Ich will doch nur normal sein!
es versprochen.
Sch..., dass ich es versprochen habe. Ich war heute nach dem Einzel so wütend, weil er wieder gefragt hat, ob er sich auf mich verlassen kann. Ich war deswegen wütend, nur deswegen. Wütend auf ihn, der es doch gar nicht verdient hat, weil er mir doch helfen will. Und dann bin ich wütend auf mich, weil ich nicht verstehe, wieso ich auf Herrn Dr. S. wütend bin und nicht auf die, die mir all das angetan haben. Ich will doch Wut auf diese Schweine haben, aber das funktioniert nicht, es tut nur weh und ich bin enttäuscht und traurig.
Schon daran müsste Herr Dr. S. doch erkennen, dass ich ganz anders bin, als er denkt. Aber er kapiert es einfach nicht, wie schlecht ich bin und was für Eine ich bin. Es ist zum verzweifeln. Wie oft habe ich schon versucht, dass er endlich kapiert, ich bin schlecht, ich bin nicht so, wie er denkt. Er kapiert es einfach nicht, auch wenn ich noch so viel erkläre und verrate von mir. Nach dem Einzel bin ich, weil er mich wieder gefragt hat, so wütend deswegen gewesen, dass ich die Treppe runter gegangen bin und dort auf die Möbel, die da unten standen eindrosch und das Bett gegen die Wand knallte und dagegen trat. Plötzlich stand er auf der Treppe und sagte einfach nur: „Klasse!“ Ich war wie gelähmt und habe mich so geschämt. Ich dachte nur, er findet es klasse, dass ich hier so herumwüte und herumtrete, dabei weiß er gar nicht, dass ich es gemacht habe, weil ich so wütend auf ihn bin. Ich habe mich so geschämt deswegen und dachte nur: „Wenn er wüsste, warum ich so wütend bin, würde er sicher nicht mehr: Klasse sagen.“
Es ist mir danach auch gar nicht gut gegangen, weil ich nicht begreifen konnte, wieso ich auf ihn wütend sein konnte und nicht auf die Anderen, die es doch eigentlich verdienten. Das war so schlimm für mich und ich kam mir dadurch einfach nur noch schlechter vor. Als ich dann wieder ins Zimmer zurückkam, lernte ich dann auch die neue Mitpatientin kennen. Sie kam mir ziemlich resolut vor und ich sah eine weitere Katastrophe auf mich zukommen. Ich drehe durch, wenn noch jemand meckert und sich beschwert. Ich weiß jetzt schon, das halte ich nicht aus und habe jetzt schon Angst.
29.8.2002
Es kam genauso und doch etwas anders. Die neue Mitpatientin ist in der Nacht zwei Mal durch mich gestört wurden und das ziemlich heftig. Ich kann das ja verstehen. Ich schnarche ja nicht, sondern ich schreie und das ist schon etwas anderes. Mir hat einmal ein Mann, der im Nebenzimmer lag und mich öfter nachts schreien gehört hat, gesagt, es ist nicht so, dass es ihn stört, sondern es tut ihm weh, wenn ich so schrecklich schreie. Das geht unter die Haut und lässt einen nicht gleich wieder zur Ruhe kommen.
Sie reagierte ganz anders als ich erwartet hatte, hat mir einfach nur gesagt, dass sie nachts zweimal munter geworden ist durch meine Schreie. Sie war nicht unfreundlich, nicht ärgerlich. Ich wusste aber, sie hat zu Hause einen kranken Mann und ist deshalb total überfordert und benötigt dringend Ruhe und viel Schlaf, deshalb ist sie hier.
Ich werde nun heute doch fragen, ob ich hoch auf B in das Einzelzimmer kann. Ich weiß nicht, wohin mit mir, wenn es mir schlecht geht, weil ich nicht will, dass es jemand mitbekommt von den Mitpatienten und diese mich dann trösten oder bedauern und das macht es für mich dann noch schlimmer.
In letzter Zeit „verschwinde“ ich dann, trete einfach ganz mit dem Kopf weg. In den letzten Tagen ist das sehr oft und sehr lange passiert, viel mehr als sonst. Ich muss auch versuchen, zu klären, was bei mir abläuft, wenn ich so wütend auf Herrn Dr. S. werde, denn ich schäme mich dafür, weil es nicht richtig ist und er es einfach nicht verdient. Ich kapiere es einfach nicht, was da bei mir abläuft.
Nach dem Einzelgespräch:
Ich habe versucht, alles anzusprechen und fühle mich jetzt etwas besser. Nun bin ich froh, darüber gesprochen zu haben und hoffe, Herr. Dr. S. hat mein Durcheinander, was ich heute geredet habe, sortieren und verstehen können.
Ich brauche seine Hilfe
Ich will ihn überzeugen, wie schlecht ich bin, damit er mich verachtet
Ich will leben
Ich will frei sein, um Schluss machen zu können
Wieso bin ich hier, wenn ich so oft denke, tot sein ist besser?
Ich begreife dieses Chaos nicht, verstehe nicht, was da abläuft und bin völlig durcheinander. Ich weiß nicht einmal mehr, ob ich mir selbst immer trauen kann, ob ich mich noch auf mich verlassen kann und mir nichts
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