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Ich will doch nur küssen

Ich will doch nur küssen

Titel: Ich will doch nur küssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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arbeiten.
    Die kommenden Tage würden nicht leicht werden. Das Getuschel der Leute im Cuppa Café war ihr genauso wenig entgangen wie die Tatsache, dass man mit dem Finger auf sie zeigte, aber sie dachte nicht daran, sich zu verstecken. Serendipity war ihre Heimatstadt.
    Sie war am Ende des Ganges angelangt, und ihr Blick streifte das Zeitschriftenregal. Vom Titelblatt des News Journal starrte sie jener Mann an, der es geschafft hatte, ihr Leben gleich zweimal zu zerstören. Doch diesmal hoffte Faith, Feuer mit Feuer bekämpfen zu können. Lissa war gestern Abend zu ihr gekommen, um sie zu interviewen, und sie hatten sich bis spät in die Nacht hinein unterhalten.
    Wenn das Interview veröffentlicht wurde, dann würden die Leser zumindest begreifen, wer Faith wirklich war. Sie hatte keine Ahnung, wie die Leute reagieren würden; ob sie ihre Meinung ändern würden. Aber zumindest hatte Faith versucht, wieder die Kontrolle über ihr Leben zu gewinnen. Wenn alles nach Plan lief, konnte sie bald zu Ethan und Tess zurückkehren, aber noch war es dafür zu früh. Zuerst musste ihre Geschichte erzählt werden. Lissa arbeitete bereits fieberhaft an der Story, und sobald sie fertig war, wollte sie sich entscheiden, wo sie ihren Artikel veröffentlichen würde, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen.
    Auf Faith hatte das Interview eine kathartische Wirkung ausgeübt. Sie hatte unverblümt von ihrer Kindheit und Jugend in der Villa auf dem Hügel erzählt, und von ihrem Vater, jenem Mann, der für das größte Pyramidensystem der Geschichte verantwortlich zeichnete. Sie hatte geschildert, wie es sich angefühlt hatte, feststellen zu müssen, dass der Vater, den sie idealisiert hatte, in Wirklichkeit ein gewissenloses Schwein war und sie ebenso missbraucht hatte wie ihr Exmann. Und wie sie aus eigenem Entschluss in die Stadt zurückgekommen war, die sie zuvor verlassen hatte.
    Lissa hatte sie schonungslos ausgefragt, und Faith hatte jede einzelne ihrer Fragen beantwortet. Nein, sie hatte nichts vom Betrug ihres Vaters gewusst. Sie hatte genau wie der Rest der Welt erst davon erfahren, nachdem ihr Vater verhaftet worden war. Nein, soweit sie wusste, hatte auch ihre Mutter keine Ahnung gehabt. Ja, es tat ihr wirklich leid, dass so viele Menschen ihrem Vater vertraut und ihre gesamten Ersparnisse verloren hatten; und natürlich war es ihr peinlich, mit einem Mann verwandt zu sein, der zu derart unmoralischen Handlungen fähig war.
    Ob sie nachvollziehen konnte, warum ihr die hart arbeitende Bevölkerung der Stadt mit Ablehnung begegnete? Als sie an diese schmerzvolle Frage dachte, hatte sie erneut einen Kloß im Hals. Doch sie verstand nur zu gut, warum die Durchschnittsbürger glaubten, Faith Harrington habe es leicht gehabt. Und verglichen mit den Opfern ihres Vaters stimmte das ja auch. Bis vor Kurzem war ihr das zugegebenermaßen nicht klar gewesen, aber jetzt wusste sie es, denn jetzt gehörte auch sie zu den hart arbeitenden Durchschnittsbürgern. Sie hatte gekämpft, hatte noch einmal ganz von vorn angefangen. Sie musste sich ihren Lebensunterhalt verdienen und sich darum bemühen, Freunde zu gewinnen und sich ein neues Leben aufzubauen.
    Hätte es eine Möglichkeit gegeben, die Vergangenheit zu ändern, sie hätte es getan. Doch sie konnte nicht mehr tun, als nach anderen Regeln zu leben und stolz auf das sein, was sie machte.
    Sie hatte mit den Verbrechen ihres Vaters nichts zu tun, und es war ungerecht, dass sie gezwungen war, um Absolution zu bitten. Doch sie war seine Tochter, und deshalb schuldete sie den Menschen eine Erklärung und eine Entschuldigung. Sie war bereit, beides zu liefern, denn Serendipity war ihr Zuhause, und sie hoffte, dass man sie hier eines Tages akzeptieren würde.
    Faith starrte auf das Gesicht ihres Vaters, das auf dem Titelblatt der Zeitschrift prangte, und fragte sich, ob sich ihre Hoffnung wohl je erfüllen würde.
    Als sie den Blick abwandte, erspähte sie am anderen Ende des Ganges Tess. Sie war es, unerkennbar: die Militärjacke, die Stiefel, die Frisur … Aber warum ? Warum zog sich Tess wieder so an, wo sie doch bereits ein völlig neuer Mensch gewesen war, und so glücklich?
    Faith wollte eben ihren Namen rufen, um die Kleine nach dem Grund dafür zu befragen, da sah sie, wie Tess nach einer kleinen Schachtel griff, sie in die Jackentasche steckte und dann entschlossen losmarschierte – und zwar nicht in Richtung Kasse, sondern schnurstracks zur Tür.
    Faith lief es eiskalt

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