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Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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fast schon wehtut und ich keine Luft mehr kriege, und die Tränen laufen mir übers Gesicht, als würde er sie mit seinen Armen aus mir rausquetschen.
    »Verdammtes, dummes Mädchen!«, presst er heraus.
    Ich glaube, es ist das erste Mal, dass ich ihn fluchen höre.
    »Die Schuhe«, wimmere ich, als er mich hinter sich her zur Tür zieht. »Mamas Schuhe! Und die Tasche!«
    »Setz dich ins Auto! Sofort! Ich hole sie!«
    »Die findest du nie!«
    Papa hält meinen Arm fest umklammert, als würde ich mich, wenn er loslässt, vor seinen Augen in Luft auflösen, aber ich stemme mich dagegen. Ich kann nicht ohne die Schuhe und die Tasche nach Hause kommen. Am Ende überrede ich ihn, mit mir in die Küche zu gehen, wo ich die auf dem Tisch verteilten Sachen wieder in die Tasche schaufele. Papas Blick schweift über die Essensreste und Flaschen.
    Der zweite Schuh ist unauffindbar. Ich murmele, dass Mama gesagt hat, ich soll gut auf die Schuhe aufpassen, und dass wir ihn finden müssen, aber Papas Geduld ist am Ende. Er will mich auf der Stelle aus diesem Haus haben, was er gesehen hat, scheint ihn zutiefst zu schockieren. Er schleppt mich regelrecht durch den Eingangsbereich und die Auffahrt hinunter. Das Auto steht mit laufendem Motor am Straßenrand. Mama ist auch da. Sie steigt aus, als sie uns kommen sieht, rennt auf uns zu und schüttelt mich.
    »Was fällt dir ein, Vendela!«, schreit sie so laut, dass mir fast der Kopf platzt.
    Ich fange an zu heulen und muss mich wieder übergeben, obwohl kaum noch was kommt. Papa legt eine Hand auf Mamas Schulter.
    »Sie ist nicht nüchtern, Livia. Sie muss erst ihren Rausch ausschlafen, ehe wir darüber reden können.«
    Ich will protestieren, ich habe schließlich geschlafen, aber ich kriege kein Wort heraus, habe vollauf damit zu tun, nicht auseinanderzufallen. Ich friere, und in irgendeiner Ecke meines Hirns ist mir klar, dass er recht hat. Ich dürfte nicht sehr lange geschlafen haben und bin alles andere als nüchtern. Bis ich einen vernünftigen Satz zustande bringe und die Gedanken in meinem Kopf entwirrt habe, stelle ich mich lieber tot. Ich rolle mich auf dem Rücksitz zu einer Kugel zusammen und kämpfe mit geschlossenen Augen gegen die Übelkeit an.

Ich kann nicht schlafen.
    Aber ich liege mit dem Gesicht zur Wand, die Augen geschlossen, zusammengekrümmt wie ein vertrocknetes Blatt, dabei fühle ich mich bleischwer und unförmig und zugleich so zerbrechlich.
    Die Gedanken ziehen in einer Endlosschleife durch meinen Kopf, immer im Kreis, sie kommen und gehen, unzusammenhängend und zäh. Sven, meine Jacke und eine Sandale sind noch in dem Haus. Wohin ist Silja verschwunden? Woher wussten Mama und Papa, wo ich bin? Wann hört die Übelkeit endlich auf? Hassen mich jetzt alle?
    Mama kommt in mein Zimmer. Ich höre an den Schritten, dass sie es ist. Etwas Hartes landet auf meinem Nachtschrank.
    »Trink was«, sagt sie. Ihre Stimme klingt sonderbar fremd. »Schläfst du, Vendela?«
    Nein, ich schlafe nicht. Aber ich antworte nicht, verbleibe im Dunkeln. Ich brauche noch ein bisschen Zeit, ehe ich mich in der Lage fühle, ihnen unter die Augen zu treten.
    Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit vergeht. In der Küche klappert es, Essensduft zieht in mein Zimmer, irgendwer spült ab. Ich höre ihre gedämpften Stimmen, ohne zu verstehen, was sie sagen. Das Telefon klingelt mehrmals und Papa antwortet kurz angebunden. Mein Handy vibriert auch ein paar Mal, aber ich gehe nicht ran. Langsam gleite ich durch die Stunden des Sonntags, bis meine Blase so voll ist, dass ich aufstehen muss, ob ich will oder nicht. Vorsichtig drehe ich den Kopf zur Seite und schaue auf die Uhr. 17:48.
    Der hämmernde Kopfschmerz ist zu einem dumpfen Mahlen geworden. Ich muss aufstehen. Ob ich es unbemerkt zum Klo und zurück schaffe?
    Nein, natürlich nicht. Ich bin gerade auf dem Flur, als Mama aus der Küche kommt.
    »Sieh an, aus dem Dornröschenschlaf erwacht?«, sagt sie spitz.
    Ich verschwinde wortlos im Bad und schließe hinter mir ab, pinkele und wasche mein Gesicht, trinke Wasser, fahre mir mit der Bürste durchs Haar und stelle mich meinem rot unterlaufenen Blick im Spiegel. Ich tue alles, um Zeit zu schinden. Aber nach einer Weile klopft Papa an die Tür.
    »Vendela? Alles in Ordnung bei dir?«
    »Hm.«
    »Kommst du bitte raus! Du hast uns eine Menge zu erklären.«
    Eine Minute später sitze ich im Wohnzimmer auf dem Sofa. Mama läuft im Zimmer auf und ab und Papa sitzt mir auf einem Stuhl

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