Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

von den Guten, und Daniels würde für immer in seiner Schuld stehen.
    Ein paar Wochen nachdem der Fall endlich abgeschlossen war, begann sie, merkwürdige Postkarten aus dem Ausland zu erhalten, alle ohne Unterschrift und alle mit derselben einfachen Nachricht: Immer noch nicht hungrig? Jedes Mal wenn eine davon in ihrer Post lag, dachte Daniels an Fiona Fielding und daran, was hätte sein können. Wer weiß? Vielleicht würden sie sich wiedersehen … eines Tages.
    Vielleicht auch nicht.
    In der menschlichen Psyche gibt es viele Verwicklungen. Manche Menschen bleiben für immer in der Vergangenheit stecken. Jo Soulsby war Daniels’ Vergangenheit, genau wie Mark Harris es für Laura Somers war, Makepeace für Cole, Finch für Bright. Aber die Beziehung zwischen Jimmy Makepeace und Adam Finch war ausschlaggebend für den Fall gewesen. Und wegen dieser letzten Verbindung – einer Entscheidung, die vor vielen Jahren getroffen worden war und mit ihr nicht das Geringste zu tun hatte – wäre Jessica Finch um ein Haar in dieser Höhle gestorben. Wenn Cole sie nicht aus der Mine geschafft und auf dem Luftweg ins Krankenhaus befördert hätte.
    Eine Stunde später, und sie wären zu spät gekommen.
    Ihr Entführer, Jimmy Makepeace, hatte sein Geheimnis mit ins Grab genommen. Schließlich hatte es also nur an einer klitzekleinen Spur und an Jessicas Widerstandsfähigkeit gelegen, dass sie überhaupt überlebt hatte. Als Daniels sie fand – bewusstlos, mit hängendem Kopf und an die Wand gekettet, eine ausgemergelte, zerrissene Seele –, hatte sie Tränen der Wut geweint darüber, dass ein Mensch einen anderen so grausam behandeln konnte. Aber später waren es dann Freudentränen, als das Krankenhaus berichtete, dass sie aufrecht im Bett sitzen konnte und ihren Vater an ihrer Seite hatte. Ihre Verletzungen waren eher seelisch als körperlich. Sie hatte es geschafft, Wasser aus nassen Haarsträhnen zu saugen, um zu überleben. Der Regen, über den Daniels so verzweifelt gewesen war, hatte sie in einer Fügung des Schicksals vor dem sicheren Tod gerettet.
    Nach ein paar Tagen wurde sie aus der Intensivstation entlassen. Die Ärzte waren zuversichtlich, dass sie mit der Zeit vollständig genesen würde. Jetzt war Jessica mehr denn je entschlossen, ihr Studium abzuschließen und Ärztin zu werden. Ob ihr Vater jemals nachgeben und Robert Lester als einen Teil ihres Lebens akzeptieren würde … Wer konnte das sagen? Aber sogar Adam Finch hatte seine gute Seite gezeigt und aus Dankbarkeit gegenüber Stewart Cole den MAC -Fliegerclub aus den roten Zahlen geholt.
    Daniels machte einen tiefen Atemzug und beugte ihre Hand. Glücklicherweise waren die Narben nur oberflächlich. Heute, morgen, nächste Woche würde es einen anderen Fall zu lösen geben, andere Familien, die Gerechtigkeit suchten, Rache, Gewissheit.
    Ihr Telefon klingelte. Auf dem Display stand: Hank.
    »Wo bist du?«, fragte Gormley.
    Daniels zog eine Grimasse und zögerte ein bisschen zu lange.
    Gormley wartete ihre Antwort nicht ab. »Wie ist die Aussicht da oben?«
    Lächelnd überblickte sie die überwältigende Landschaft. Der Fall Amy Grainger hatte sie und ihr Team bis an ihre Grenzen getrieben. Aber Jessica Finch hatte überlebt – und sie auch. Heute war ein Tag, an dem keine Wolke am Himmel stand.
    Ein glücklicher Tag.
    »Vollkommen, Hank …«, sagte sie. »Die Aussicht ist einfach vollkommen.«

Danksagung
    Ich bin unglaublich stolz darauf, dass dieses Buch den Northern Writers’ Award 2010 gewonnen hat, noch bevor es überhaupt im Vereinigten Königreich verkauft war. Es ist mir eine Freude, die Unterstützung durch New Writing North, Arts Council England und die Leighton Group zu würdigen, die die Preise gesponsert haben.
    Viele Menschen haben seither zu dem Buch beigetragen. Aufrichtigen Dank an mein Dreamteam: die gesamte Mannschaft bei Pan Macmillan, ganz besonders an meinen einzigartigen Verlagsleiter Wayne Brookes; an alle bei Blake Friedmann, Literary, TV & Film Agency, ganz besonders an meinen großartigen Agenten Oli Munson; und an meine wunderbare Lektorin Anne O’Brien, die mich die ganze Zeit auf dem rechten Weg gehalten hat.
    Riesigen Dank auch an einen großen Kumpel und uneingeschränkt guten Kerl – ehemaliger Hubschrauber-fluglehrer beim Militär, heute gewerblicher Pilot –, Dave Willis, dafür, dass er diesen Flug mit mir in mehr als einer Bedeutung unternommen hat. Sein Zitronenkuchen war einst legendär in dieser Gegend.