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Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Titel: Ich will vergelten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Hannah
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ihren Fesseln. Cole hob sie hoch und legte sie sanft auf die Trage, als würde er ein Kind zu Bett bringen. Ein paar letzte ermutigende Worte von Daniels, und sie begannen ihre Reise zurück durch den Tunnel. Es war ungewiss, ob Jessica durchhalten würde. Aber wenigstens brachten sie sie nach Hause.

86
    Daniels parkte ihr Motorrad am Hartside Pass, stellte den Motor ab und schob das Visier hoch. Von hier aus konnte sie direkt über den Solway Firth nach Schottland hinübersehen, und außerdem nach Helvellyn, Great Gable und Skiddaw in The Lakes. Sie zog die Lederhandschuhe aus und besah sich die Narben an ihrer rechten Hand, wobei sie sich an den fürchterlichen, rattenverseuchten Tunnel erinnerte, in dem sie sie sich aufgerissen hatte.
    Jede Spur von Sympathie, die sie vielleicht noch für Jimmy Makepeace empfunden hatte, hatte sich an diesem Tag in Wut verwandelt. Er hatte sich, wie Cole gesagt hatte, feige davongemacht, hatte Jessica zurückgelassen, um sie in einem Horrorkabinett einen schrecklichen Tod sterben zu lassen, an die Wand gefesselt, ohne die geringste Hoffnung zu entkommen, mit nur einer winzigen Chance, gefunden zu werden. Ein Abschiedsbrief, den man bei ihm zu Hause gefunden hatte, legte nahe, dass er allein gehandelt hatte, und bot den Eltern von Amy Grainger eine verhaltene Entschuldigung an. Die Detectives behandelten ihn mit der Verachtung, die er verdiente. Die Ironie, die darin lag, dass er ein weiteres Ehepaar kinderlos zurückgelassen hatte, war ihm wohl entgangen.
    Obwohl es nicht immer so erschienen war, hatte die Mordkommission auf ihrer Suche nach Jessica doch nie aus dem Auge verloren, dass sie gleichzeitig im Mordfall eines anderen jungen Mädchens ermittelte. Amy Grainger war eine fröhliche, lebhafte junge Frau gewesen, die alles hatte, wofür es sich zu leben lohnte; eine junge Frau, die das Land liebte und die, so schien es, mit ihrem Leben dafür bezahlt hatte, dass sie jemand anderem ähnlich sah. Ihre Eltern waren seitdem an den Ort zurückgekehrt, wo sie gestorben war, und hatten Trost in der Schönheit und Einsamkeit des römischen Walls und seiner Umgebung gefunden, einem wundervollen Ort, den Amy gern erforscht hätte, wenn sie nur lang genug gelebt hätte, um ihn kennenzulernen.
    Die Ermittlung zu ihrem Tod hatte elf Tage gedauert. Aber sie hatte im Laufe der Zeit das Leben so vieler Menschen berührt. Mark Harris und seine Tochter, Rachel Somers, waren jetzt wieder vereint. Die Polizeistation Durham hatte den Prostitutionsring zerschlagen, der sich verarmter Universitätsstudentinnen bedient hatte, und hatte zwei Männer wegen Einkünften aus gewerbsmäßiger Unzucht unter Anklage gestellt. Stephen Freek war ebenfalls angeklagt worden, wegen Beihilfe und Begünstigung, zusätzlich wegen Verstößen gegen die Datenschutzgesetze. Daniels hatte es sich nicht nehmen lassen, selbst auch Anklage zu erheben: eine wegen Verabreichung einer schädlichen Substanz und eine wegen der Entführung von Bryony Sharp, was unzweifelhaft einen längeren Gefängnisaufenthalt nach sich ziehen würde. Und das war gerade gut genug für sein anderes Opfer, Lisa Carmichael, die bei ihrem Kontakt mit Freek eine wichtige Lektion gelernt hatte. Sogar mit dem Gewicht des Gesetzes im Rücken gab es doch Fälle, in denen Daniels keine andere Wahl hatte, als sich damit abzufinden, dass sie nie die ganze Wahrheit erfahren würde. Susan Makepeace war einer dieser Fälle. Sie hatte die Polizei angelogen, was ihre Verwicklung in die niederträchtige Rache ihres Exmannes anging; es war wahrscheinlich, dass sie ihn mit Informationen über Jessica versorgt hatte. Aber die frühere Haushälterin würde nicht vor Gericht gestellt, weil die Staatsanwaltschaft Ihrer Majestät in ihrer unendlichen Weisheit beschlossen hatte, dass es nicht genug Beweismaterial gab, um eine Verurteilung zu erwirken. Daniels’ Meinung nach gab es keine offenen Fragen: Warum sonst hätte die Frau Jimmy aus dem Foto ihrer Tochter ausschneiden sollen, wenn nicht, um es vor ihrem Arbeitgeber zu verbergen? Susan Makepeace war schuldig, daran hatte sie keinen Zweifel.
    Die Ermittlung hatte für Daniels viele Fragen aufgeworfen: Unschuldige waren unter Verdacht geraten, Schuldige waren dem Gesetz entkommen, und dabei hatte sie gelernt, dass Resozialisierung manchmal möglich ist. Das war ganz sicher bei Stewart Cole der Fall, der Anerkennung für die Hilfe erhalten hatte, die er der Mordkommission gewährt hatte. Er war tatsächlich einer

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