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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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Brüder Ralf und Uwe zur Welt gekommen sind.
    Ralf ist zwei Jahre jünger als ich, und Uwe drei Jahre, was ich sehr amüsant finde, wenn ich sie heute ansehe. Danach sind wir wieder nach Villingen gezogen, da mein Vater hier bei den Aluminiumwerken eine Stelle als Gießer gefunden hat und sein eigener Vater, also mein Großvater, auch dort arbeitet, und der Verdienst nicht schlecht sein soll. Wir haben sogar eine Dreizimmerwohnung vom Aluminiumwerk bekommen, und die Miete soll auch nicht besonders hoch gewesen sein. Ach was ich noch vergessen habe. In Würzburg waren mein Bruder Ralf und ich auch noch einmal im Heim, woran ich mich nicht erinnern kann. Also mein Vater ging dann im Aluminiumwerk arbeiten, und meine Mutter führte den Haushalt, bis es ihr zu dumm gewesen sein muß, und sie wieder als Kellnerin arbeiten ging, was meinem Vater nicht gerade gefallen haben muß. Da mein Vater ein sauberes Zuhause gewöhnt ist und immer sein warmes Essen, wenn er nach Hause kam, und das nicht mehr der Fall war, seit meine Mutter arbeitete, gab es zu Hause ab und zu von meinem Vater ein paar ganz gewaltige Wut-ausbrüche. Da er seine Wut nicht an den Kindern, also an uns, auslassen konnte, weil wir noch zu klein waren, griff er halt immer öfters zur Flasche, das heißt: er hat sich heimlich oft sinnlos besoffen, und wenn dann meine Mutter von der Arbeit nach Hause kam, muß es sogar manchmal zu handfesten Auseinandersetzungen gekommen sein.
    Mein Vater muß dann auf kurz oder lang mal ausgezogen sein, zu seinen Eltern, die natürlich meine Mutter von Anfang an nicht ausstehen konnten, da sie keine Zeugin Jehova war.
    Da sie am laufenden Band auf meiner Mutter rumgehackt haben, beschloß mein Vater dort wieder auszuziehen und zu uns zurückzukommen, da er ja meine Mutter liebte und er ja auch noch Kinder hatte, das muß ihm so nebenbei mal eingefallen sein. Kurze Zeit darauf hatte ich auf einmal sogar ein Schwesterchen, das Daniela heißt, und acht Jahre jünger ist als ich. Ach was ich auch noch vergessen habe, das erste Schuljahr mußte ich wiederholen, da mich meine Mutter aus der Schule genommen hat, mit der Begründung, ich sei dumm.
    Wenn mir das damals einer erzählt hätte, hätte ich es sogar geglaubt, denn meine Mutter hat es ja oft genug zu mir gesagt.
    So, nun kommen meine Erinnerungen. Meine Mutter ging kurz nach der Geburt von Daniela wieder arbeiten, da das Geld nicht langen täte, und wir jetzt ein Sechs-Personen-Haushalt wären.
    In der Zeit, als sie arbeiten war, versorgte ich Daniela, machte die Wohnung sauber und kümmerte mich um meine zwei kleinen Brüder. Es war nicht immer gerade angenehm, meine kleine Schwester trockenzulegen, aber auf sie aufpassen hat mir Spaß gemacht. Mein Tagesablauf zu der Zeit war ganz einfach: Nach der Schule mußte ich mich um die Geschwister kümmern, da meine Mutter ja erst nachmittags arbeiten gegangen ist; dann die Wohnung aufräumen, und ab und zu sogar das Abendessen warm machen, wenn mein Vater nicht rechtzeitig von der Arbeit nach Hause gekommen ist. Eines Tages verspürte ich starke Schmerzen in der Hüfte, genau am Hüftgelenk, und als ich es meiner Mutter sagte, da meinte sie, daß es schon wieder weggehen würde, und ich solle nicht so wehleidig sein. Aber die Schmerzen hörten nicht auf. Meine Mutter ging weiter arbeiten, und mein Vater griff wieder öfters zur Flasche, da er irgendwelche Sorgen mit meiner Mutter hatte. Eines Abends hatten sie einen barbarischen Streit, wobei meine Mutter eine Ohrfeige eingefangen hat, da mein Vater besoffen war und sich nicht mehr beherrschen konnte. Als mein Vater eingeschlafen war in seinem Vollrausch, griff meine Mutter zu Schlaftabletten. Sie wollte sich kurz entschlossen einfach umbringen, nur weil sie eine Ohrfeige bekommen hatte.
    Als sie dann ins Kinderzimmer kam, mit einer Haribotüte in der Hand, was sehr selten vorkam um diese Uhrzeit, ist mir noch nichts aufgefallen an ihr. Erst als sie vor meinem Bett zusammengebrochen ist, erfaßte mich eine lähmende Angst, die ich heute noch nicht beschreiben kann. Nachdem ich meinen ersten Schock überwunden hatte, kniete ich mich neben meine Mutter und versuchte sie wachzurütteln, was mir natürlich nicht gelang. Kurz entschlossen rannte ich ins Wohnzimmer, wo mein Vater auf dem Sofa schlief und unüberhörbar schnarchte. Ich versuchte ihn wachzurütteln, was mir ebenfalls nicht gelang, da ihm der Alkohol zu stark ins Gehirn gestiegen sein muß. Dann vernahm ich das Weinen

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