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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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Mutti war nie so. Heute am Telefon sagt sie mir immer wieder, ich sei so ein braves problemloses Mädchen gewesen damals. Immer lieb, immer fleißig, nie frech und ungezogen – es gab nie irgendwelchen Ärger mit mir, komisch – und wieso hat sie mich einfach so weggeworfen? Warum war ich dann nicht mehr zu Hause bei ihr, sondern lag hier in diesem Gartenhäuschen, in diesem Zimmer, in diesem Bett?
    Ich bin hier – weit weg von Leipzig – und es passiert wieder. Mein Vater steht vor meinem Bett und zieht seine Hose aus. Er sagt nichts, kein Wort. Wie in Zeitlupe sehe ich das heute noch vor mir. Er steht nackt da und zieht meine Zudecke weg und lässt sie einfach neben meinem Bett auf den Boden fallen. Ich weiß nicht mehr, hatte ich ein Nachthemd an oder einen Schlafanzug. Ich weiß es nicht mehr. Ich glaube, es ist auch egal, denn ganz egal, was ich anhatte, daran lag es nicht, denn ich war richtig zugedeckt gewesen.
    War ich selber schuld, an dem was jetzt geschah? Mein Vater sagte immer, ich sei so und vielleicht war ich doch selber schuld daran, was nun passieren wird. Zweifel an dem, was jetzt passieren wird, hatte ich keinen Moment. Aber etwas dagegen getan habe ich nicht – ich lag da und sagte keinen Ton. Ich hätte doch sagen können: „Was soll das? Hau ab! Ich will das nicht! Ich bin Deine Tochter!“ Nichts habe ich gesagt, gar nichts, stumm dagelegen, wie eine leere Hülle. Immer hat mein Vater gemeckert, ich bin zu fett, solle nicht soviel fressen. Dick war ich nicht, aber durch sein Gerede fühlte ich mich dick und unförmig. Ja, ich hatte mit 13 schon ziemlich viel Oberweite, was ich selbst wohl am meisten hasste. Mein Vater hat es geschafft, dass ich mich hässlich und fett fand und fühlte. Meinen Körper habe ich sowieso gehasst, ich brauchte ihn nicht, er wurde viel zu viel von anderen benutzt, als das ich ihn als meinen Körper fühlen konnte. Ich ekelte mich vor meinem Körper.
    Ja, zu fett bin ich ihm immer gewesen, doch jetzt als er ins Bett zu mir kam, war ich wohl nicht zu fett und zu hässlich. Auf einmal schien ihm das, was da vor ihm lag, zu gefallen. Anders wäre es mir lieber gewesen. Er legte sich zu mir ins Bett, zu seiner fast 14-jährigen Tochter, seiner eigenen Tochter und es passierte wieder. Nur es war mal wieder jemand Neues – nämlich mein leiblicher Vater. Ich brachte keinen Ton heraus. Konnte es nicht begreifen, dass es wieder geschah, wagte auch nichts zu sagen. Wozu? Was hätte ich denn sagen sollen. Ich konnte nichts dagegen tun, nichts dagegen sagen, was hätte ich denn sagen sollen? Ich war es doch, die Schuld daran ist, das hat er mir doch immer gesagt, weil ich ja genauso schlecht bin, wie meine Mutti, ich war die Schlechte in diesem Scheißspiel.
    Er drang in mich ein, genau wie all die Anderen und nie wollte ich es. Ich bin weg – habe nichts gespürt – habe meinen Körper verlassen und von oben alles beobachtet. Gar nichts habe ich gespürt, keine Bewegung. Ich bin aus mir raus, um nichts zu spüren. Nur meine Tränen liefen in mein Haar und auf mein Kissen bis es nass wurde. Kein Ton kam über meine Lippen, kein Schluchzer, nur stumme Tränen liefen und liefen.
    Es war also wieder so, es war nicht anders hier – es wird weitergehen, immer weiter. Irgendwann war es dann vorbei und er war wieder weg. Ich hörte ihn noch sagen, ich sei eine blöde Heultrine und mit mir sei nichts los, mit mir mache es keinen Spaß, ich müsse noch einiges lernen. Dann war Ruhe, er war weg, ich war wieder allein.
    Ich lag wieder allein in meinem Bett. Lange lag ich da, wie lange weiß ich nicht. Ich spürte nichts außer dem ekligen klebrigen Zeug auf meiner Haut und zwischen meinen Beinen und meine Tränen. Wie lange habe ich so dagelegen? Ich weiß nicht mehr, wann ich mich gewaschen habe und was ich angezogen habe – ich weiß gar nichts mehr. War es früh vor der Schule oder war es Wochenende. Sicher war es Wochenende und Samstag, sonst wäre das hier nicht heute Morgen passiert. Die Stiefmutter ist unten im Dorf bei ihrer Mutter geblieben und kommt erst gegen Mittag wieder zurück. Dass war in der letzten Zeit immer so und das weiß mein Vater und hat die Zeit genutzt. Es war also ein Samstag, ein ganz stinknormaler Samstag – er war nicht anders, auch nicht, weil das jetzt hier passiert ist. Es ist doch nichts Neues für mich. Das ist von klein an einfach normal, dass ich einmal, manchmal auch mehrmals am Tag dran bin. Es ist alltäglich für mich gewesen und nun

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