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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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gleich. Einem Stier in der Arena kann es nicht schlimmer ergehen, er sieht rot, stürzt sich drauf und nichts ist, wo er sich drauf stürzen kann – er rennt ins Leere, immer wieder ins Leere und wird wütender und wütender, bis er sich nicht mehr bewegen kann, weil er keine Kraft mehr hat..
    Ich war auch völlig außer Atem, so als hätte ich Hochleistungssport betrieben. Die Schwester kommt mit mir hoch auf Station und Herr Dr. S. war gerade da gewesen, um mich abzuholen, da ich die Station zur Zeit wieder einmal nicht allein verlassen darf, weil ich die „Stufe“ habe.
    Schwester Bianca fragt mich, ob sie mich runter bringen soll zum Einzelgespräch. Immer noch außer Atem vor Wut, nicke ich nur und wir gingen wieder die 2 Etagen runter. Immer noch habe ich voller Wut geschnauft und nach Luft geschnappt und meine Fäuste wieder und wieder geballt ich wusste nicht, wohin ich schlagen, wen ich schlagen sollte, keiner war da.
    Diese verdammten Schweine lernen nie meine Wut kennen.
    Ich kann keinem auch nur ein bisschen von dem, was sie mir angetan haben, zurückzahlen. Verdammt, das ist so ungerecht!
    Ich dachte, egal, wie es mir geht, ich muss zum Einzel, es ist wichtig. Ich will weiterkommen und versuchte, mich zu beruhigen.
    Als ich dann unten ankam bei Herrn Dr. S. habe ich immer noch geschnauft, wie ein wütender Stier und war nicht viel ruhiger. Herr Dr. S. hat die Situation sofort erfasst und ist nicht mit mir in sein Sprechzimmer, sondern in die Sporthalle. Dort sahen wir uns erst einmal um, was brauchbar dazu war, meine Wut herauszulassen.
    Er schlug mir einen Hockeyschläger vor. Ich lehnte ihn ab, nein, damit kann ich nicht schlagen. Ich habe damals damit geschlagen als dann plötzlich mein Opa in meinem Zimmer saß und mir sagte: Wenn er mich nicht umbringt, dann müsse ich es selbst tun. Ich habe Angst vor dem Hockeyschläger gehabt, ich wollte ihn nicht wieder in die Hände nehmen.
    Jetzt denkt vielleicht jeder, die ist vielleicht doof, was soll schon mit dem Schläger sein – ich wollte ihn aber nicht mehr – ich verband ihn irgendwie mit dem „Besuch“ meines Opas in meinem Zimmer und der Angst, die ich damals hatte.
    Ich konnte nichts zum Schlagen nehmen, ich wollte meine Hände, nur meine eigenen Hände zum Schlagen benutzen, auch wenn sie jetzt schon brannten wie Feuer und geschwollen waren. Ich wollte mit meinen Händen zuschlagen. Ich konnte mich nie mit meinen Händen wehren, immer waren sie festgebunden – vielleicht deswegen. Es tat so gut, die Hände zu benutzen!
    Herr Dr. S. holte einen Wagen mit lauter Liegematten herein und ich drosch auf diesen Haufen drauflos, habe geschrieen und geheult und die Schweine verflucht, die mir all das angetan haben, was mich bis heute nicht richtig leben lässt. Ich habe solange geschlagen, bis ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, bin auf die Knie gefallen und habe mit den Händen weiter auf die Matten los gedroschen, immer wieder und immer wieder, wie ein Automat, der nicht aufhören kann. Ich konnte auch nicht aufhören – meine Hände brannten wie Feuer und fühlten sich wie zwei riesige Klumpen an. Es war mir egal – ich hatte immer noch Wut. Vor allem, weil keiner, zu dem diese Wut gehörte, da war. Es ist so ungerecht
    Darf ich sagen: „Nein, Opa, ich mag das gar nicht!“ Nein ich fühlte, ich durfte es nicht sagen, es hätte ihn auch gar nicht interessiert. Verdammt wir fühlen uns selbst schuldig, weil wir uns nie gewagt haben zu sagen, ich will das nicht, weil wir Angst hatten, es zu sagen. Und, wenn wir es doch versucht haben zu sagen, wer hat schon darauf gehört. Die haben doch mit uns gemacht was sie wollten. Wir haben uns nicht gewagt, uns gegen die Erwachsenen, die ja sonst lieb zu uns sind, bös zu werden, zu schimpfen, oder zu sagen: „Nein, ich will nicht, ist eklig, ist pfui!“
    Sie sind die Erwachsenen und wir die kleinen Kinder, die wissen ganz genau, das ist nicht richtig und reden uns ein, sie haben uns zu lieb, deswegen müssen sie das tun. Sie entschuldigen sich noch bei uns, weil sie uns wehtun und sagen sie können nichts dafür. Also, wer kann dann etwas dafür? Wahrscheinlich wir – es liegt an uns. Ich traue mich nicht mehr nein zu sagen, nach dem ich es einmal versucht hatte und alles nur noch schlimmer wurde. Nun schäme ich mich, weil ich nicht sage, ich will das nicht. Und – wie logisch – ich sage nicht mehr – „Ich will das nicht „ also fühle ich mich schuldig, schäme mich, bin selber

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