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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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geschlafen.«
    Er richtet sich auf.
    »Sprichst du nicht mit mir? Hab ich wieder Scheiße gebaut?«, fragt er und zieht eine Schnute, wie kleine Kinder das tun.
    Ich kann es nicht fassen, dass er versucht, sich hinter einem Filmriss zu verstecken.
    Eine Weile herrscht Stille.
    Er zündet sich eine Zigarette an.
    »Okay. Du sprichst nicht mit mir. Ich verstehe schon.«
    Er steht auf, geht zum Wasser, sodass er die Füße eintauchen kann, und sieht sich um.
    »Was machen unsere Rucksäcke hier?«
    Er kratzt sich am Kopf.
    »Gut. Ich weiß, weshalb du sauer bist. Ich bin ja nicht blöd. Aber das war doch nur ein Witz! Ein Scherz! Ich wollte mich doch nicht umbringen. Das glaubst du doch nicht, oder? Das war nur … der Kuss, nein, die Küsse … schon wieder im Übrigen, wir sollten langsam mal über uns nachdenken … und dann der Alkohol und das Meer, und ich dachte nur … na ja … man soll doch gehen, wenn es am schönsten ist …«
    »Ach ja?« Ich stehe auf und sehe ihm in die Augen. »Ich finde, man soll gehen, wenn es anfängt, beschissen zu werden!«
    »Wie meinst du das?«
    Ich schultere meinen Rucksack. Und halte ihm seinen entgegen.
    »Los, komm. Ich habe das Haus ausgeräumt. Alles ist zusammengepackt. Wir fahren.«
    »Auf keinen Fall!« Jeffer lacht.
    »Auch gut!« Ich lasse seinen Rucksack in den Sand fallen. »Ich jedenfalls fahre jetzt.«
    Wir sehen uns herausfordernd in die Augen.
    »Okay«, sagt Jeffer und lässt sich wieder in den Sand plumpsen.
    »Ich fände es schön, wenn du mitkommst«, sage ich.
    »Ich kann nicht.« Er schüttelt den Kopf.
    »Sonst kannst du immer alles und plötzlich nicht?«
    »Tut mir leid.«
    »Wie auch immer. Ich muss los.«
    »Okay.«
    Es zerreißt mich innerlich. Ich möchte ihn gerne anschreien, ihm eine scheuern, ihn küssen, was auch immer, bloß nicht dieses Pokerface, dieses Tun, als wäre man so abgebrüht und kühl.
    Nur, diesmal wird er nicht so einfach davonkommen. Ich wende mich ab, hebe noch meine Hand zum Abschied und gehe.
    Natürlich rechne ich damit, dass Jeffer versuchen wird, mich zurückzuhalten, hinter mir herlaufen wird oder zumindest rufen. Aber er tut es nicht.
    Ich laufe festen Schrittes weiter und muss mich sehr zusammenreißen, um nicht zurückzuschauen.
    Aber nach einigen wütenden Schritten verändert sich was, ich richte mich auf, strecke meinen Kopf in die Höhe und fühle, wie etwas von mir abfällt, wie etwas leichter wird, und ich werde immer schneller, immer bestimmter und kann es kaum erwarten, im Zug nach Hause zu sitzen.

    In Warnemünde muss ich noch zwei Stunden auf den Interconnex nach Berlin warten. Ich schlendere die Promenade entlang, strecke mein Gesicht der Sonne und dem Wind entgegen. Ich freue mich auf eine Dusche. Ich freue mich auf den Geruch unserer Wohnung. Es kann eigentlich nicht sein, aber ich freue mich auch auf meine Eltern, die übermorgen wieder heimkehren.
    Ich esse an einer Bude ein Crêpe mit Nutella und trinke schwarzen Tee. Dann rauche ich meine letzte Zigarette. Ich werde eine Pause davon machen. Und mehr Gemüse essen. Und schwimmen gehen. Vielleicht fange ich an der Volkshochschule einen Gitarrenkurs an.
    Mit Maja mache ich einen Frauenabend, wir gehen tanzen.
    Der Sommer steht bevor, man könnte darüber nachdenken, in Ungarn zu zelten oder sich Lissabon anzugucken.
    Aber dann, ganz plötzlich, schlägt meine Laune wieder um, die Aufbruchstimmung verschwindet und ich mache mir Sorgen um Jeffer. Natürlich wollte er sich nicht umbringen. Aber er hat so getan, als ob. Das reicht aus, um sich Sorgen zu machen.
    Und was soll ich alleine in Lissabon?
    Ich bin froh, als mein Zug endlich einfährt und ich mich in einen Sitz am Fenster kuscheln kann. Mir gegenüber sitzt ein Typ, Student, mit trendy schief geschnittenen Haaren und kaputten Jeans. Er grinst mich an. Ich sehe bestimmt total kaputt aus, habe schon einige Zeit in keinen Spiegel mehr gesehen. Ich lächle halbherzig zurück und schaue dann aus dem Fenster. In zweieinhalb Stunden bin ich zu Hause.
    »Ach nee!« Maja sitzt auf meinem Bett und lackiert sich die Zehennägel.
    »Hey«, sage ich und lasse meinen Rucksack auf den Boden fallen.
    »Und ich dachte, du wärst verschollen. Wollte schon eine Vermisstenanzeige aufgeben.«
    »Nicht nötig.« Ich setze mich zu ihr aufs Bett und umarme sie.
    »Ich müsste eigentlich sauer auf dich sein. Aber ich bin es nicht. Super, oder?«
    »Das ist gut. Wirklich.« Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Das

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