Ich will doch nur normal sein!
Und nun bekomme ich im Einzel gesagt (es war Montag) dass ich verlegt werden soll auf D, damit die Schwestern von B mal eine Pause bekommen.
Ich war wie vor den Kopf geschlagen, konnte es nicht glauben. Ich war enttäuscht, es tat weh und ich fühlte mich wieder einmal weggestoßen, abgeschoben. Das Team brauchte eine Pause – also weg mit mir.
Was soll ich machen, wenn es mir zu viel, zu unaushaltbar wird? Weglaufen vor mir geht nicht. Ich muss es aushalten können und ich war wirklich der Überzeugung, dieses Mal habe ich die Schwestern nicht mit mir, meinen FB’s und wenn es mir schlecht ging, belastet, ich habe versucht, es nach Möglichkeit mit mir allein auszutragen, ohne jemand zu belasten.
Und nun? Wieder ist es verkehrt. Wieder werde ich auf eine andere Station verlegt und dann auch noch wieder auf D. Seit vor 2 Jahren. Als ich nach oben verlegt worden bin, habe ich mich nicht mehr auf D blicken lassen, bin dem Team von D aus dem Weg gegangen, weil ich mich schuldig gefühlt habe, weil ich sie zu sehr belastet habe und weil es mir so weh getan hat, als ich damals verlegt wurde. Ich habe mich abgeschoben und auch verraten gefühlt von denen, zu denen ich Vertrauen hatte und ich habe bereut, dass ich geredet habe und das sie jetzt das alles von mir wissen. Ja, ich habe mich wirklich schlimm gefühlt, verlassen, enttäuscht und auch verraten. Als ich damals auf B hoch kam habe ich 9 Wochen nicht gesprochen – mit niemand, nur im Einzelgespräch und sonst war ich allein in meinem Zimmer. Ich hatte einfach Angst, wenn ich reden würde, dann käme ich wieder woanders hin. Ich habe kaum gesprochen und bin wieder verlegt worden. Ich dachte daran, mich umzubringen, dann kann ich ja niemand mehr belasten, dann kann mich niemand mehr wegstoßen, enttäuschen. Mein Vertrauen mit Füßen treten.
Seit zwei Wochen bin ich nun auf Station D und habe wieder keine Kontakte mehr, fühl mich allein, isoliert und fliehe in mein Einzelzimmer.
Mich hat hier noch kein Patient angesprochen, mit mir spricht man eben nicht, ich habe es nicht verdient, ich bin der letzte Dreck. Oben auf B hatte ich in den letzten 2 Wochen das Gefühl, dazu zu gehören und das tat gut. Ich war nicht mehr allein, konnte mal mit jemand reden, wurde angesprochen, war nicht mehr so isoliert. Nun bin ich es wieder. Letzte Woche habe ich darum gebeten noch einmal in die Gruppe gehen zu dürfen, nur um für mich einen Abschluss zu finden, zu kapieren: Du gehörst nicht mehr dazu! Ich bin nur am Anfang kurz rein und habe mich dafür bedankt, weil diese dreimal Gruppe mir so gut getan hat und gesagt, dass es mir sehr schwer fällt, zu akzeptieren, nicht mehr dazu zu gehören.
Ich bin wieder draußen, wieder mit mir allein. Ist auch besser so, dann kann ich niemand mehr belasten. Es ist sowieso so, dass ich lieber tot, als lebendig wäre.
Am 2.11.2005 kann ich immer noch nicht sagen, dass ich in irgendeiner Weise auf der Station D angekommen bzw. von den Patienten angenommen worden bin. Gestern Abend, als ich von zu Hause kam und mich bei der Schwester zurückgemeldet habe und auf dem Weg in mein Zimmer war, saß die Sitzecke im Flur voller Patienten und ich musste den ganzen langen Flur auf sie zugehen und an ihnen vorbei. Je näher ich kam, umso mehr Köpfe drehten sich weg, alle waren miteinander beschäftigt und ich war Luft. Es war wie ein Spießrutenlauf, ehe ich in meinem Zimmer war. Ich machte schnell die Tür zu und dann habe ich geweint und kaum Luft bekommen, so erstickend war diese Situation für mich gewesen. Ich kam mir vor, als hätte ich alle beleidigt oder sonst etwas Schlimmes getan. Ich bin nun fast 3 Wochen hier unten und fühle mich so abgewiesen, ausgeschlossen, einfach wie aussätzig. Es hat sich nichts geändert bis heute. Nur ich kann es besser aushalten und wenn ich jetzt wieder jeden Tag ein Einzel habe, dann bin ich sowieso nicht mehr da, dann habe ich so mit mir zu tun und das ich mit dem, wie es mir nach dem Einzel, wenn ich dann allein bin geht, zurechtkomme, dass ich mein Umfeld eh kaum wahrnehme.
Ich wünschte mir so sehr, dass ich mich so fühle, dass ich es mir zutraue einfach heim zu gehen und nicht mehr hier sein zu müssen. Gerade war Herr Dr. S. da, um nach mir zu sehen, ich habe jetzt so damit zu kämpfen, mich nicht zu schneiden. Ich habe das alles nur noch im Kopf und es ist so stark da, dass ich denke, ich habe es verdient, ich muss es tun, damit ich die Schmerzen genauso spüre, wie damals dieses kleine
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