Ich Will Ihren Mann
ihn vielleicht umbringen. Der Gedanke machte ihr Angst. »Tja, da hast du wirklich was angerichtet. Als ob wir finanziell nicht schon genug Probleme hätten ...« »Ich finde, Geldsorgen sind unser geringstes Problem«, gab Lilian ruhig zurück.
David schien sie gar nicht gehört zu haben. »Mensch, Lilli«, fuhr er aufgebracht fort. »Ein Psychiater! Meinst du nicht, du bist da 'n bißchen weit gegangen?« »Welche Stellung hab' ich eigentlich in dieser Familie, David?« flüsterte Lilian mit zitternder Stimme. »Was soll denn das nun wieder?« fragte er gereizt. »Wovon sprichst du überhaupt?«
»Von dem, was sich gerade hier abgespielt hat; davon, wie du mich als Frau Niemand behandelt hast.« »Verdammt noch mal, Lilli, red endlich vernünftig.« Zum erstenmal, seit er Elaines Partei ergriffen hatte, blickte sie ihm ins Gesicht.
»Du begreifst nicht mal, was du angerichtet hast«, stieß sie verärgert hervor.
»Was ich angerichtet hab'?! Hab' ich etwa meiner Tochter 'n Pornobuch in die Hand gedrückt? Oder ihr den Floh mit 'nem Psychiater ins Ohr gesetzt?«
»Es war weiß Gott kein Pornobuch, 'n bißchen gewagt, der Roman, zugegeben, aber mehr auch nicht. Außerdem hab' ich lang und breit erklärt, daß das Ganze ein Mißverständnis war, und ich hab' nicht vor, mich noch mal dafür zu entschuldigen. Viel wichtiger, ja das einzig Wichtige an der Sache ist deine Einstellung dazu, dein Verhalten mir gegenüber.« »Mein Verhalten?«
»Genau.« Sie fühlte wieder Kraft in den Beinen und erhob sich. »Was soll ich hier eigentlich, David?« fragte sie eindringlich. »Ich bin deine Frau. Ich nahm an, damit sei ich ein Mitglied deiner Familie, zu der auch deine beiden Kinder gehören. So 'ne Ausgangssituation entsprach zwar vielleicht nicht grade meiner Traumvorstellung, aber ich hab' deine Kinder von Anfang an akzeptiert. Denn für mich sind sie ein Teil von dir, ihr drei gehört sozusagen zum selben Paket. Ich hatte mir vorgestellt, daß ich eines Tages auch dazugehören würde. Und du hast mich weiß Gott immer einbezogen, wenn's darum ging, sie zu bekochen oder das Wochenende mit ihnen zu verbringen oder den Chauffeur für sie zu spielen oder sie zu unterhalten, wenn du beschäftigt warst... wenn du Überstunden machtest.« Sie stockte. »Aber jetzt fang' ich an zu begreifen, daß ich hier immer nur als Haushälterin betrachtet wurde. Ich darf mich um ihr leibliches Wohl kümmern, aber alles, was darüber hinaus mit den Kindern geschieht, geht mich 'nen Dreck an.«
»Lilli, nun übertreibst du aber...«
»Nein, ich übertreibe nicht! Mich hat grade 'ne Meisterschützin umgelegt, und mein Mann stand dabei und reichte ihr die Munition. Elaine hat mir 'n paar hundsgemeineSachen an den Kopf geworfen. In so 'nem Fall findet man's eigentlich selbstverständlich, daß der Partner einen verteidigt. Aber was macht mein Mann? Er steht seelenruhig da und sagt: ›Elaine hat recht.‹ Elaine hat recht«, wiederholte sie fassungslos. »Ich werde aufs gemeinste erniedrigt, und mein Mann steht dabei und merkt's nicht mal. Und warum? Weil du nur ein Interesse hast: allen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen!« Sie holte tief Luft. »Ich denke, mehr gibt's nicht zu sagen. Man hat mir unmißverständlich klargemacht, wo mein Platz ist. Und jetzt, da ich weiß, wie ich dran bin, geh' ich wohl am besten in die Küche und bereite dem Hausherrn sein Frühstück.« Sie drehte sich um und wollte hinausgehen.
David hielt sie am Arm zurück. »Lilli, du führst dich auf wie ein Kind! Kein Mensch behandelt dich als Dienstboten, und das weißt du!«
»So? Was bin ich denn dann?« Ihre Stimme klang jetzt ebenso laut und schrill wie vorhin Elaines. »Ich bin keine Mutter, weder echt noch in Vertretung, darüber hat man mich heute morgen überdeutlich aufgeklärt. Und ich bin nicht mal mehr 'ne Ehefrau.« »Aber Lilli...«
»Hab' ich etwa nicht recht? Leben wir denn noch wie Mann und Frau? Wir schlafen nicht mehr zusammen, wir reden nicht mehr miteinander. Wir sehen uns ja kaum noch.« »Das kommt alles bloß von dieser verdammten Fernsehshow«, warf David ein.
»Damit hat es absolut nichts zu tun!« widersprach sie wütend. »Wie kannst du's wagen, so was zu behaupten?!« ereiferte sie sich und stockte befangen, als ihr bewußt wurde, daß sie unwillkürlich Elaines Ausdruck benutzt hatte. »Ist dir eigentlich klar, daß du mich noch nicht ein einziges Mal gefragt hast, wie wir mit der Sendung vorankommen oder ob mir die Arbeit
Weitere Kostenlose Bücher