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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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hinein Leben. Und bald muss ich mich wieder verabschieden und schön brav in Tempelhof wieder zur Schule gehen, Referate vorbereiten und Familienausflüge machen.«
    »Du musst gar nichts, wenn du es nicht willst.«
    »Und trotzdem weißt du, dass ich doch muss.«
    »Ich finde, gegen Familienausflüge ist nicht viel einzuwenden.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Und trotzdem ist jetzt alles anders«, sage ich etwas trauriger, als es klingen sollte.
    »Das will ich doch schwer hoffen, sonst wäre das alles hier umsonst gewesen.«
    »Keine Sorge, deine Mühe hat sich gelohnt.«
    »Hey, weißt du was, ich mag jetzt noch gar nicht sentimental werden. Wollen wir nicht lieber beim Sonnenaufgang schwimmen gehen? Macht man ja auch nicht alle Tage«, schlägt Jeffer vor und nimmt mich an die Hand.
    Wir gehen aus der Hütte raus, dem Meer entgegen. Den Sonnenaufgang haben wir verpasst, die Sonne steht schon am Himmel und strahlt angenehme Wärme ab. Jeffer steigt aus seinen Schuhen und den Jeans, und ich bin froh, dass er seine Shorts anbehält. Ich bleibe in Shirt und Unterhose und wir steigen ins kalte Wasser. Jeffer nimmt Anlauf und stürzt sich in die Wellen, wie harte Kerle das eben so machen. Ich taste mich vorsichtig in tieferes Wasser, aber bei der Hüfte gebe ich auf und drehe wieder ab Richtung Strand.
    »Nichts da!«, ruft Jeffer, und schon höre ich ihn hinter mir, und bevor ich meinen Gang beschleunigen kann, packt er mich von hinten und zieht mich ins Wasser.
    »Habe ich dir schon mal gesagt, dass ich dich nicht leiden kann?«, rufe ich, als ich aus dem Wasser wieder auftauche. Ich streiche mir die Haare aus dem Gesicht und versuche, wieder Form reinzukriegen. Ich sehe scheußlich aus mit nassen Haaren. Das ist auch ein Vorteil dieser schönen Menschen, sie können nasse Haare haben oder gar keine, sieht trotzdem gut aus.
    Jeffer macht noch ein paar Schwimmzüge und ich lasse mich von den Wellen umgarnen. Wir toben ein bisschen rum. Spritzen uns Wasser ins Gesicht, bis es in den Augen brennt, tun so, als hätten wir unter Wasser einen ekligen Monsterfisch entdeckt, kneifen uns in die Oberschenkel. Dann packt mich Jeffer, wirft mich über seine Schulter und trägt mich zum Strand. Dort lässt er mich in den Sand fallen.
    »Ich hole schnell die Handtücher. Lauf nicht weg«, sagt er und verschwindet.
    Ich bekomme eine Gänsehaut und versuche, mich an mich selbst zu kuscheln. Am Himmel bilden sich kleine Schäfchenwolken, die wohl das ganze Jahr über zur Ostsee gehören. Am Strand ist niemand zu sehen. Wir sind wirklich ganz alleine hier. Wahnsinn.
    Jeffer bringt die Handtücher und die Thermoskanne mit Kaffee. Außerdem natürlich Zigaretten. Ich wickle ein Handtuch um mich und das andere um meine Füße.
    »Wie oft warst du schon hier?«, frage ich ihn.
    »Ein paar Mal.«
    »Alleine?«
    »Natürlich alleine. Keiner kennt das hier.«
    »Jetzt kenne ich es.«
    »Du sollst es kennen.«
    »Danke. Und schon wieder fühle ich mich auserwählt. Du schaffst das immer wieder.«
    »Und du machst dich immer wieder lustig.«
    »Und du findest das gut.«
    »Ich hatte mal überlegt, Edgar mitzunehmen, aber dann habe ich es mir doch wieder anders überlegt. Wir waren schon in Warnemünde, und da hab ich schnell so getan, als wollte ich nur ein Eis mit ihm an der Promenade essen.«
    »Oh.«
    »Ja. War ein enttäuschender Nachmittag. Das Eis war scheiße.«
    »Edgar ist ein guter Freund«, sage ich wehmütig. Es tut mir immer noch sehr leid, dass wir ihn auf der Straße haben stehen lassen.
    »Ja, aber er wird sich abwenden, wahrscheinlich schon bald. Er ist nur Tourist bei der großen Rock ’n’ Roll Show.«
    »Und bevor er sich abwendet, wendest du dich einfach ab.«
    »Ich brauche keine psychologischen Erklärungen. Ist halt, wie es ist.« Jeffer nimmt seine Abwehrhaltung ein.
    »Ich weiß nicht. Ich könnte damit nicht leben.«
    »Sollst du auch nicht.«
    »Hast recht. Jeder kämpft und stirbt für sich allein«, versuche ich, ihn herauszufordern.
    »Wer hat das gesagt? Che Guevara?«
    »Der oder ein anderer. Jim Morrison oder irgendein Schriftsteller, vielleicht auch mein Vater.«
    »Hey, wollen wir ein Feuer anzünden?«, lenkt er vom Thema ab.
    »Vielleicht willst du. Ich jedenfalls bleibe hier sitzen, ich rühre mich nicht vom Fleck. Ich bin im Bann des Meeres.«
    »Faul bist du.«
    »Jup.«
    Jeffer macht sich wieder auf den Weg. Irgendwie kann dieser Typ nie lange still sitzen. Ich verstehe gar nicht, was er in dieser

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