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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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fühlen kann ich es nicht, so schlecht, wie es mir zur Zeit geht. Wenn ich nur wieder an die letzte Nacht denke. Ich konnte und konnte nicht einschlafen und die Erinnerungen kamen und machten mir Angst, machten mich traurig und auch hoffnungslos. Ich denke dann, wie soll ich nach dem, was alles passiert ist, überhaupt noch so leben können, wie andere. So als sei dies alles nicht passiert. Es ist passiert und mein Körper hat es zwar überlebt, aber ich kann nicht sagen, dass ich bereits mit meinem Körper in Übereinklang bin, dass ich nicht Ekel vor meinem Körper verspüre, dass er mich nicht unsicher macht, dass ich mich nicht schäme und Angst habe, andere könnten dies alles meinem Körper ansehen.
    Die Angst davor früher, da musste ich immer darauf achten, dass alles ordentlich, sauber und nach außen hin nichts sichtbar war. Es war meine wichtigste Aufgabe und das ist es heute unbewusst immer noch. Die ständige Angst – erkannt zu werden -erkannt zu werden, was man ist, was ich tue, getan habe. Ich weiß jetzt, ich habe nichts getan, es wurde mit mir getan – aber die Gefühle sind noch nicht so, dass das alles innerlich stimmt und mein Körper auch mein Körper ist, mit dem ich mich sicher fühlen kann, der einfach dazu gehört zu mir. Jetzt ist er ein Teil von mir, ein mich belastender Teil, der es mir schwer macht, mich gut zu fühlen, mich normal zu fühlen und keine Rolle zu spielen. Jetzt ist ein Zeitpunkt, wo alles aufeinander trifft, alle einzelnen Puzzlestücke vereinen sich zu einem Ganzen und ich habe das Gefühl, nichts mehr aushalten zu können. Es war schon einzeln nicht auszuhalten und hat mich immer wochenlang außer Gefecht gesetzt. Nun aber ist alles da, in welche Richtung ich denke, da sind Erinnerungen an meine Kindheit – nichts Gutes – einfach alles nur diese grausamen Erlebnisse, die ich, es ist mir unbegreiflich, überlebt habe. Wie oft hat mir mein Opa den Hals abgedrückt, damit ich nicht schreien konnte und wie oft dachte ich, jetzt ersticke ich und wäre es fast auch manchmal. Wie oft holte er mich mit Ohrfeigen zurück in die Wirklichkeit und ich schnappte nach Luft. Wie oft hat er mir einfach das Kopfkissen auf mein Gesicht gedrückt, bis ich mich nicht mehr rührte. Jedes Mal hätte es zu spät sein könne. Für ihn ging es nur darum, dass mich keiner schreien hört vor Schmerzen, vor Angst. Später habe ich dann nur noch die Zähne zusammengebissen und so das Schreien unterdrückt, um nicht gewürgt oder das Kissen auf mein Gesicht gedrückt zu bekommen. Ich hatte jedes Mal Angst, Todesangst und ich reagiere heute noch, wenn ich Angst habe damit, dass ich anfange, das Gefühl zu haben, mir wird der Hals zugedrückt und ich bekomme keine Luft, dann schnappe ich nach Luft, huste und bekomme Panik. Aber da sind keine Hände, die mir den Hals zudrücken, da ist kein Kissen auf meinem Gesicht – es sind nur die alten Mechanismen die zuschlagen und mich immer und immer wieder in Todesängste versetzen. Wenn ich dann heule und Panik habe und etwas sage, dann weiß ich die Antwort schon selbst: „Da ist nichts – alles ist in Ordnung – Ihnen kann keiner was tun.“
    Nachts passiert es oft, einfach so, wenn mich so ein Flashback erwischt oder ein Albtraum und dann stehe ich da und habe eigentlich nur noch Angst, weiß aber auch, es ist nur die Angst – es kann mir nichts passieren. Mein Kopf weiß das. Mein Körper noch nicht. Und so ist es oft, dass ich geweckt werde, weil ich schreie und huste. Ich bekomme dann meist Tavor und bin wieder allein im Zimmer mit dieser Todesangst. Ich muss mich ablenken, irgendetwas tun, damit mein Kopf von dieser Angst weg kommt. Musik hören, Lesen, mich an den Computer setzen und arbeiten oder ein Computerspiel probieren. Irgendetwas wird funktionieren und ich werde ruhig, die Tavor werden wirken und dann kann ich wieder versuchen zu schlafen, letzte Nacht war es erst nach 3 Uhr möglich, etwas Schlaf zu finden und heute bin ich total müde und denke wieder einmal, wie soll es da besser werden, wie soll ich das noch lange durchhalten? Gestern Abend habe ich es auch etwas mit Fernsehen versucht.
    Natürlich habe ich wieder das richtige Thema erwischt. Kindesmissbrauch. Aber ich wollte nicht auf ein anderes Programm schalten. Wegschauen hilft nicht. Wegschauen tun so viele. Ja, es waren wieder die feinen Herren in den feinen Anzügen, auch in diesem Film. Ich kenne die feinen Herren in den feinen Anzügen, die sind die schlimmsten, die

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