Ich will ja nur dich!

herum und wusste sehr zu ihrem Missfallen genau, wo die Teller, der Korkenzieher und sogar die Weingläser zu finden waren. Er war gerade mal ein Wochenende hier gewesen, um für sie zu sorgen, und schon kannte er sich bei ihr zu Hause ebenso gut aus wie sie selbst.
    »Sollen wir draußen essen?« Dare deutete auf die Terrasse vor der Küche.
    »Gern«, antwortete sie überrascht.
    Gleich darauf saßen sie wie bei einem Picknick auf einer Decke am Boden. Es war ein wunderbar warmer, schwüler Abend.
    »Das war echt eine gute Idee.«
    Er grinste. »Ich dachte, es könnte uns beiden nicht schaden, mal ein wenig zu entspannen.«
    »Wo du recht hast, hast du recht.«
    Er legte den Kopf schief. »Können wir erst essen und das Reden auf später verschieben?«
    Liza nickte, erleichtert über den Aufschub, wenn sich das Gespräch schon nicht vermeiden ließ. »Ich würde mir die Pizza auch gern ohne Magenkrämpfe zu Gemüte führen.«
    Er schüttelte lachend den Kopf. »Zumindest wirfst du mich nicht gleich wieder raus.«
    Sie hob eine Augenbraue. »Würdest du denn gehen, wenn ich es verlangen würde?«
    »Nein.«
    Er konnte nicht ahnen, wie froh sie über diese Antwort war.
    Dare biss in ein Stück Pizza, und sie tat es ihm nach.
    Eine Weile aßen sie schweigend. Es war ein angenehmes, unbeschwertes Schweigen, über dem Liza beinahe vergessen hätte, wieso sie Dare auf Abstand halten musste. Aber nur beinahe.
    Nachdem sie alles weggeputzt hatten, schob sie den Pizzakarton von der Decke, setzte sich mit untergeschlagenen Beinen hin und musterte ihn.
    »Also, mal ehrlich: Warum bist du hier?«, fragte sie.
    Dare blinzelte. Die Frage schien ihn zu überraschen. Konzentriert legte er die Stirn in Falten, als würde er ernsthaft darüber nachdenken. »Weil ich mich nicht von dir fernhalten kann. Und weil ich hier sein will.«
    Eine angenehme Wärme durchströmte ihre Gliedmaßen. Sie nickte bedächtig, weil sie die Anziehungskraft zwischen ihnen ohnehin nicht leugnen konnte. »Verstehe. Ich spüre den Reiz ja ebenfalls.«
    Dare gab ein Lachen von sich, das in ihren Ohren hart klang. »Wenn das alles wäre, dann wäre ich nicht hier.«
    Liza fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sie schmeckten nach dem Wein, den sie gerade getrunken hatte. »Mehr kann es nicht sein.«
    »Damit sind wir bereits beim springenden Punkt. Warum nicht?«
    Liza wusste, sie schuldete ihm mehr als ihr übliches »Weil ich nicht bereit bin, mehr zu geben«. »Erstens, weil ich es nicht aushalte, wenn du abwechselnd süß oder abweisend zu mir bist, je nachdem, was mein Bruder wieder ausgefressen hat oder in welcher Stimmung du gerade bist.« Liza senkte den Blick. Sie wollte ihm nicht zeigen, dass er sie mit seiner abweisenden Reaktion so tief gekränkt hatte.
    »Hey.« Er streckte den Arm aus und hob ihr Kinn ein wenig an, damit sie ihm ins Gesicht sehen musste. »Ich bin dir da noch eine Erklärung schuldig.«
    Sie schluckte schwer. »Okay.« Damit hatte sie nun nicht gerechnet, und sie war gespannt.
    »O Mann.« Dare drehte sich auf den Rücken, auf die Ellbogen aufgestützt, und starrte zum dunkler werdenden Himmel empor.
    Sie betrachtete eingehend sein kantiges Profil und dachte wieder einmal, wie attraktiv er war. O ja, er reizte sie über alle Maßen.
    »Erinnerst du dich, dass du mir von der Nacht erzählt hast, in der Stuart Rossman gestorben ist? Dass du dich für die Ereignisse verantwortlich gefühlt hast?«, wollte er wissen.
    Sie kniff die Augen etwas zusammen und nickte knapp. »Warum?«
    »Weil ich mich ebenfalls verantwortlich fühle.«
    »Du? Warum denn das?«, fragte sie überrascht.
    »Ich war damals dort. Auf der Party.«
    Sie starrte ihn verwundert an. »Aber du warst erst …«
    »Fünfzehn. Ja, ich weiß. Aber ich wollte wie meine Brüder sein. Ich wollte mit älteren Jungs abhängen. Und …«
    Dare stockte, und sie wartete ab.
    »Ich wollte dich sehen.« Er grinste verlegen. »Ja, ich hatte schon damals ein Auge auf dich geworfen. Man könnte wohl sagen, ich war in dich verschossen.«
    Liza errötete angesichts seines Geständnisses. »Wow.«
    »Ja. Na ja, aber du warst damals gar nicht zu Hause, und ich wünschte, ich wäre nicht hingegangen.«
    Die Erinnerung an das, was dann passiert war, wirkte auf sie beide ernüchternd.
    »Du warst dabei, als dieser Typ Stuart niedergeschlagen hat?«
    Dare blinzelte und setzte sich aufrecht hin. »Als welcher Typ Stuart niedergeschlagen hat?«
    Liza überkam ein ungutes Gefühl.