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Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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fallen. Sven streckt sich neben mir aus, ganz dicht an meinem Körper. Sein Atem riecht nach Alkohol und mir wird wieder schlecht, aber dann denke ich, dass mein Atem auch nicht gerade nach Rosen duftet.
    »Achtung, ich stinke«, murmele ich.
    »Du riechst gut«, sagt Sven. »Okay, aus dem Mund vielleicht gerade nicht … aber am Hals und im Haar. Scheiße, dass ich so viel getrunken habe, ich könnte noch nicht mal mit dir schlafen, wenn ich wollte.«
    Trotz Übelkeit durchrieselt es mich heiß und ich muss kichern und im nächsten Moment fast losheulen.
    »Stimmt es, dass du in Nils verliebt bist?«, murmelt Sven unvermittelt.
    Ich versuche, mich zu konzentrieren und mich zu erinnern, dass es auch noch eine andere Welt gibt. Die gewohnte Welt, in der ich in die Schule gehe und in der Tonja meine beste Freundin ist. In der Welt lebt Nils mit den braunen Augen. Nils, der in der Klasse drei Meter von mir entfernt sitzt.
    »Ich glaube schon«, sage ich. »Aber er ist nicht in mich verliebt.«
    Sven schweigt.
    »Idiot«, sagt er schließlich.
    Dann reißt er den Mund auf und gähnt, Alkoholdunst streicht über mein Gesicht und zwingt mich, den Kopf etwas zur Seite zu drehen. Bleierne Müdigkeit macht sich in mir breit und mein Kopf wird schwer und ist ganz leer. Ich fühle mich, als würde ich in Zeitlupe in einen Abfluss gesaugt, in einem langsamen Wirbel in die Dunkelheit.

Unbarmherzig grelles, schneidendes Licht spaltet meinen Schädel in der Mitte. Ich drehe mich weg von dem Schmerz. Mein Herz schlägt panisch, ein ekelig fahler Geschmack im Mund, meine Zunge trocken und geschwollen. Ich muss die Augen aufmachen. Vorsichtig, ganz vorsichtig blinzele ich in das Licht und sehe eine weiße Tapete mit lila Muster, Blattranken. Die Tapete habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Ich brauche Wasser, ehe meine Zunge zerbröselt. In meinem Gehirn findet eine Kernschmelze statt, jede Bewegung tut furchtbar weh, aber irgendwie schaffe ich es, mich so zu drehen, dass ich auf den Knien vor dem Bett sitze. Ein spitzer Schmerz im rechten Knie veranlasst mich, die Augen noch ein winziges bisschen weiter zu öffnen. Schorf? Wenigstens blutet es nicht mehr. Ich hebe den Blick. Da liegt jemand auf dem Bett und schläft mit offenem Mund. Blondes Haar. Sven! Scheiße! Was ist eigentlich passiert?
    Langsam und zittrig stehe ich auf und schwanke zur Tür. Wo sind all die Gäste? Wo ist Silja? Und wo ist Sigge? Weiß er, dass wir hier sind?
    Zwei Türen weiter finde ich eine kleine Gästetoilette ganz in Weiß, surreal weiß, als hätte jemand vergessen, diesen winzigen Ausschnitt Welt zu streichen. Über dem Handwaschbecken hängt ein Spiegel. Ich traue mich nicht, hineinzugucken, beuge mich über den Wasserstrahl und trinke, spritze mir Wasser ins Gesicht und trinke noch etwas. Ein Königreich für eine Kopfschmerztablette. Ein Kontinent für zwei. Die ganze Erdkugel für einen so harten Schlag auf den Kopf, dass ich nie mehr aufwache.
    Ich kann nicht klar denken und pfeife auf meine gute Erziehung und durchwühle das Hängeschränkchen über der Toilette mit dem roten Kreuz auf der Tür. Und richtig, da sind Medikamente. Ein längliches Röhrchen mit Brausetabletten sieht gut aus, ich schaue auf das Etikett: ASS und Koffein. Die Hände zittern, und die Finger fummeln ungeschickt den Verschluss ab, dann schütte ich drei Tabletten in einen weißen Plastikbecher, der sicher als Zahnputzbecher gedacht ist, und fülle ihn mit Wasser auf. Während die Tabletten sich sprudelnd auflösen, nehme ich all meinen Mut zusammen und werfe einen Blick in den Spiegel.
    O Scheiße.
    Scheiße, Scheiße.
    Meine Augen sind nur noch Schlitze, so verquollen sind sie, und mein Gesicht ist rot gefleckt und aufgedunsen. Aber am schlimmsten ist der Schmerz in meinem Kopf. Ich nehme den Plastikbecher und trinke in großen Schlucken. Da zieht sich mein Magen unvermittelt und ohne jede Vorwarnung zusammen und gibt alles wieder von sich. Ich kann mich nicht einmal zur Kloschüssel umdrehen, sondern kotze direkt ins Waschbecken. Zum Glück kommt nur Wasser, vermischt mit Brausetablettenkrümeln und Galle, was schnell im Abfluss verschwindet. Ich stütze mich mit den Ellbogen auf das Porzellan und stöhne gequält.
    Nie wieder.
    Nie, nie wieder.
    Nach einer Weile zwinge ich mich wieder in die Senkrechte, spüle den Mund ein paar Mal aus und torkele aus der Toilette. Wo bin ich noch gleich hergekommen? Hinter welcher Tür liegt Sven? Ich weiß es nicht, aber es

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