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Ich wollte Hosen

Ich wollte Hosen

Titel: Ich wollte Hosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Cardella
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Nichte, und begann ihm von ihren Entscheidungen zu erzählen. Jetzt hatte sie einen demütigen und unentschlossenen Klang in der Stimme und in ihrem Verhalten. Gleich darauf begriff ich den Grund dafür: Lillo fing an zu schreien wie ein Besessener, und die Versuche meiner Tante, ihn zu beruhigen, waren fruchtlos, er wollte nichts davon wissen.
Die Augen der Leute ruhten jetzt alle auf uns, er wollte gehen, aber da war ich. Er schrie mich an, ich solle gehen, ich solle sofort gehen. Meine Tante flehte mich an zu bleiben und hatte verängstigte Augen; er schrie mich weiter an, ich solle gehen und die Tante bleiben. Dann gab er ihr eine Ohrfeige, und sie sagte, ich solle nach Hause gehen, sie würde bald nachkommen.
Ich wußte nicht, was ich tun sollte, ich wollte sie nicht allein lassen mit diesem Verrückten. Als er mich zögern sah, sagte Lillo zu mir: »Worauf wartest du denn? Geh endlich!« Also ging ich.
Ich wartete eine Stunde, zwei Stunden, dann drei Stunden, vier, fünf, während ihr Mann mich schon zu quälen begann, wo sie wäre. Meine Tante kam nicht heim, und meine kleinen Cousinen hatten erst kurz zuvor aufgehört zu weinen. Ich machte mir Sorgen, ich stellte mir vor, sie sei tot oder so etwas Ähnliches.
Es war inzwischen elf Uhr nachts und von ihr keine Nachricht. Die Mädchen waren schon im Bett, auch wenn es zwei Ohrfeigen von meinem Onkel gebraucht hatte, damit Aurelia einschlief. Ich war mir über den Ernst der Lage noch nicht im klaren, was mich anging: Ich war allein mit ihm, ganz allein ... Aber optimistisch bis aufs äußerste, wie ich immer gewesen bin, dachte ich, er sei zu besorgt wegen des Verschwindens seiner Frau ...
In der Tat hatte er ein so trauriges und nachdenkliches Verhalten angenommen, daß er, wenn er auch nicht in Sorge war, ganz so schien, als wäre er es. Das bis Mitternacht. »Wir haben lange genug gewartet ... Wer weiß, wo sie sich ihre Hörner abgestoßen hat ... Komm, gehen wir ins Bett ... Annetta, sag, du hast keine Angst, allein zu schlafen?« »Rosanna und Aurelia sind ja bei mir ...«
»Ich weiß, ich weiß ... Aber ohne deine Mutter und deinen Vater ... Weißt du, was ich dir sage? Diese Nacht schläfst du bei mir, im Schlafzimmer ...«
»Nein, Onkel, wirklich, ich habe keine Angst ...« »Komm, stell dich nicht so an ... Ich habe das schon so entschieden ...«
»Aber Onkel, dann sind die Mädchen allein ...«
»Pfeif drauf, du schläfst bei mir!«
Er packte mich am Arm und zog mich mit Gewalt ins Schlafzimmer. Er tat mir weh, und ich vergaß über diesem Schmerz einen Augenblick lang meine Angst. Aber die Angst packte mich wieder, als er sich auszuziehen begann. » A dormiri vistuta? Alle, fammi vidiri comu si fatta ... Schläfst du vielleicht angezogen? Komm schon, laß dich anschauen ...«
Und dabei hatte er einen betrunkenen, wahnsinnigen Blick. Ich sagte zu ihm, ich wolle nicht da bei ihm bleiben, und er stand auf, kam nah zu mir her, ließ seine Hosen runter und stand nackt da. Er ließ mich vor sich niederknien, packte mich an den Haaren und zog mich zu seinem Glied. Ich schrie, schrie, und er zog mich noch fester bei den Haaren. Rosanna wachte auf und kam zur Tür herein, die er nicht einmal taktvoll zugemacht hatte, sie sah uns in dieser Stellung, und ich merkte, wie sich ihr Blick aufheiterte. Dann sagte sie zu mir: » Un ti preoccupari, Annè, cà poi nescìa u latti ... Keine Angst, Annetta, da kommt dann die Milch raus ...«
Einen Augenblick lang verstand ich nicht, er lachte und sagte zu mir: » Bonu è u latti, Annè! Tè, assaggilu! Gut, die Milch, Annetta! Nimm, probier doch ...«
Da verstand ich und floh. Ich fing an zu laufen, in Nachthemd und Hausschuhen, durch diese Straßen, die keine waren, mitten durch das Gras und den Gestank des Weihers. Ich kam an den wenigen Autos vorbei, und die Betrunkenen fragten mich, wo ich hinliefe, die normalen Leute sahen mich verwundert und neugierig an. Ich haßte meine Tante, die an diesem Abend nicht nach Hause gekommen war, ich haßte meine Tante, die erlaubt hatte, daß er sich auch seiner Tochter bediente, dieses Schwein! Ich wußte nicht einmal, wo ich hin sollte: zu mir nach Hause? Es war nicht mehr mein Zuhause, das war es niemals gewesen.
Ein Auto kam herangefahren, und ich erkannte ihn, wie er mir nachhupte, er wollte, daß ich stehenblieb, daß ich einstieg und zu ihm nach Hause zurückkam, wo sollte ich auch hin? Meine Eltern würden mir nicht glauben, geschweige denn mich wieder bei sich

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