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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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Sterne waren ungeheuer schön, so dicht und hell. Meine Augen liefen Gefahr, sich am Himmel zu verirren, wenn ich noch länger hinschaute. Zu Hause war es schon ungewöhnlich, wenn man trotz Luftverschmutzung und greller Großstadtlichter überhaupt irgendwelche Sterne zu Gesicht bekam. Aber hier in der Wüste waren sie unübersehbar, überwältigend. Es kam mir vor, als könnten sie mich verschlucken. Sie wirkten wie hunderttausend winzige Kerzen und jede strahlte Hoffnung aus. Sie zu sehen, gab mir das Gefühl, dass alles wieder in Ordnung käme.
    Ich wartete, bis du das nächste Mal an mir vorbeifuhrst, dann kam ich aus meinem Versteck am Felsen. Als ich die Schultern vom Stein hinter mir löste, war ich überrascht von der plötzlichen Kälte an meinem Rücken. Offenbar hatten die Felsen in den vielen hellen Stunden die Wärme gespeichert und gaben sie nun ab. Ich machte ein paar Schritte hinaus in den Sand.
    Sofort fühlte ich mich schutzlos, als wäre ich nackt und du würdest jede meiner Bewegungen verfolgen. Schnell rannte ich zum Zaun, mit gesenktem Kopf. Es waren nur ein paar Meter, aber es kam mir viel weiter vor. Die ganze Zeit lauschte ich auf den Motor deines Wagens und ich hörte ihn auch, aber nur als ein dumpfes Dröhnen hinter den Felsen.
    Am Zaun angekommen, blieb ich stehen. Er bestand aus fest gespanntem Maschendraht und reichte mir ein ganzes Stück über den Kopf. Die Maschen waren so dicht, dass ich nicht mal die Finger durch die Löcher stecken konnte. Ich versuchte mit dem Stiefel irgendwie Halt zu kriegen, rutschte aber am Maschendraht ab und schürfte mir die Hand auf. Ich probierte es mit dem anderen Stiefel, aber das brachte auch nichts. Ich trat an den Zaun. Ich warf mich mit dem ganzen Körper dagegen, prallte aber ab.
    Da begann ich zu zittern, keine Ahnung, ob vor Kälte oder aus Angst … wahrscheinlich beides. Ich musste mich auf das Problem konzentrieren. Wenn ich nicht über den Zaun drüberkam, musste ich unter ihm durch. Ich ließ mich auf den Sandboden fallen und begann zu graben. Aber das hier war kein normaler Sand wie an einem Strand. Das hier war harter Wüstensand mit Steinen und Dornen und Pflanzenüberresten. Er war so robust und unerbittlich wie alles hier draußen. Ich biss die Zähne zusammen und strengte mich an, einfach weiterzugraben, egal, wie sehr der Dreck meine Hände zerkratzte. Ich kam mir vor wie in einem Kriegsfilm, in dem sich jemand aus einem Gefangenenlager freizubuddeln versucht. Aber das wirkliche Leben ist anders als Hollywood. Das Loch, das ich grub, war gerade mal groß genug für ein Kaninchen. Es hatte keinen Sinn. Ich warf mich auf den Bauch und versuchte, den Maschendraht vom Boden wegzuziehen, schaffte es aber nicht. Ich bekam gerade mal die Finger drunter und das war’s. Er war einfach zu fest gespannt.
    Ich legte mich der Länge nach in den Sand, die Nase an den Zaun gepresst. Mein Herz raste und auch mein Atem ging viel zu schnell. Ich stand wieder auf und versuchte noch mal, über den Zaun zu steigen. Ich war kurz davor, loszuschreien vor lauter Frust. Alles schien mich zu erdrücken: der Zaun, die Felsen …
    Da hörte ich deinen Wagen.
    Ich wollte zurück zu den Felsen rennen. Aber du kamst um die Ecke, bevor ich den Schutz der Dunkelheit erreicht hatte. Trotzdem zog ich mich bis an die Felswand zurück und wartete.
    Du hieltst an und stelltest den Motor aus. Dann stiegst du aus und lehntest dich gegen die Motorhaube. Suchend spähtest du hinüber zu den Felsen. Du hattest mich wegrennen sehen, da war ich mir sicher. Vermutlich konntest du mich auch jetzt sehen, wie ich zitternd dastand und mich verzweifelt gegen die Steine drückte, in der Hoffnung, die darin gespeicherte Wärme in mich aufzunehmen.
    »Gem?«, riefst du.
    Einen Moment später gingst du um den Wagen herum zur Beifahrertür und machtest sie auf. Du holtest einen Pullover heraus und hieltst ihn in meine Richtung.
    »Komm zu mir zurück.«
    Ich blieb still. Ich wollte nicht zurück zu dir. Ich wusste nicht, was du tun würdest. Ich presste die Arme gegen den Felsen und versuchte das Zittern zu unterdrücken. Meine Fingerspitzen wurden langsam blau.
    »Du kommst hier nicht raus«, riefst du. »Ich warte die ganze Nacht auf dich oder die ganze Woche, wenn’s sein muss. Du entwischst mir nicht.«
    Du klopftest dir auf die Taschen, zogst eine fertig gerollte Zigarette heraus und begannst zu rauchen. Das Aroma glimmender Blätter wehte zu mir und blieb in der kalten

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