast du damit aufgehört, irgendwelchen dunklen Gedanken nachzuhängen?«
    »Im Gegenteil, es wird immer schlimmer, wenn das überhaupt noch geht. Michele hat mich betrogen.«
    »Und es dir dann auch noch gestanden? Wie intelligent von ihm …«
    »Die eine Wahrheit zieht die andere nach sich. Er ist davon überzeugt, dass zwischen uns jetzt Gleichstand herrscht. Aber es gab gar nichts auszugleichen.«
    »Dann hast du jetzt etwas gut bei ihm. Sieh’s doch einfach mal so.«
    »Inga, was redest du denn da?«
    »Ich meine ja nur. Es ist immer praktisch, bei jemandem noch etwas gutzuhaben, das man im geeigneten Moment einlösen kann. Bleib einfach locker. So sehe ich das. Er hat dich betrogen? Du warst von ihm schon angenervt, bevor du dich in diese verzwickte Lage gebracht hast. Jetzt kommt es dir so vor, als sei er deine einzige Chance. Aber das stimmt nicht. Er wird nicht der Einzige bleiben. Du wirst sehen.«
    Auch jetzt schon denkt sie so. Aber das kann sie ihr nicht sagen.

104
    »Der Zahnarzt hat die Zähne gezogen, um sie einem befreundeten Künstler zu verkaufen. Oder um eine Versuchsreihe mit den Prothesen eines Zahntechnikers durchzuführen, die er anschließend patentieren lassen wollte.« Wie ein Grundschullehrer versucht Achille Funi mit allen Mitteln die Aufmerksamkeit seines Kollegen Pietro Corsari zu gewinnen, der unrasiert und ungewaschen hinter seinem Schreibtisch im Büro sitzt. Er beugt sich vor, bis er nur eine Handbreit von seinem Gesicht entfernt ist. »Kannst du mir folgen?«
    »Natürlich kann ich dir folgen, aber es interessiert mich ehrlich gesagt einen Scheißdreck«, antwortet dieser. Er strömt einen unangenehmen Geruch aus, doch Funi hat in letzter Zeit schon Schlimmeres erlebt. Von Corsari war er eine solche Nachlässigkeit der Körperhygiene jedoch alles andere als gewohnt.
    »Komm schon, versuch doch wenigstens, diesen Fall irgendwie abzuschließen«, versucht er ruhig zu

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