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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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vielleicht berechtigt, aber nicht richtig. Es ist nicht meine Aufgabe, ihn davon zu überzeugen. Eigentlich kann es mir auch egal sein, was für ein Verhältnis er zu ihr hat.
    Immer wenn es ungemütlich wird, macht er sich aus dem Staub. Das hat seine Mutter über ihn gesagt.
    Vielleicht ist das die einzige Warnung vor Jeffer, die ich ernst nehmen sollte. Sie wird es wissen. Sie ist schließlich seine Mutter.
    Es klopft wieder. Ich fuchtle mit den Armen Richtung Tür, um Jeffer darauf aufmerksam zu machen. Er versteht sofort, was ich meine, und dreht erschrocken den Plattenspieler wieder leise. Er legt seinen Finger auf die Lippen. Ich zögere kurz, ob ich das Spiel weiterspielen soll, aber schließlich … ach, egal … schlimmer kann es nicht kommen.
    »Kiki«, vermutet Jeffer.
    »Ich glaube, es ist wieder Edgar«, flüstere ich.
    Jeffer schleicht sich zur Tür. Er sieht durch den Spion, dann sieht er zu mir, dann wieder zum Spion.
    »Wer ist es?«
    »Maja.«
    »Was?«
    Dann klopft es wieder. »Frieda! Frieda! Mach auf! Ich weiß, dass jemand da ist! Ich habe Musik gehört. Ich bin doch nicht blöd!«
    »Mach auf«, fordere ich Jeffer auf.
    »Ganz oder gar nicht.« Er hat jetzt wieder so einen ernsten Blick.
    Ich gehe zur Tür.
    »Frieda. Dann ist alles kaputt«, flüstert Jeffer bittend.
    Ich halte inne und sehe ihn an. Er schüttelt langsam den Kopf. Maja klopft noch einmal.
    Ich bin hin und her gerissen.
    Dass Maja hier auftaucht, darauf war ich nicht vorbereitet. Eigentlich will ich sie jetzt nicht sehen. Sie würde Fragen stellen und Dinge erzählen und Dinge wissen wollen. Wir waren jetzt ein paar Tage hier alleine, und es war schön, und Jeffer hat recht: Wenn ich jetzt die Tür aufmache, ist alles kaputt. Aber es ist bescheuert, sich auf diese Weise zu verleugnen. Ich lege die Hand auf die Türklinke.
    »Frieda. Bitte«, wispert Jeffer und sieht jetzt tatsächlich aus wie ein kleiner verzweifelter Junge.
    Ich lasse die Klinke wieder los und gehe leise ins Zimmer. Maja klopft noch einmal, dann tritt sie gegen die Tür und flucht. Schließlich geht sie.
    Ich gehe zum Fenster und schiebe den Vorhang ein Stück zur Seite. Ich sehe sie davongehen. Einmal dreht sie sich um, sieht zu den Fenstern hoch. Sie sieht mich nicht. Ich bin froh und gleichzeitig irgendwie sauer. Auf mich, auf Jeffer, auf diese ganze Situation.
    Ich knalle die Tür zum Zimmer zu und setze mich aufs Fensterbrett. Ich will jetzt nicht mit Jeffer reden, und als er leise an die Tür klopft, antworte ich nicht. Er geht davon, räumt in der Küche irgendwas rum. Wahrscheinlich spült er ab.
    Ich sitze da und sehe durch den Spalt im Vorhang nach draußen. Das letzte Mal waren wir vor drei Tagen draußen. Wir waren bei Jeffers Mutter und dann mit Edgar in der Elvis Bar . Seitdem hängen wir aufeinander. Seitdem ist schon wieder so viel passiert. Maja hat mich wieder zurückgeholt. Was mache ich eigentlich hier? Wir spielen romantische Zweisamkeit. Alleine gegen den Rest der Welt. Wir halten uns für unglaublich clever, für etwas Besonderes.
    Aber jetzt gerade glaube ich, dass das alles eine miese Komödie ist. Was soll das bezwecken? Wir können nicht ewig so weitermachen. Irgendwann müssen wir doch wieder raus. Aber bis dahin haben wir alle verärgert und vor den Kopf gestoßen. Und schließlich muss ich doch wieder nach Hause. In Wirklichkeit ist es vielleicht das, was mich so wütend macht.
    Ich lege mich ins Bett, ziehe die Decke über den Kopf. Jeffer spielt DJ an seinem Plattenspieler. Plötzlich habe ich wieder ganz starke Sehnsucht nach ihm, und obwohl mich nur eine Wand von ihm trennt, schaffe ich es nicht, zu ihm rauszugehen. Um mich abzulenken, stelle ich mir vor, wie es sein wird, wieder in der Schule zu sitzen. Französisch und Mathe und langweilige Referate. Die Lehrer, die nie müde werden, uns zu erzählen, dass unser Abi im nächsten Schuljahr vor uns liegt und dass dies die wichtigste Zeit in unserem Leben ist.
    Dabei warten wir doch alle darauf, dass danach das Leben endlich richtig anfängt.
    Es gibt ein paar, die wissen schon genau, wie ihr Leben weitergehen wird. Zwei Jungs wollen zum Bund. Berufssoldaten. Bei diesem Gedanken wird mir echt schlecht und ich verstehe die Welt nicht mehr. Wie kann man so etwas nur freiwillig tun?
    Leni aus der Nachbarklasse wird Jura studieren und Marco irgendwas mit Kommunikation und Medien. Sarah will ein Jahr alleine nach Südamerika. Das ist wenigstens etwas. Da habe ich Respekt vor.
    Maja

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