Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
Vom Netzwerk:
doch wieder skeptisch, was wir hier machen. Meine Laune kann von einem Moment zum anderen ganz schön umschlagen. Wir strecken uns eine Weile und ziehen dann unsere Schuhe über.
    »Hey Jeffer, ich muss bald nach Hause.«
    »Ich weiß.«
    »Meine Eltern werden ganz schön sauer sein.«
    »Ich weiß.«
    »Du hast dich auch lange nicht mehr im Zivi blicken lassen.«
    »Na ja. Die kommen schon auch ohne mich klar.«
    »Bob wird dich vermissen.«
    »Bob muss lernen, mit seinem Leben alleine klarzukommen.«
    »Als ob das so einfach wäre.«
    »Ich bin nicht Mutter Teresa.«
    »Nein, wohl kaum.«
    »Ich habe Hunger. Du auch? Ich hole uns was aus dem Bordrestaurant.«
    »Ja, warum nicht.«
    Jeffer verschwindet und ich schaue wieder aus dem Fenster. Er stößt die Menschen vor den Kopf. Kiki, Edgar, Bob. Nicht zu sprechen von den unzähligen Damen, die sich um ihn bemühen. Auch ich habe angefangen, Leute vor den Kopf zu stoßen. Jedenfalls Maja. Ich muss das irgendwie wiedergutmachen, denn eigentlich ist das nicht meine Art. Vielleicht lade ich sie übers Wochenende nach Prag ein. Ja, da wollten wir sowieso schon die ganze Zeit zusammen hin. Das heißt, wenn meine Eltern mich jemals wieder aus dem Haus lassen. Ich stecke ganz schön in Schwierigkeiten. Nicht dass man das nicht eher hätte voraussehen können. Trotzdem. Jede einzelne Minute war es wert.
    »Ich habe nur Smarties bekommen.« Jeffer steckt seinen Kopf ins Abteil. »Na ja, sie hatten noch Bockwurst, aber ich habe gedacht, dass du Bockwurst eklig findest, alle Frauen finden Bockwurst eklig, also habe ich meine vor Ort verdrückt, damit du mich nicht auch noch eklig findest. Ich könnte es dir nicht mal verübeln, ich meine, ist schon klar, Bockwurst steht auf der Sexyskala der Lebensmittel ziemlich weit unten. Ich hätte dir wahrscheinlich nicht mal sagen dürfen, dass ich ’ne Bockwurst gegessen habe. Das hört sich ja auch schon blöd an, Bockwurst! Was ist das für ein Name?«
    Ich muss grinsen. »Smarties sind voll okay.«
    Er wirft mir die Packung zu und lässt sich in den Sitz fallen.
    »Erinnerst du dich noch an unser erstes Treffen?«, fragt er.
    »Mein Geburtstag.«
    »Ja, wir saßen bei mir rum und sprachen über Wünsche.«
    »Was man sich wünschen würde, wenn die Fee käme und so.«
    »Du wolltest, glaube ich, mit George Clooney ins Bett«, erinnert er mich.
    »George Clooney? Echt? Na ja, ich meine, in Emergency Room …«
    »Ja. Ich verstehe schon. Auch wenn er dein Opa sein könnte.«
    »Das ist pervers irgendwie, oder?«, lache ich.
    »Keine Ahnung.«
    »Hm. Was hattest du dir doch gleich gewünscht?«
    »Ich hatte es dir nicht verraten.«
    »Was? Ich habe dir meine intimsten Wünsche verraten und du …«
    »Das hier habe ich mir gewünscht!«, unterbricht er mich.
    »Was?«
    »Das!« Er deutet mit dem Arm durchs Abteil, dann auf mich und auf sich.
    »Du machst mir manchmal Angst«, rutscht es mir irgendwie raus.
    »Nicht dein Ernst.« Er sieht mich eindringlich an.
    »Na ja, manchmal klingt bei dir alles so, als sei es immer schon geplant, als würdest du alles aus Berechnung tun.«
    »Du kennst mich und weißt, dass das nicht stimmt.«
    »Wer weiß.« Ich senke den Blick.
    »Du hast nicht wirklich Angst vor mir, oder?«
    »Vor dir nicht, aber vor dem, was du manchmal tust.«
    »Keine Sorge, du wirst wohlbehalten wieder zu Hause ankommen, um dir den Ärger von deinen Eltern abzuholen.«
    »Das bezweifle ich nicht.«
    »Gut.«
    »Gut.«
    »Und jetzt gib mir gefälligst was von deinen Smarties ab, dieser Bockwurstnachgeschmack ist ja nicht auszuhalten!«
    »Bäh. Bockwurst ist schon schlimm, aber Bockwurstnachgeschmack ist ja wohl das Widerlichste!« Wir schneiden angewiderte Grimassen. Ich lasse Smarties in seine offene Handfläche rieseln.

    Das Schöne an Warnemünde ist, dass man es vom Bahnhof nicht weit bis zum Strand hat. Wir sind gerade erst losgelaufen, und schon stehen wir im Sand, vor uns die Ostsee. Der Mond spendet ein wenig Licht und es ist einfach unglaublich. Das Rauschen des Meeres lässt sofort vergessen, dass wir noch vor drei Stunden in einer lauten grauen Stadt waren. Hier ist alles anders. Eigentlich, wenn ich ehrlich bin, möchte ich gerade nirgendwo anders sein. Man sieht sogar Sterne. Wahnsinn.
    »Wir müssen noch ein Stück laufen«, sagt Jeffer und schultert seinen Rucksack.
    Je weiter wir den Strand entlanglaufen, umso dunkler wird es. Ich mag Dunkelheit nicht besonders und deshalb hake ich mich bei Jeffer unter. Wir

Weitere Kostenlose Bücher