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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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Geschichte.
    Ich hatte die Schnauze voll, und ich wollte mit Pappa nicht mehr viel zu tun haben, außer wenn er sich bei mir entschuldigen würde. Das tat er natürlich nicht. So ging ich nicht mehr zu ihm in die Wohnung, sondern blieb an meinen freien Tagen bei Oma.
    Meine Geschwister kamen jedes zweite Wochenende nach Villingen, schon seit fast einem Jahr, und so konnte ich sie öfters sehen.
    In der Zwischenzeit zogen auch Mike und Rita mit ihren zwei Kindern Tim und Sabrina von München nach Villingen.
    Sie sind runtergezogen, weil Mike hier eine gute Arbeitsstelle gefunden hatte, und weil ja seine ganze Verwandtschaft hier in Villingen war. Pappa hatte mit seinen Geschwistern, mit Mike und Gidion, immer Streit, außer mit seiner Schwester Edeltraut, aber die wohnte ja immer noch in München und kam nur in den Ferien mit ihrem Mann und ihrem Kind zu Besuch.
    Wir waren sowieso die schwarzen Schafe in der Familie, da unser Familienzweig, also Pappa, Mutti und wir Kinder, keine Zeugen Jehovas waren. Sonst war ja restlos alles in dieser idiotischen Sekte. Da Pappa und wir einen anderen Lebensstil hatten als die Zeugen Jehovas, gab es immer Hader zwischen uns und den andern. So konnte man praktisch nie eine gesunde Basis schaffen, auf der die ganzen Familienstreitigkeiten abgeschafft werden konnten. Oma stellte Pappa immer Mike und Gidion als Vorbilder hin, und das war ein großer Fehler, denn die soffen und hurten genauso rum wie es Pappa tat. Nur machte es Pappa nicht heimlich und log seiner Mutter etwas vor, so wie es die anderen Heuchler taten.
    Das waren natürlich alles Gründe, um sich zu streiten und zu verkrachen. Rita, also meine Tante, bekam ich nur ganz selten zu Gesicht, und dann wechselten wir auch nur ein paar Worte.
    Aber sie prägte sich trotzdem in meine Gedanken ein, warum wußte ich nicht genau, aber irgendwie zog mich diese Frau magisch an. Mein Schulkurs war nun zu Ende und ich ging wieder zur Arbeit nach Schönwald. Pappa war nun immer die ganze Woche auf Montage, da er bei einer Schweizer Firma, die Fertighäuser aufstellte, arbeitete. Ich arbeitete nun schon ein ganzes Jahr im Hotel Continental, aber mein Verhältnis mit der Chefin war immer noch gleich. Sie hielt mir das, was vor Monaten passiert war, immer noch vor, und drücken wollte sie mich auch immer. Mit meinem Chef kam ich einfach Spitze aus, und ich versuchte mein Möglichstes zu tun, damit er mit meiner Arbeit zufrieden war. Natürlich gab es auch mal Reibereien zwischen dem Chef und mir, aber die waren immer bald aus der Welt geschafft. Der Chef versuchte, ein gutes Arbeitsklima zu haben, und das schaffte er auch. Er war also wirklich ein guter Chef, und ich könnte mir keinen besseren vorstellen. Er nahm mich sogar ab und zu gegen seine eigene Frau in Schutz, was ich ihm sehr hoch anrechnete. Die Bezahlung war ebenfalls gut, da der Chef selber die Abrech-nungen machte, und den Lohn bezahlte er bar aus.
    Am Dienstag, dem siebten Oktober, hatte ich einen freien Tag und ging nach Villingen. Dort erfuhr ich von Oma, daß Pappa im Krankenhaus liegt, mit einer schweren Lungenentzündung. Sofort machte ich mich auf den Weg ins Krankenhaus, um Pappa zu besuchen. Der Streit war mir nun egal, das war für mich nun nebensächlich. Das einzige was für mich zählte war, daß mein Vater krank war und im Krankenhaus lag, und ich wollte ihn besuchen.
    Als ich ihn sah, bekam ich einen Schreck. Die Augen waren in richtigen Höhlen, er war blaß und das ganze Gesicht war eingefallen. Ich setzte mich zu ihm ans Bett und sprach mit ihm: »Hallo Pappa.« »Hallo Fritz.« Er konnte nicht mal mehr so schnell und klar sprechen, so wie er es vor seiner Krankheit tat. »Ich hatte nicht geglaubt, daß du mich besuchen würdest.«
    »Komm Pappa, vergessen wir den Streit, wir waren beide dran schuld.« Ich streckte ihm die Hand hin, denn wenn wir etwas abmachten, gaben wir uns die Hände, und er schlug ein und sagte: »In Ordnung Junge, alles vergessen.« »Wann wirst du wieder rauskommen, Pappa?« »Ich weiß es nicht, der Arzt meint in fünf bis sechs Wochen. Aber du kannst ihn ja mal selber fragen, vielleicht sagt er dir die Wahrheit. Am Ende des Ganges ist sein Büro, also geh mal hin und frag ihn.« »Okay, mach ich.« Ich stand auf und ging in das Büro des Arztes. Der Arzt fragte mich als erstes, was Pappa so in letzter Zeit trank, also welche Mengen. Ich sagte ihm, daß er meines Wissens viel trank, aber was er in letzter Zeit trank, das wußte ich

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