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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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Warum ich sie genommen habe, weiß ich auch nicht. Eines war glaube ich Biene Maja oder so. Jedenfalls bin ich erwischt worden. Ist gut so. Mir ging es vorher nicht gut und mir wäre es danach nicht besser gegangen. Trotzdem ich erwischt worden bin, fühle ich mich nicht schlechter, als ich mich schon gefühlt habe. Ich weiß, ich bin schlecht und alle denken, ich wäre gut. Ich bin nicht gut, ich bin das Letzte. Nichts ist mehr richtig, alles mache ich verkehrt.
    Ich habe gedacht, jetzt geht es mir gut, jetzt fange ich an zu leben und das alles kann mir nicht mehr schaden, mir nicht mehr wehtun. Aber es tut weh und ich muss wieder ständig heulen und mich zusammenreißen, um nicht zu zeigen, wie es mir geht. Das strengt so an und ich bin müde und kann nicht mehr richtig schlafen, die Arme tun mir so schrecklich weh und ich traue mich nicht, mir zu helfen, weil ich mich schäme, weil ich dann versage. Ich hab es doch versprochen, es nicht mehr zu tun. Aber ich habe verdammt noch mal solche Schmerzen, dass ich schreien könnte vor Schmerzen. Mein ganzer Kiefer tut mir weh vom Zähne zusammenbeißen.
    Tavor? Ich will sie so wenig wie möglich nehmen und gestern habe ich, als ich merkte, ich gehe weg, mein Kopf geht zu – da hab ich 1Tavor genommen. 30 Minuten hat sie gewirkt und dann war es wieder genauso schlimm, wie vorher. Ich habe keine mehr genommen. Was ich möchte, ist mich schneiden! Aber was werden die Anderen dann sagen? Wie wird Helmut reagieren? Er denkt womöglich, er ist schuld, was völliger Quatsch ist. Ich habe einfach nur Schmerzen und bin völlig am Ende. Möchte nur meine Ruhe haben. Vorhin, als ich im Bett lag, fing ich an, mir von zu Hause aus den Weg bis zur Autobahn vorzustellen. Wozu? Ich weiß wozu. Ich finde es schlimm, woran ich wieder denke. Was soll ich sagen und mit wem soll reden?
    Am Dienstag war ich bei Herrn Dr. S., ich habe versucht zu sagen, wie schlecht es mir geht und dass ich mir nicht mehr helfen kann, habe aber glaube ich zur gleichen Zeit gesagt, ich werde es schon schaffen. Ich glaube, das tue ich immer. Ich habe auch gesagt, dass ich diese Woche kein Einzel habe, sondern erst wieder am 24.1. und das ist dann erst am kommenden Mittwoch. Es ist viel zu wenig und es geht mir zu schlecht. Ich versuche mit Helmut und mit Ute zu reden, aber denen geht es selbst nicht so gut. Mit wem könnte ich sonst noch reden? Ich weiß es nicht. Herr Dr. S. hatte kurz Zeit für mich und ich kam ja wirklich unangemeldet und spät (bestimmt wollte er gerade Feierabend machen). Er sagte, er hätte in den nächsten Tagen keine Zeit und ich sagte, ich habe am Mittwoch einen Termin bei ihm. Es war mir peinlich, einfach so aufgetaucht zu sein, unangemeldet und zu seinem Feierabend. Ich denke, ich sollte mich nicht mehr unangemeldet bei ihm blicken lassen und allein zurecht kommen. Sicher ist er genervt und ich habe auch total durcheinander geredet, glaube ich. Aber das wohl deswegen, weil es mir so schlecht geht
    Wenn mich jemand fragen würde, was ich will, dann würde ich sagen, ich will weg, will meine Ruhe habe haben. Am besten wäre es, nicht mehr da zu sein. Keine Sehnsucht mehr nach meiner verdammten Familie oder einer verdammten Familie. Nicht mehr geschimpft bekommen, wenn ich gar nichts gemacht habe. Keine Angst mehr haben zu müssen, etwas verkehrt zu machen
    Ich bin froh, dass Ute sich nicht mehr umbringen will, denn ich mag sie sehr gern, wenn sie nicht wäre, wäre alles noch viel schlimmer.
    Es gibt noch viele. Thomas, Willi, Wolfgang, Anne, Helga usw. Ich habe keine Kraft, mich bei denen zu melden. Auch Elke habe ich zu Ihrem Geburtstag nicht angerufen. Wir wollten ja hinfahren, aber unser Auto war in der Werkstatt. Sie war traurig, als ich sagte, wir könnten nicht kommen und sagte, sie brauchte jemand der sie in den Arm holt. Ich habe gesagt, ich rufe morgen zu ihrem Geburtstag an. Und habe es nicht getan, da ich sie enttäuschen musste, weil wir nicht hin fahren konnten.
    Willi ist bestimmt auch sauer mit mir, weil ich mich nicht melde, aber ich kann nicht, es ist mir alles zu viel. Es tut mir leid und ich fühle mich schlecht deswegen. Vielleicht ist es lachhaft. Ich mache mich fertig, weil ich schon ewig meine Fenster putzen muss und es nicht schaffe, der Korb mit Bügelwäsche wird auch nicht gebügelt. Ich bin ein Versager auf der ganzen Linie und das, was ich schaffe, jeden Tag die Wohnung sauber zu machen und aufzuräumen, damit es ordentlich aussieht, da nerve ich Helmut

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