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Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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grauenvoll schlecht ist. Mein Magen versucht immer noch, seinen Inhalt nach draußen zu pressen, obwohl da nichts mehr ist, und ich heule wie verrückt und kann nicht mehr aufhören.
    Da spüre ich plötzlich etwas Kühles, Feuchtes, Raues in meinem Gesicht, ein Handtuch, ein nasses Handtuch. Sven ist zurückgekommen. Er wischt mir übers Gesicht und hilft mir auf die Beine. Mir ist zu schlecht, um die Hilfe abzulehnen, und weil es mir so todpeinlich ist, dass er mich so erlebt, schließe ich einfach die Augen, um sein Gesicht nicht sehen zu müssen. Er spült das Tuch im Wasser aus und kommt zurück. Das ist angenehm kühl, Wasser läuft meinen Hals hinunter, in den Ausschnitt, und ganz allmählich legt sich die Übelkeit. Sven zieht mich ein Stück zur Seite aufs weiche Gras. Er wischt meine Hand ab und spült noch einmal das Handtuch aus.
    »Vendela?«, sagt er. Seine Stimme klingt besorgt. »Geht’s wieder besser?«
    Ich traue mich nicht, die Augen zu öffnen, ihm ins Gesicht zu sehen, und will nicht riskieren, dass der Schwindel mich wieder packt, aber ich nicke vorsichtig. Etwas besser geht’s mir, dank ihm.
    »Du blutest am Knie«, sagt er. »Warte.«
    Und wieder verschwinden seine Arme, wieder kommt das feuchte Handtuch, diesmal am Bein.
    »Entschuldige«, nuschele ich. »Entschuldige, entschuldige, entschuldige.«
    »Wofür? Das war einfach ein bisschen zu viel. Glaubst du, ich hätte nicht auch schon mal in irgendwelche Büsche gekotzt? Kannst du gehen?«
    Noch nicht. Ich muss noch eine Weile im Gras sitzen bleiben. Mit Sven neben mir. Irgendwann höre ich auch wieder das Glucksen der Wellen. Ich werde nie mehr Alkohol trinken. Nie mehr. Keinen Tropfen.
    »Dumm gelaufen, was«, sage ich, als ich wieder einigermaßen verständliche Sätze herausbringen kann. »Da gehst du mit der hübschen Silja auf ein Fest und landest mit einer kotzenden Vendela am Strand, während Silja den Referendar aufreißt.«
    »Ach«, sagt Sven. »Du bist schon okay. Ganz anders, als ich dachte.«
    Ich öffne die Augen einen Spaltbreit und sehe ihn an, obwohl es in meinem Kopf dabei hämmert und dröhnt. Das Haar hängt ihm in die Augen und sein Hemd ist halb aufgeknöpft und ziemlich nass.
    »Musst du gerade sagen!«, rufe ich, nehme mich aber sofort zurück, weil mein Kopf zu platzen droht, wenn ich so laut rede.
    Sven lacht. »Ich muss schließlich an mein Image denken.«
    »Meinst du damit, dass du den taffsten, bestaussehenden und coolsten Typen nur spielst?«
    »Was heiß hier spielen?« Sven grinst. »Ich bin der bestaussehende und coolste Typ an der ganzen verdammten Schule!«
    Ich kichere. »Klar, Vempi !«
    Er schubst mich in die Seite und ich lege die Hände an den Kopf und wimmere vor Schmerz. Da fasst er mich wieder an den Schultern.
    »Meinst du, du kannst jetzt aufstehen? Ich frier mir den Arsch ab.«
    Ganz, ganz langsam stehe ich auf. Die Welt dreht sich immer noch und ich klammere mich fast an Sven.
    »Ich kann nicht wieder da rein, so, wie ich aussehe«, sage ich mit dünner Stimme.
    »Stimmt, ganz so hübsch wie bei deiner Ankunft bei mir siehst du nicht mehr aus«, sagt er. »Aber das kriegen wir schon wieder hin. Komm!«
    Er führt mich an den Wassersaum, und während die Wellen über meine nackten Füße spülen, hilft er mir, das Gesicht zu waschen, die Schminkreste mit dem Handtuch abzuwischen und die Frisur notdürftig zu richten. Wie durch ein kleines Wunder ist nichts auf meinem Kleid gelandet. Sven ist nach den vielen Spülgängen mit dem Handtuch noch nasser als ich. Mein Blick bleibt an der braunen Haut über dem Schlüsselbein hängen, und wenn mir nicht so schlecht wäre, würde ich meine Hand genau dahin legen, in diesem Moment, wo er versucht, sein Hemd wieder zuzuknöpfen, aber mir ist wirklich zu schlecht, als dass mehr daraus wird als ein flüchtiger Gedanke.
    Auf weichen Beinen folge ich Sven zum Haus. Die Musik, die ich vorhin noch so magisch und rhythmisch fand, ist jetzt nur noch ein quälendes Hämmern. Ich halte nach Silja Ausschau, kann sie aber nirgendwo entdecken.
    »So kannst du nicht nach Hause«, flüstert Sven in mein Ohr. »Mir geht’s auch nicht berauschend. Komm, lass uns ein Plätzchen suchen, wo wir uns ein bisschen ausruhen können.«
    Meine Gedanken sind im Schmerzsumpf stecken geblieben. Ich klammere mich weiter an Sven, als er mich durch die Eingangshalle führt, in einen kurzen Flur und eine Treppe hinauf. Hinter einer Tür steht ein Bett und ich lasse mich einfach

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