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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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ich aufgefunden wurde, als ich die Frau getötet habe, stimmt’s?«
    Michele Conti: »Ich werde dir nicht das passende Motiv bieten, um dich schuldig zu bekennen. Du beschuldigst mich, dich angegriffen zu haben? Spielst du jetzt völlig verrückt? Ich habe bereits auf deine Fragen geantwortet, und ich habe nicht die Absicht, Teil deines Spiels zu werden. Ist das klar?«
    Maria Dolores Vergani: »Du hast doch bloß Angst davor, von deiner Arbeit suspendiert zu werden, weil du mich geschlagen hast. Ob ich für die nächsten zwanzig Jahre ins Gefängnis wandere, ist dir doch im Grunde völlig egal. Hab ich recht? Wenigstens zu dieser Wahrheit könntest du stehen, Michele.«

101
    Brennende weiße Kerzen vor der Tür. Pina Maggi versucht, energisch durchzugreifen und die Flammen zu löschen. Doch einige ihrer Gäste lassen sich nicht davon abhalten, neue herbeizutragen und anzuzünden. Ein Perpetuum mobile. Es weht ein kühler, frischer Wind. Auf dem Programm steht heute ein Ausflug zur Kirche San Pietro al Monte.
    »Die Sizilianer sind gestern angekommen, und es ist schon zu einer Tradition geworden, dass wir jedes Mal gemeinsam das Fresko der Apokalypse ansehen«, erläutert Pina Maggi, die die Gruppe für den Aufstieg zur Bergspitze vorbereitet.
    »Ich vermute, Anna hat an einem dieser Spaziergänge teilgenommen«, sagt Funi, während er nach Anselmo Ausschau hält.
    »Ja. Anna war oft mit Anselmo zusammen, und er geht sehr oft zur Kirche San Pietro hoch. Er liebt diesen Ort. Er hilft dabei, ihn sauber zu halten, und von den Fresken kennt er jedes Detail. Vor allem die Symbole haben es ihm angetan.«
    »Spricht er denn immer so wirres Zeug, oder sagt er auch manchmal etwas, was Sinn macht?« Der Hauptkommissar tastet sich langsam heran.
    »Er sagt andauernd etwas, was Sinn macht. Aber diesen Sinn erkennt nur er. Das Mädchen und er verstanden sich gut, sie sprachen gemeinsam über Liebe. Über die keusche Liebe.«
    Wenn es das überhaupt gibt , denkt Funi bei sich. Er lässt sich von seiner eingeschlagenen Richtung nicht abbringen. »Ist Anna hier gestorben?«
    Pina Maggi antwortet nicht.
    »Es ist möglich, dass Anselmo ihren Körper hoch zur Kirche gebracht und dort vergraben hat. Er trug die Seiten ihres Tagebuches bei sich, und überhaupt verbrachten sie viel Zeit miteinander. Ich könnte einen Durchsuchungsbeschluss beantragen, und möglicherweise würden wir dabei auf weitere Kleidungsstücke, Gegenstände, Dinge, die dem Mädchen gehörten, stoßen.«
    »Der Junge ist nicht normal, Sie haben ihn doch gesehen. Man würde ihn an einen Ort bringen, der nicht so angenehm ist wie hier. Das wissen Sie doch?«
    »Natürlich, ich weiß. Auf das widerrechtliche Entwenden eines Leichnams stehen drei Jahre Gefängnis, käme dann auch noch unterlassene Hilfeleistung dazu, müsste er sogar mit dem Doppelten rechnen. Und in diesem Fall würden wir Sie dann auch noch drankriegen. Wegen Beihilfe und unterlassener Hilfeleistung.« Funi spielt falsch, aber so schnell fällt ihm keine bessere Möglichkeit ein, in der Sache weiterzukommen. Pina Maggi ins Präsidium mitzunehmen würde zu nichts führen, und er hat keine Lust, seine Beweise und Überlegungen an den Staatsanwalt zu übergeben. Er wollte sich selbst noch ein wenig mit dem Fall beschäftigen.
    Pina Maggi hört ihm aufmerksam zu, während sie ein Mädchen ankleidet. Es ist vermutlich noch sehr jung, hat jedoch bereits das runzlige Gesicht einer Greisin und eine unbehandelte Hasenscharte, die beim Sprechen jedes Mal weit aufklafft. Sie hat kurze Ärmchen und unförmige Finger. Pina Maggi streift ihr einen rosafarbenen Strickpullover mit großen Punkten über. Dann schickt sie das Mädchen aus dem Zimmer raus und beginnt den Nächsten anzukleiden.
    »Ich muss wissen, was genau mit Anna passiert ist. Und wer die Kreuze aufgestellt hat. Ihre Eltern warten darauf, die Wahrheit zu erfahren.«

102
    »Wie kann es sein, dass der Eintrag ins Arztregister genehmigt wurde?« Hauptkommissar Funi unterhält sich mit dem Anwalt von Doktor Meda.
    »Das kann ich Ihnen auf die Schnelle nicht sagen. Da müsste ich mich erst einmal mit meinem Mandanten kurzschließen.«
    »Unseres Wissens nach sind die Ausbildungsnachweise, die er vorgelegt hat, absolut nichts wert. Einige davon sind in Italien nicht einmal anerkannt. Andere Diplome wurden von den darauf genannten amerikanischen Universitäten niemals ausgestellt. Die Unterschriften sind gefälscht, und sein Name taucht auf keiner der

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