Ich Will Ihren Mann
jeglicher Verantwortung für diese Geschichte entzogen. Was ist mit Nicole?! Was ist mit der Rolle, die ihr beide in dieser ganzen Sache spielt?«
»Ich behaupte ja gar nicht, daß mich keine Schuld trifft. Ich versuche dich nur auf die mildernden Umstände hinzuweisen, um dir verständlich zu machen, warum ich grade an diesem Punkt meines Lebens empfänglich war für Nicoles...«
»Ach red doch keinen Stuß, man kann für alles mildernde Umstände finden! Du willst mir einreden, du möchtest, daß alles wieder wird wie früher; als Al noch lebte und ich an der Uni Kurse gab. Darf ich dich daran erinnern, daß deine Romanze mit Nicole anfing, bevor sich irgend etwas an unserem Leben änderte? Es begann nicht wegen Al oder wegen meiner Arbeit, sondern weil die aufregende Globetrotterin, die du geheiratet hattest, sich allmählich in 'ne langweilige, kleine Ehefrau verwandelte, die zu Hause rumhockte und ...« »Ich fand dich nie langweilig!«
»Ach komm, ich hab' mich ja selber halb zu Tode gelangweilt. Wie hätte ich dir da nicht auf den Wecker fallen sollen?!«
David lief unruhig im Zimmer auf und ab. »Tut mir leid, Lilli, aber ich seh' das anders. Ich kann mir nicht helfen, ichhab' nun mal das Gefühl, unsere ganzen Schwierigkeiten fingen erst an, als die Fernsehfritzen dich zu dieser Sendung überredeten.«
Lilian schloß die Augen. »Wir haben ja noch nicht mal über meine Arbeit gesprochen. Sogar jetzt kann ich nicht mit dir darüber reden.« Ihre Stimme klang, als käme sie von weit her.
»Darum dreht sich's gar nicht. Du weißt doch genau, was ich meine.«
»Ja, das weiß ich«, räumte sie ein. »Du willst, daß ich beim Fernsehen aussteige.«
David blieb abrupt stehen. »Das kann man nicht so vereinfachen. Ich bin mir selbst nicht mehr sicher, was ich will. Ich hab' nichts dagegen, daß du fürs Fernsehen arbeitest, und das weißt du auch. Aber ausgerechnet diese Sendung über Beth Weatherby...«
»Das ist keine Sendung über Beth Weatherby«, widersprach sie. »Aber das ist ja eigentlich nebensächlich, oder?«
»Und was ist deiner Meinung nach die Hauptsache?« »Nun, ich denke, der springende Punkt ist, daß meine Karriere dich nicht stört, solange du bestimmen kannst, wann ich wo bin und was ich mache. Darum dreht sich's doch, David, oder etwa nicht? Ich bleibe in Chicago, mache meinen Acht-Stunden-Tag und lasse hübsch brav die Finger von Themen, die dir anstößig erscheinen oder dir aus irgend'nem anderen Grund nicht in den Kram passen ...« »Lilli, ich bitte dich ...«
»Na schön.« Ein paar Sekunden lang standen sie sich stumm gegenüber. Dann wiederholte sie: »Na schön. Du hast gewonnen. Ich mach's. Ich laß die Reportage sausen. Was jetzt? Deine erste Forderung war' akzeptiert. Was weiter?«
»Weiter?« fragte David verwirrt. Er schien die plötzliche Wendung der Dinge nicht zu begreifen. »Also ich finde, wir sollten unsre Karten offen auf denTisch legen, meinst du nicht auch? Ich möchte endlich wissen, wie ich dran bin. Was ist mit Kindern?« Lilian sah, wie David den Kopf senkte. »Lilli, bitte, du weißt doch, wie ich drüber denke. Du weißt, ich hab' das Gefühl...«
»Na gut, einverstanden. Keine Kinder. Abgemacht.« Sie zögerte. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen und zischte das Wort heraus, das drohend zwischen ihnen schwebte: »Nicole.«
Er schwieg eine Weile. Endlich fragte er: »Was willst du von mir hören, Lilli?« »Was glaubst du, will ich hören?« »Daß ich mit ihr Schluß mache«, antwortete er nach einigem Zögern.
»Du hast's erraten«, sagte sie und wartete. »Ich kann nicht«, brachte er endlich mühsam hervor. Lilian spürte, wie ihre Füße in dem dicken, weißen Teppich versanken. Genau wie letzten Sommer bei dem Picknick von Weatherby & Ross, dachte sie. Da bohrten sich meine Absätze in den Rasen, und ich war bewegungsunfähig, genau wie jetzt. »Du kannst nicht«, wiederholte sie erstarrt Ihre Augen blitzten vor Zorn. »Du erwartest von mir, daß ich alles, aber auch alles aufgebe: meine Karriere, den Wunsch nach 'ner eigenen Familie, ja sogar auf meinen Mann soll ich verzichten, wann immer er den übermächtigen Drang nach mildernden Umständen verspürt. Aber das ist noch längst nicht alles, nein, du verlangst von mir, daß ich mich aus der Erziehung deiner Kinder raushalte, erwartest aber gleichzeitig, daß ich mich mit um sie kümmere. Ich soll deine Exfrau mit all ihrem pseudomütterlichen Getue ertragen, muß mich von ihr in meiner
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