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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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S. Hilfe hätte ich nicht herausgefunden, warum es mir so schlecht geht und wäre weiterhin dem so hilflos ausgeliefert gewesen. Wie lange ich das noch ausgehalten hätte, weiß ich nicht. Aber nun weiß ich, was mit mir passiert ist und ich bin wieder da und kann mir klar machen, dass mir nichts mehr passieren kann, dass ich diese Angst nicht mehr haben muss, dass ich sicher bin. Mir wird keiner mehr drohen, mich umzubringen und mir Angst damit machen. Ich bin wieder sicher, erwachsen – auch wenn ich die Schmerzen noch spüre.
    Es klang so weit weg, so unwirklich, als Herr Dr. S. mehrmals sagte, dass mir nichts passieren kann – ich musste erst wieder zu mir kommen – ins Jetzt und es glauben können.
    Ja, ich hatte Mühe, es zu glauben, was er da sagte und ich hatte Mühe zurückzukommen. Mein ganzer Körper war in der Vergangenheit und ich konnte meine Hände nicht bewegen, weil sie angebunden waren und da sagt einer, mir kann nichts passieren. Ich lebe. Ich habe es überlebt. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich zu mir kam und im Jetzt war und wusste, es ist vorbei. Ja, es ist vorbei.
    Herr Dr. S. gab mir, obwohl ich nicht stationär bin und auch keine private Therapie bezahlen kann für morgen 16 Uhr wieder einen Termin. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber ich war so froh darüber und so dankbar. Ich verabschiedete mich und stand mühsam auf und ging total steif und völlig fertig zu unserem Auto um heimzufahren.
    Ich war so froh, hatte ich doch auch Angst, wieder stationär zu müssen – aber jetzt wusste ich, ich werde es so schaffen, auch wenn ich jetzt noch laufe, wie ein Roboter, weil mir alles weh tut, aber das kenne ich – es wird wieder besser werden.
    Am 12.7. werde ich den ersten Termin bei meiner neuen Therapeutin haben und ich hoffe, ich habe Glück und kann mit ihr reden und Vertrauen zu ihr finden. Es muss einfach gut gehen. Ich brauche ihre Hilfe. Ich brauche noch Therapie.
    Jetzt ist es nachts 1.30 Uhr und ich bin müde und völlig fertig, aber es war gut, das alles aufzuschreiben. Gut, das alles noch einmal anzusehen und zu erkennen, um damit klar zu kommen und nicht mehr so hilflos zu sein.

    19.11.2004

    Heute Morgen ging es mir nicht gut. Ich habe wieder einmal nicht geschlafen, habe dann um 2.00 Uhr 2, 5 mg Tavor genommen und konnte endlich einschlafen. Helmut ist gegen 9 Uhr aufgestanden und sagte, ich solle noch etwas liegen bleiben und versuchen schlafen. Ich war froh, noch liegen bleiben zu können, weil er es erlaubt hat. Sonst liege ich auch immer länger im Bett als er, aber da sagt er nicht, ich könne noch liegen bleiben und so habe ich immer ein schlechtes Gewissen. Heute bin ich also liegen geblieben und es war schon fast 12.oo Uhr, als ich endlich aufgestanden bin. Helmut ist mit Baatzi rausgegangen und ich war allein. Am liebsten wäre ich gar nicht aufgestanden, aber ich wusste auch, es bringt mir nichts, wenn ich weiter liegen bleibe, also stand ich auf. Hab mich gewaschen, angezogen, die Wohnung in Ordnung gebracht und dann angefangen zu kochen. Gegen 16 Uhr kam Helmut wieder heim und ich hatte ihm einen Teller mit Möhren und Äpfeln geschält und dann haben wir Cappuccino getrunken und später Blumenkohlteintopf gegessen. Er war lecker. Ich hatte es mal geschafft zu kochen, als wäre alles normal und ich eine gute Hausfrau.
    Die ganze Zeit geht es mir schon wieder nicht mehr gut. Beim letzten Einzel habe ich versucht zu sagen, wie es mir geht, aber es hat mir nicht geholfen, zu reden. Ich habe das Gefühl, mir ist alles zu viel, ich bin völlig überfordert und kann nicht mehr. Wer weiß schon, was mit mir los ist, ich kann es ja selbst kaum beschreiben. Ich habe wieder Sehnsucht nach meiner Mutti – ich weiß, es ist total bescheuert. Aber es ist so und ich wünsche mir so anerkannt zu werden. Meine beiden Brüder, sagt sie, sind in Ordnung. Der Große ist ein lieber Kerl und mein jüngerer Bruder auch.
    Beide haben schon im Gefängnis gesessen wegen Diebstahl und Raub. Ich habe noch nicht im Gefängnis gesessen, aber ich bin auch nicht besser. Ich habe so oft geklaut in Kaufhäusern, immer Deo, Lippenstifte, Duschzeug usw. Das habe ich jetzt sehr lange nicht mehr getan, habe es sehr gut geschafft, es nicht zu tun und gestern habe ich zum ersten Mal wieder geklaut und zwar im Supermarkt. Ich habe 2 CD-Spiele für PC oder Gameboy oder ähnlich genommen. Ich weiß nicht einmal, ob sie auf meinem Computer gegangen wären, weil ich davon keine Ahnung habe.

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