Ich will doch nur normal sein!
jeden Tag einen Flashback und den dann meist so, dass ich danach zu nichts mehr fähig war, weil ich einfach so ausgelaugt und erschöpft war. Was ist, wenn das passiert? Ich kann doch nicht 2 Tage vorher anrufen und den Termin absagen, das funktioniert wohl schlecht.
Ich dachte nur noch, als die Therapeutin trotzdem darauf bestand, dass ich dann die Kosten für den Termin zahlen müsse, dass das wohl sehr ungerecht ist, denn dann würde ich ja für meine Krankheit noch bestraft. Ich versuchte eine ganze Zeit zu erklären, dass ich das nicht richtig finde, es als ungerecht empfinde. Es hatte keinen Sinn. Ich gab die Diskussion darüber auf und sagte, dass ich es in diesem Falle, wenn ich dadurch verhindert wäre, nicht okay sei, dass ich bezahlen müsse, ich aber bezahlen werde, weil mir wohl nichts anderes übrig bliebe. An das weitere Gespräch kann ich mich nicht mehrt erinnern, ich weiß bloß noch, dass ich irgendwann so schlecht dran war, dass ich mir, um nicht ganz zusammenzubrechen und um die Heimfahrt einigermaßen zu schaffen, welche ja auch noch vor mir stand, eine Tavor Expedit aus der Handtasche nahm und schluckte. Natürlich kam sofort die Frage, was ich denn da eingenommen hätte. Jetzt dachte ich, na super, jetzt denkt sie vielleicht auch noch, ich bin abhängig von Medikamenten. Wie es weiterging, kann ich nicht mehr sagen, ich weiß dann nur noch, ich habe krampfhaft versucht, nicht zu heulen und habe aber doch während der gesamten Heimfahrt geheult. Es war mir peinlich. Der Fahrer sagte nichts und ich schämte mich, weil ich wie ein kleines Kind heulte und nicht aufhören konnte, obwohl ich nicht heulen wollte.
Endlich war ich zu Hause. Rein in die Wohnung und schnell zuschließen. Endlich allein, endlich sicher. Wovor? Vor der Scheiß-Vergangenheit! Ich bekam natürlich auch den nächsten Termin für ein Gespräch, er sollte gleich in der folgenden Woche sein. Ich wollte das nicht, ich wollte lieber einen späteren Termin, doch sie bestand auf dem Termin in der folgenden Woche, weil das wichtig für mich wäre und mein Zustand nicht sehr gut sei.
Der nächste Termin war vom Ablauf mit der Fahrt genauso, wie der erste Termin – gleiches Auto, gleicher Fahrer und mir ging es schon wieder bescheiden dadurch. Ich konnte das nicht beeinflussen, konnte nichts dagegen setzen. Vom zweiten Gespräch weiß ich gar nichts mehr. Ich kam erst wieder zu mir, als ich zu Hause war, dann konnte ich wieder meine Umgebung wahrnehmen. Ich war da und war nicht da während dieser Zeit. Nach dem zweiten Gespräch ging es mir dann so schlecht, dass ich nur noch funktionierte, ich war wie taub, konnte nicht mehr essen und aß dann, wenn ich wirklich so hungrig war, dass ich etwas essen musste, Süßigkeiten und alles, was mir so zwischen die Finger kam. Eine Scheibe Brot abschneiden, schaffte ich nicht. Wichtig war nur noch, dass die Tiere, also der Papagei, die Katzen und unser Hund richtig versorgt sind. Alles Andere klappte nicht mehr, ich saß nur noch da und war weg, bis ich dann merkte, es sind wieder Stunden vergangen und ich muss mit dem Hund raus, weil er mich schubste und bettelte, um Gassi zu gehen.
Den dritten Termin sagte ich dann ab, denn inzwischen kam mein Mann aus dem Krankenhaus und mir ging es so schlecht, dass ich wusste, ich kann keinen Tag länger ohne richtige Hilfe zurechtkommen. Ich habe mich geschnitten, um es auszuhalten. Habe nur geheult, nicht gewusst, warum. Ich war einfach nur am Ende – konnte nicht mehr und dachte wieder nur noch daran, Schluss zu machen, weil ich die Anspannung, die Schmerzen und meinen Kopf nicht mehr aushalten konnte.
Das war im August und nun ist schon wieder Dezember, Mitte Dezember und ich war die ganze Zeit im Krankenhaus.
Jetzt bin ich froh, dass ich endlich die erste Therapeutin wieder erreicht habe und dort weitermachen kann und das ohne zu denken, da muss ich eben durch, es geht eben nicht anders. Das ist schon seltsam, ehe ich Frau H., meine neue Therapeutin, wieder erreichte, musste ich erst diesen ganzen Weg gehen. In den letzten Wochen sprach Herr Dr. S. in den Einzelgesprächen immer und immer wieder das Thema an, wie es denn mit meiner Gesprächstherapie nach dem Aufenthalt hier weitergehen wird. Ich dachte immer, was soll das, ich bin doch bei Frau B. und ich muss eh wieder dahin, weil es kaum eine andere Möglichkeit geben wird. Doch je öfter das Thema angesprochen wurde, umso mehr fühlte ich, dass es nicht funktionieren würde.
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