Ich will doch nur normal sein!
allein, konnte nicht weg und sie kamen auf mich zu. Ich schrie nach meiner Mutti. Sie lachten und lachten und sagten, die hilft dir sowieso nicht, da kannst du schreien, wie du willst. Ich hatte Angst, Ich hörte auf zu schreien und blieb ganz still. Sie kamen zu mir, alle beide und dann nahm mein Opa mich an der Hand. Ich dachte, er geht jetzt mit mir heim. Er ging nicht mit mir heim. Ich wurde festgebunden auf einem Tisch. Die Hände und die Füße an die Tischbeine gebunden und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Es war wie immer Opa und sein Freund taten das mit mir, was sie immer machten, einer unten, der andere in meinem Mund und dann umgekehrt. Zum Schluss sagte Rudolf, dass wir nun noch ein bisschen spielen werden. Er hatte wieder die Pistole von Opa in der Hand und ich bekam schreckliche Angst. Zuerst hielt er sie mir an die Stirn und sagte „Tschüß“ und drückte ab. Ich schrie und weinte und es gab nur ein „Klick“ und sonst war nichts passiert. Aber ich hatte solche Angst. Opa lachte und sein Freund auch. Dann ging es weiter mit der Pistole immer und immer wieder, an die Schläfe „Klick“, in den Mund „Klick“, unten rein „Klick“ auf das Auge „Klick“ und jedes Mal taten sie, als würden sie die Pistole laden. Immer dachte ich, jetzt, jetzt schießen sie richtig. Ich habe geschrien, gebettelt, geweint, Mutti gerufen. Sie haben nur gelacht.
Ich hatte solche Angst und dachte immer, sie bringen mich um, sie tun es beim nächsten Mal. Niemand war da, nur die Zwei und ich. Dann rief mich jemand. Es war doch jemand da. Ich soll meine Augen auf machen. Ich habe doch Angst wegen der Pistole, die Augen aufzumachen. Wieder: „Machen sie die Augen auf.“ Es war nicht Opa oder Rudolf, es war jemand anderes. Ich mach meine Augen auf und nach einer Weile erkannte ich den Nachtpfleger von unserer Station. Er hatte mich geweckt. Ich hatte einen schrecklichen Albtraum – einen fast wahren Traum, nur dass meine Mutti da nicht hineingehörte.
Ich war nassgeschwitzt, heulte und hatte panische Angst. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mich (mit Hilfe von Tavor und Musik) wieder etwas beruhigt habe. Es war ein schlimmer Traum und doch war er mehr als wahr. Es ist so oft passiert und ich habe die Angst immer noch in mir und habe mir doch gesagt, die Beiden Leben nicht mehr, sie können mir nichts mehr tun. Jetzt erst, wo ich fertig bin mit Schreiben, fühle ich mich wieder erwachsen und auch etwas ruhiger. Ob ich diese Nacht noch schlafen kann, weiß ich nicht. Ich habe wieder Angst, ins Bett zu gehen. Es war so schrecklich. Das war nicht wie ein Traum – es war, als würde es gerade passieren und ich habe mich so gefürchtet.
Wie oft die Beiden mir das angetan haben – ich weiß es nicht – jedenfalls sehr, sehr oft und manchmal habe ich mir einfach nur gewünscht, es soll endlich eine Kugel drin sein und ich brauche keine Angst mehr zu haben, weil es dann vorbei ist.
8.7.2004
Seit letztem Dienstag geht es mir nicht gut. Alles ist wieder zur Quälerei geworden, den Haushalt zu machen, muss ich mich zwingen, aber ich habe es geschafft, bis vor drei Tagen, dann ging nichts mehr. Ich habe nur noch geheult, mich im Bett zusammengerollt und mich nicht mehr bewegt. Warum und was los war, ich weiß es nicht, kann es nicht sagen. Mir ging es einfach nur schlecht – diese verfluchten Schmerzen kamen wieder und wurden immer schlimmer. Das kleinste Problem wurde zur Riesenhürde und ich hatte das Gefühl – ich kann nicht mehr, ich schaffe das nicht mehr, ich will das nicht mehr schaffen. Es wird doch nicht anders – das Leben ist doch immer noch so eine Qual und ich halte es nicht mehr aus. Ich kann diese Schmerzen nicht mehr aushalten und habe Angst durchzudrehen.
Meinem Mann habe ich nichts gesagt – was sollte ich sagen, ich wusste nicht, was ich sagen sollte, ich konnte nicht sagen, was mit mir los ist. Es ging mir einfach nur so schlecht, dass ich es nicht mehr aushalten wollte und sogar daran dachte, Tabletten zu schlucken oder mir die Pulsadern aufzuschneiden.
Wem sollte ich sagen, was mit mir los ist. Mein Mann sagte mir immer wieder, ich soll Herrn Dr. S. anrufen.
Irgendwie wollte ich nicht zugeben, dass es mir so schlecht geht und ich konnte auch nicht anrufen, als mein Mann zu Hause war. Ich habe es erst geschafft, als er mit dem Hund spazierte und ich allein war. Da hatte ich den Mut, zum Telefon zu greifen und die Nummer von Herrn Dr. S. zu wählen. Ich hatte Glück, ich habe
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